Hans Tremmel: „Es war mir Pflicht und Ehre“

Scheidender Diözesanratsvorsitzender wollte „Beitrag leisten, den Laden zusammenzuhalten“
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Ohlstadt, 14. Oktober 2022. Nach zwölf Jahren als Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising hat Hans Tremmel bei der Vollversammlung des Laiengremiums am Freitag, 14. Oktober, in Ohlstadt, Landkreis Garmisch-Partenkirchen, seine Amtszeit offiziell beendet: „Es war mir Pflicht und Ehre“, so Tremmel. In drei Amtszeiten als Vorsitzender habe er Menschen kennengelernt, „die sich trotz aller Widerstände der Botschaft Jesu Christi verpflichtet wissen, die mit hoher Kompetenz, mit unermüdlicher Energie und Geduld konstruktiv an Themen, Aufgaben und Texten arbeiten. Von ihnen habe ich viel gelernt“, sagte Tremmel in seinem Bericht an die Vollversammlung. Er stellte aber auch die Mühen des „Gremienkatholizismus“ heraus: „In diese ehrenamtliche Arbeit fließt Energie, Nerven, Herzblut, Kompetenz, Geld und nicht zuletzt ganz viel Lebenszeit. Wer es als Ehrenamtlicher ernst nimmt, wird bisweilen an seine Grenzen kommen.“
 
In seinen Amtsjahren, so Tremmel, „habe ich mit bestem Wissen und Gewissen versucht, gemeinsam mit den Brüdern im geistlichen Amt und gemeinsam mit engagierten Laien aus dem Kreisverkehr rauszukommen, gute Richtungen zu finden und entsprechende Lichtzeichen zu setzen“. Dabei habe er „den mühevolleren Prozess angenommen, Lösungen gemeinsam zu erarbeiten“, was gelegentlich gelungen sei. Angesichts der „katastrophalen Missbrauchsverbrechen im Raum der Kirche“ habe er die Schwerpunkte seiner Arbeit als Vorsitzender gesetzt. „Und so wollte ich als Ethiker, Theologe und Familienvater auch innerkirchlich Akzente setzen und Reformen mitgestalten.“ Dabei sei ihm immer wichtig gewesen, „meinen Beitrag an der Einheit zu leisten, den Laden zusammen zu halten und die Heterogenität der Menschen in dieser Glaubensgemeinschaft nicht zu nivellieren. Die Kirche ist bunt und vielfältig und in meinem Leben trotz allem Negativen sehr positiv besetzt“.
 
Thematisch blickte der Diözesanratsvorsitzende zurück auf prägende Diskussionsprozesse der vergangenen Jahre. Zum bisherigen Verlauf des Synodalen Wegs drückte er sein Bedauern aus, dass „der so wichtige und wirklich gelungene Grundlagentext über die katholische Sexualmoral“ am ersten Tag der vierten Synodalversammlung „ausgebremst worden“ sei. Man habe nach der Abstimmung „das Entsetzen im Saal“ sehen können. „Das Ergebnis selbst ist demokratisch zu akzeptieren, aber die Art und Weise wie eine Minderheit der Bischöfe diesen Text abgeschossen hat, war ein Skandal“, so Tremmel. „Nicht an den Papieren mitzuarbeiten, die eigene Position im Vorfeld nicht zu artikulieren oder gar zu begründen und dann einfach dagegen zu stimmen, so dass eine dritte Lesung gar nicht erst möglich wird, ist inakzeptabel.“ Tremmel unterstrich die Alternativlosigkeit eines konstruktiven Synodalen Wegs für die Zukunft der Kirche in Deutschland, der kein „dogmatischer Rundkurs“ sein dürfe: „Wer nach dem furchtbaren Missbrauchsgeschehen alles so lassen will, wie es ist, verschwendet unser aller Zeit mit ergebnislosen Laber-Runden.“
 
Die Synodalversammlung in Frankfurt habe gelehrt, „dass wir mit genügend Diskussionszeit und echter synodaler Beratung gemeinsam eine gute Richtung für die gesamte Kirche Jesu Christi einschlagen und wirklich Innovatives auf den Synodalen Weg in Deutschland und weltweit bringen können“, so Tremmel. In diesem Kontext verwies Tremmel auf eine von Kardinal Reinhard Marx angeregte Arbeitsgruppe um den Generalvikar der Erzdiözese, die begonnen habe, „die konkrete Umsetzung der Synodalbeschlüsse speziell für unsere Diözese zu erarbeiten. Hierzu werden dann auch die synodalen Gremien der Diözese entsprechend eingebunden“.
 
Tremmel dankte dem Erzbischof von München und Freising für das „wirklich vertrauensvolle, konstruktive und sehr herzliche Miteinander“ während seiner Amtsjahre. Zwar seien sie nicht immer einer Meinung, „aber wir haben uns in den letzten Jahren in wesentlichen Themen doch sehr angenähert und einander immer besser verstanden“. Statt in Rente zu gehen, setze er künftig lediglich andere berufliche und private Prioritäten: Er freue sich, so Tremmel, „wieder mehr der Herr meines eigenen Terminkalenders“ zu sein. Zugleich versprach er: „Ich gehe dem Diözesanrat nicht verloren, nicht dem Laienapostolat, nicht dem Ehrenamt und schon gar nicht der Kirche.“
 
Tremmel wurde 1963 in Vilshofen geboren und engagierte sich schon in seiner Jugend als Ministrant, in der Jugendverbandsarbeit und im Pfarrgemeinderat. Nach dem Theologiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Promotion an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg war er zunächst wissenschaftlich tätig, dann als Leiter des Fachbereichs Caritas und Soziale Fachverbände beim Erzbischöflichen Ordinariat München. Seit 2002 ist er Professor für Theologie und Ethik in der Sozialen Arbeit und Leiter der Theologischen Zusatzausbildung an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München am Campus Benediktbeuern. Außerdem ist Tremmel Professor für Moraltheologie und Sozialethik im Studiengang Religionspädagogik und Studienleiter des Pastoralkurses der Ständigen Diakone in Bayern. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.
 
Der Diözesanrat der Katholiken ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese. In die Vollversammlung werden Vertreterinnen und Vertreter der Dekanatsräte, die sich wiederum aus Vertretenden der Pfarrgemeinderäte zusammensetzen, sowie Vertreter der katholischen Verbände und Organisationen entsandt. Die rund 170 Teilnehmenden der konstituierenden Vollversammlung in Ohlstadt, die noch bis Samstag, 15. Oktober, dauert, tauschen sich auch mit Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, aus. Generalvikar Christoph Klingan informiert im Rahmen der Versammlung über die geplante Dekanatsreform in der Erzdiözese. (hs)