Kardinal Marx: „Als Kirche müssen wir klar gegen jeden Nationalismus sein“

Erzbischof betont nach Europawahl Notwendigkeit nationenübergreifender Zusammenarbeit
München, 11. Juni 2024. Nach der Wahl des Europäischen Parlaments hat Kardinal Reinhard Marx die Dringlichkeit nationenübergreifender Zusammenarbeit betont. „Die großen globalen Herausforderungen können nur gelöst werden, wenn Länder zusammenarbeiten. Jede Tendenz zu mehr Nationalismus, zu einem Verharren auf rein nationalen Interessen, steht dem entgegen“, so der Erzbischof von München und Freising. Das gelte für Fragen der Migration, bei der Verhinderung und Lösung kriegerischer Konflikte sowie für die Bewahrung der Schöpfung angesichts der globalen Erwärmung. „Um die Demokratie, die Freiheit und unsere Lebensgrundlagen zu bewahren, brauchen wir Projekte der Verständigung wie die Europäische Union“, sagte Marx. „Als Kirche müssen wir deshalb klar gegen jeden Nationalismus sein“, so der Erzbischof von München und Freising am Montagabend, 10. Juni, im Rahmen der Konferenz der Pastoralkommission des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen in München.
 
Marx zeigte sich nach der Wahl besorgt über den Stimmenzuwachs extrem rechter, nationalistischer Parteien, die die Europäische Union teilweise abschaffen wollten. Zugleich sei es aber „bei Weitem nicht so, dass eine Mehrheit für extreme Parteien und somit gegen die Europäische Union gestimmt hat. Im Gegenteil haben mehr als zwei Drittel der Wählenden mit ihrer Stimme für diese Union und für die Verständigung gestimmt“, interpretierte Marx das Wahlergebnis in Deutschland. In anderen Ländern sei es ähnlich. Das mache Hoffnung, so der Erzbischof, „dass die, die die EU abschaffen wollen und letztendlich gegen Pressefreiheit, Demokratie und Menschenwürde stehen, nach wie vor in der Minderheit sind“. Zum Schutz gegen Extremismus und zerstörerische Tendenzen, so Marx, brauche es Transparenz und Dialog. „Dafür müssen auch wir als Kirche eintreten, damit wir zur Lösung der großen und drängenden Herausforderungen beitragen“, so Marx.
 
Die Konferenz der Pastoralkommission des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen tagte am Montag und Dienstag, 10. und 11. Juni, in der Katholischen Akademie in München zum Thema „Der Schrei der Schöpfung als Herausforderung für ein ökologisches Gespräch“. (hs)