München, 21. Juli 2022. Mit Blick auf das von der Erzdiözese München und Freising in Auftrag gegebene, Anfang dieses Jahres vorgestellte neue externe Gutachten zu sexuellem Missbrauch und auf weitere Schritte der Aufarbeitung hat Christoph Klingan, Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, betont, die Erzdiözese stelle sich ihrer Verantwortung, indem sie „diesen Weg der schonungslosen Offenlegung des Geschehenen“ gehe, „um notwendige Veränderungen voranzutreiben“. Auch wenn das Thema die gesamte Gesellschaft betreffe, sehe man sich als Kirche „natürlich in besonderer Verantwortung, das Geschehene aufzuarbeiten, Transparenz zu schaffen, uns den Opfern zuzuwenden und nicht zuletzt alles zu tun, damit Missbrauch in der Kirche heute und in Zukunft bestmöglich verhindert werden kann“, so Generalvikar Klingan im Rahmen der Finanzpressekonferenz der Erzdiözese am Donnerstag, 21. Juli, in München.
Die Erzdiözese stelle sich dieser Verantwortung „nicht erst seit dem Januar 2022, sondern auch bereits in den vergangenen Jahren“, betonte Klingan, „obgleich es sicher stets noch Optimierungspotential gibt, wir sind da in einem Prozess“. Als wesentliche Schritte nannte der Generalvikar die Einrichtung des Betroffenenbeirats und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Jahr 2021. Auch sei die Zahl der unabhängigen Ansprechpersonen, die allen Hinweisen auf sexuellen Missbrauch nachgehen, auf drei erhöht worden, so dass hier nun ein Jurist, eine Psychologin und eine Sozialpädagogin als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Mit Veröffentlichung des neuen Gutachtens habe zudem eine telefonische Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene ihre Arbeit aufgenommen. „Die Anlauf- und Beratungsstelle wird als dauerhaftes Angebot fortgeführt – auch für Ehrenamtliche, Angehörige und andere. Es konnten, was eine Ausnahme ist, zusätzliche Personalstellen geschaffen werden, zwei Psychologinnen und eine Verwaltungskraft arbeiten seit 1. Juli bei dieser Stelle“, so Klingan. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit, dass sich Betroffene an eine der nichtkirchlichen Fachberatungsstellen wenden, mit denen die Erzdiözese entsprechende Kooperationsverträge habe.
Neben der Unterstützung für Betroffene sei die Prävention „eine für uns ganz zentrale Aufgabe mit Blick auf Gegenwart und Zukunft“, erklärte Klingan. Hier sei in den vergangenen Jahren viel entwickelt worden, „die Präventionsarbeit der Erzdiözese genießt hohe Anerkennung, im Gutachten wurde sie positiv hervorgehoben und auch über den kirchlichen Bereich hinaus wird die Expertise hier angefragt“. Gemeinsam mit dem Kinderschutzzentrum der Universität Gregoriana in Rom sei etwa ein E-Learning-Programm entwickelt worden, das für alle Priester und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtend sei.
Die entscheidenden Anliegen der Erzdiözese hinsichtlich der Unterstützung von Betroffenen und der Prävention von sexuellem Missbrauch fasste Generalvikar Klingan mit den Worten „Helfen und Schützen“ zusammen: „Helfen: den Menschen, denen in ihrer Kindheit und Jugend im kirchlichen Bereich durch Mitarbeitende der Kirche Schreckliches widerfahren ist. Sie sollen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Und Schützen: Das heißt, alles tun, damit die kirchlichen Einrichtungen im Erzbistum München und Freising Orte sind und bleiben, an denen Kinder und Jugendliche geschützt sind und bereichernde, positive Erfahrungen für ihren Lebensweg machen.“
Im Anschluss berichteten Elisabeth Dreyßig von der Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch sowie Lisa Dolatschko-Ajjur, Leiterin der Stabsstelle Prävention von sexuellem Missbrauch, über ihre Arbeit, über Unterstützungsangebote der Erzdiözese für Betroffene sowie die vielfältigen Maßnahmen, die die Erzdiözese ergreift, um Missbrauch so weit als möglich zu verhindern. Die Anlauf- und Beratungsstelle gibt Betroffenen niederschwellig Information, Rat und Hilfestellung und übernimmt eine Art Lotsenfunktion zu den verschiedenen Hilfs- und Informationsangeboten. Der Bereich der Prävention ist seit Frühjahr 2020 als Stabsstelle direkt beim Generalvikar angesiedelt, die Mitarbeitenden standen bereits über die Erzdiözese hinaus anfragenden Einrichtungen und Organisationen als Ansprechpartner und Impulsgeber zur Verfügung. (ck)
Hinweise: Weitere Informationen zur Unterstützung für Betroffene von sexuellem Missbrauch sind unter
www.erzbistum-muenchen.de/unterstuetzung-fuer-betroffene sowie zur Prävention unter
www.erzbistum-muenchen.de/praeventionsarbeit verfügbar. Hier finden sich auch Interviews und Videostatements von Generalvikar Christoph Klingan, Elisabeth Dreyßig von der Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch sowie Lisa Dolatschko-Ajjur, Leiterin der Stabsstelle Prävention von sexuellem Missbrauch.