„Frieden und Gerechtigkeit, Freiheit und Menschlichkeit zeugen von wahrhafter Frömmigkeit“

Grußbotschaft zum islamischen Fastenmonat Ramadan
Bonn, 29. Mai 2017. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, richtet auch in diesem Jahr eine Grußbotschaft an die Muslime in Deutschland, um ihnen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan und zum Fest des Fastenbrechens die Segenswünsche der Bischöfe und der deutschen Katholiken zu übermitteln: „Verehrte muslimische Gläubige, Sie mühen sich in der 30-tägigen Fastenzeit, den göttlichen Willen zu ergründen und sich für Gottes Stimme besonders zu öffnen. Möge der barmherzige Gott Ihren Ruf erhören, Sie und Ihre Familien in dieser Fastenzeit begleiten und Ihnen beistehen. Ich wünsche Ihnen im Namen der katholischen Christen in unserem Land eine gesegnete Fastenzeit und ein glückliches Fest zum Ende des Ramadan.“
 
In seiner Grußbotschaft lenkt Kardinal Marx den Blick auf Europa und die Unterzeichnung der Römischen Verträge vor 60 Jahren: „Heute ist der Prozess der Einigung Europas harten Rückschlägen und Anfeindungen ausgesetzt. Missverständnisse und populistische Demagogie prägen manche Debatten – auch in Deutschland. Deshalb sollten wir uns erneut bewusst machen: Die europäische Integration, wie sie vor allem in der Europäischen Union Gestalt angenommen hat, stellt das erfolgreichste Friedens- und Freiheitsprojekt dar, das die Menschen in unserer Weltgegend je gesehen haben.“ Dieses Projekt beruhe auch auf der Entschlossenheit der Völker, die Voraussetzungen für ein friedliches, für alle bereicherndes Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft, Kultur und religiöser Überzeugung nicht nur auf der nationalen, sondern auch auf der staatenübergreifenden Ebene zu garantieren und abzusichern.
 
Die Achtung und der Schutz von Freiheit, Menschenwürde und Menschenrechten, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der Gleichheit aller Staatsbürger ungeachtet ihres religiösen Bekenntnisses – dies alles seien universale Werte, die untrennbar mit der Idee Europas verbunden seien. „Deshalb, liebe muslimische Schwestern und Brüder, appelliere ich auch an Sie: Helfen Sie mit, dass diese Idee Europas lebendig bleibt! Sie trägt dazu bei, Gesellschaften aufzubauen, in denen Fremde und Einheimische, Gläubige und Nichtgläubige gleichermaßen in Frieden, Freiheit und gegenseitiger Achtung miteinander leben können.“ Kardinal Marx betont, dass wir keine Anstrengungen scheuen dürften, die wahrhaft religiösen Werte und Überzeugungen in den Mittelpunkt zu rücken. „Frieden und Gerechtigkeit, Freiheit und Menschlichkeit zeugen von wahrhafter Frömmigkeit. Als religiöse Menschen tragen wir eine besondere Verantwortung für unsere Jugendlichen. Sie haben das Recht, eine Erziehung auf der Grundlage dieser Werte und Überzeugungen zu erhalten, ein Rüstzeug für ihren ganzen Lebensweg.“ (ps)