Kardinal Marx: „Die Demokratie läuft nicht von selbst“

Als Konsequenz aus Bundestagswahl ruft Erzbischof zu Engagement für das Gemeinwesen auf
München, 3. Oktober 2017. Am Tag der Deutschen Einheit hat Kardinal Reinhard Marx mit Blick auf das Ergebnis der Bundestagswahl die Bürger zum gesellschaftlichen Engagement aufgerufen. „Die Demokratie läuft nicht von selbst“, sagte der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in seiner Predigt bei einem Gottesdienst in der Münchner Dreifaltigkeitskirche am Dienstag, 3. Oktober. „Gerade nach der letzten Wahl merken wir, dass die große Erfahrung der deutschen Einheit nicht bedeutet, dass sich alle Probleme von selbst lösen. Ein demokratisches offenes Gemeinwesen braucht ständiges Engagement.“

Das Leben einer Gesellschaft gedeihe wie das Leben eines Menschen nicht automatisch, sondern müsse gestaltet werden. In Zeiten der Turbulenzen und des Zusammenbruchs werde auch in der Heiligen Schrift deutlich, dass die Menschen Hoffnung brauchten. „Das ist unsere Aufgabe als Kirche. Wir sind nicht die Ankläger der Nation, sondern wir sind Träger der Hoffnung. Wir weisen auf Gott hin, der Zukunft ist. Wir ermutigen, stärken, vertreiben die Angst.“

Marx erinnerte daran, dass die Trennung von Ost und West und die Mauer bereits zu einer Selbstverständlichkeit geworden waren. „Als junger Mensch hätte ich mir nie vorstellen können, den Tag der Einheit zu erleben. Es gab keine Anzeichen, dass zu unseren Lebzeiten der Kommunismus verschwinden würde.“ Das habe ihn gelehrt, mit den Überraschungen der Geschichte – und mit den Überraschungen Gottes – zu rechnen. „Vieles ist möglich, wenn Menschen da sind, die mutig sind und eine Hoffnung haben.“ (kel)