Erzbischof warnt in Radiobeitrag vor falschen Rettern und fordert Einsatz für Versöhnung und Gerechtigkeit
München, 29. November 2024. Kardinal Reinhard Marx warnt vor Populisten und Nationalisten, die Angst schürten und Polarisierungen verstärkten, um Macht zu gewinnen. Zugleich fordert er in einem Beitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Sonntag, 1. Dezember, gesendet wird, dazu auf, „dass wir die Hände eben nicht in den Schoß legen dürfen, dass alle weiter daran arbeiten müssen, die Welt für alle besser zu machen“. Entsprechend müsse immer die Maxime gelten: „Menschlichkeit zuerst!“
Der Erzbischof von München und Freising kritisiert nationalistische Populisten wie den künftigen Präsidenten der USA, Donald Trump, der für sein Land zwar ein „Goldenes Zeitalter“ ausgerufen habe, mit Ängsten und Sorgen der Menschen aber Politik mache und nur Gefolgsleute sammle, die seine falsche Utopie teilten. „Es ist ein Spiel mit der Angst, um sich selbst zu dem Retter zu inszenieren, auf den alle warten.“ Diese Idee sei nicht neu, betont Marx. Schon Kaiser Augustus habe sich zur Zeit der Geburt Jesu als Gott verehren lassen und mit Gewalt und Unterdrückung, mit Steuern und Zöllen seine Herrschaft sichern wollen. „Doch dann kam ein Kind zur Welt, das bis heute viel Aufmerksamkeit bekommt, das Menschen zusammenführt und Frieden bringt. Kein selbsternannter Messias, sondern ein von Gott gesandter Retter, der die Welt nachhaltig verändert.“
In der Adventszeit bereiteten sich die Christen auf das Kommen dieses Retters vor, , so der Kardinal. „Wir schauen sehnlichst auf das Kind in der Krippe: damit unser Leben und unsere Welt heil werden; damit unsere Ängste überwunden und Hoffnung möglich werden; damit endlich wieder Frieden wird – in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan und in Ecuador, an so vielen Orten der Welt – und auch in uns selbst.“ Das Kind schenke eine Hoffnung, erklärt Marx, die stark und frei mache, die nicht verdient sei, sondern geschenkt. „Eine Hoffnung für jeden Menschen. Wir warten und hoffen auf einen Erlöser, dem es um das ‚Wir‘ geht, um die Gemeinschaft aller Menschen, um Versöhnung, Gerechtigkeit und Liebe. Alle Menschen sind im Blick!“ Diese Haltung, so Marx, bringe auch in schweren Zeiten Hoffnung, „stärkt die Menschen und führt zur wahren Freiheit“. (hor)