Kardinal Marx: „In ökumenischer Gemeinschaft Wunden der Geschichte heilen“

Erzbischof von München und Freising würdigt Internationale Nagelkreuzgemeinschaft anlässlich der Verleihung des Ökumenischen Preises der Katholischen Akademie Bayern
München, 10. Dezember 2021. Anlässlich der Verleihung des Ökumenischen Preises der Katholischen Akademie Bayern an die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft hat Kardinal Reinhard Marx diese gewürdigt als eine Gemeinschaft, die „Erinnerung lebendig erhält, gerade auch im Gebet und in der Liturgie“ und zugleich „dazu beiträgt, in ökumenischer Gemeinschaft Wunden der Geschichte zu heilen“. Die Nagelkreuzgemeinschaft, deren Wurzeln im englischen Coventry liegen, trage „beispielhaft zur Versöhnung, zum Frieden und zur Überwindung von Hass und Konflikten bei“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Vorabend der Preisverleihung im Rahmen eines Friedensgebets in der Münchner St.-Barbara-Kirche. Mit ihrer „in christlicher Gemeinschaft gelebten Verschiedenheit“ sei die Vereinigung ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft, so Marx. Die Preisverleihung findet am Samstag, 11. Dezember, in der Katholischen Akademie Bayern statt. Eine persönliche Teilnahme an der Veranstaltung ist pandemiebedingt nicht möglich. Sie kann aber ab 10 Uhr per Livestream unter www.kath-akademie-bayern.de verfolgt werden.
 
Die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft ist ein weltweites ökumenisches Netzwerk, das sich in enger Verbindung zur Kathedrale von Coventry, England, für Frieden und Versöhnung einsetzt. Ihr Ursprung liegt 81 Jahre zurück: Als am 14. November 1940 deutsche Flieger die mittelenglische Stadt bombardierten, wurden die Kathedrale und große Teile der Innenstadt zerstört. Wenige Wochen danach rief Dompropst Richard Howard in den Trümmern der Kathedrale zur Versöhnung mit den Deutschen auf: Nicht Hass und Vergeltung sollten die Zukunft prägen, sondern Vergebung und Frieden. Da seine deutschen Gesprächspartner der evangelischen und katholischen Kirche angehörten, erhielt seine Initiative von Anfang an eine ökumenische Dimension.
 
Als Symbol dieser Versöhnung wurden aus Zimmermannsnägeln, die vom niedergebrannten Dachstuhl der Kathedrale übriggeblieben waren, markante Kreuze geformt und weltweit an Orte der Versöhnung verliehen. Daraus entwickelte sich ein Netzwerk mit weltweit etwa 250 Nagelkreuzzentren, davon über 70 in Deutschland: in katholischen und evangelischen Kirchen, in Gymnasien und Bildungseinrichtungen, an Orten sozialen Engagements. In München findet jeden Freitag um 17 Uhr ein gemeinsames Friedens- und Versöhnungsgebet der Nagelkreuzgemeinschaft in St. Barbara (Infanteriestraße 15) statt.
 
Der „Ökumenische Preis bei der Katholischen Akademie in Bayern aus der Stiftung Wilhelm und Antonie Gierlichs“ wird seit 1995 vergeben. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. 2017 waren Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ausgezeichnet worden, im Jahr davor der damalige Bundesaußenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Preisverleihung an die Nagelkreuzgemeinschaft sollte zunächst im Jahr 2020 stattfinden – 80 Jahre nach der Bombardierung Coventrys durch die deutsche Luftwaffe. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung verschoben werden. (hs)