Kardinal Marx: Glauben nicht als Instrument der Spaltung, Unterdrückung und Erniedrigung pervertieren

Münchner Erzbischof ruft in Osterbotschaft zu Konzentration auf Kernfrage um Leben und Tod auf
Pontifikalgottesdienst am Ostersonntag 2019
Kardinal Marx predigt im Münchner Liebfrauendom. (Foto: EOM/Klinger)
München, 18. April 2019. In seiner Osterbotschaft warnt Kardinal Reinhard Marx davor, die christliche Botschaft zum Schüren von Angst und zur Machtausübung zu missbrauchen. „Die österliche Dynamik widersteht einer Kultur des Todes, die sich selbst immer wieder nährt aus Angst, Misstrauen, Hass und Gewalt. Deshalb gilt: Wo innerhalb und außerhalb der Kirche Angst und Hass und Vorurteile und Misstrauen gefördert werden, wird das Evangelium von Ostern verraten“, sagt der Kardinal laut Manuskript in seiner Predigt in der Osternacht am späten Samstagabend, 20. April, im Münchner Liebfrauendom. „Wo der Glaube missbraucht wird als Instrument der Spaltung, der Unterdrückung und Erniedrigung, wird die österliche Botschaft pervertiert. Und das ist sicher auch in der Geschichte der Kirche geschehen und geschieht immer wieder.“
 
Die österliche Botschaft dagegen sage den Menschen, dass ihr Leben Sinn und Bestand habe.  Der Schöpfer des ganzen Universums sei in Jesus Bruder aller Menschen geworden und habe in ihm gezeigt, was Leben bedeute und dass das Leben im Letzten unzerstörbar sei. „Im Grunde löst die Botschaft von Ostern doch eine Bewegung gegen die Angst aus.“
 
Marx stellt klar, dass es der Auftrag der Christen ist, „als Kirche – aber auch in unseren Gesellschaften und in den politischen Auseinandersetzungen – das österliche Zeugnis der Hoffnung spürbar und sichtbar zu machen. In dieser Hoffnung für alle Menschen liegt die christliche Prägung unseres Kontinents, die christliche Prägung Europas: Ostern ist ein Ja-Wort zum Leben, zur Schöpfung, zum Miteinander aller Menschen!“
 
Wenn indessen über kirchliche Themen oder über den christlichen Glauben gesprochen werde, dann gehe es meist um Krisen, Skandale, Versagen oder schwer verständliche Glaubenssätze. Dies sei zwar zweifellos auch richtig und wichtig. Aber die für die menschliche Existenz wirklich grundlegende Frage von Leben und Tod werde nach seinem Eindruck nicht so oft gestellt, gibt Marx zu bedenken. „Ist das nicht letztlich die Frage aller Fragen: Ist mein Leben Produkt eines Zufalls? Oder habe und bin ich eine Mission? Ist mein Leben ausgerichtet auf ein Ziel? Hat es einen Sinn?“
 
Ihm persönlich seien diese Fragen kürzlich angesichts der ersten Fotografie eines „Schwarzen Lochs“ wieder besonders deutlich geworden. „Mir ist dabei die unendliche Weite und Größe des Universums neu klar geworden und die absolute Einmaligkeit des Planeten Erde, auf dem wir leben – und auch die Unwahrscheinlichkeit meiner eigenen Existenz. Es ist doch ein großes Wunder, dass ich leben darf, dass es mich gibt.“ Das Staunen über dieses Wunder gelte für jeden einzelnen Menschen, und damit verbunden auch die Frage, wie dieses kostbare Geschenk des Lebens angenommen und gestaltet werde. (kel)
 
 
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