Kardinal Marx fordert Rahmenordnung für neue Medien

Erzbischof skeptisch hinsichtlich Entwicklung in sozialen Netzwerken
München, 1. Dezember 2016. Angesichts der Entwicklung in den neuen, digitalen Medien hält Kardinal Reinhard Marx die Frage ihrer künftigen Gestaltung für drängend. Zum einen fordert er eine „Selbstverpflichtung der Medien“, zum anderen verbindliche Vorgaben: „Ohne institutionelle Rahmenordnung wird man hier nicht weitergehen können. Die Ideologie des ganz freien Marktes halte ich für einen Irrtum“, so der Erzbischof von München und Freising am Mittwochabend, 30. November, an der Münchner Hochschule der Jesuiten für Philosophie (HfPh). Marx sprach im Rahmen der Auftaktveranstaltung des „Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft“, das die HfPh, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und die Katholische Stiftungsfachhochschule München (KSFH) im Rahmen ihrer neu vereinbarten „Kooperationspartnerschaft Katholischer Hochschulen in Bayern“ gründeten.
 
Auch er sei zunächst optimistisch gewesen, als die digitalen Medien aufkamen, berichtete Marx: „Wenn alle mit allen über alles reden – das könnte doch gut ausgehen!“ Das Internet bot und bietet nach Ansicht des Kardinals die Chance, grenzüberschreitend und intensiver zu kommunizieren. Doch im Laufe der Entwicklung sei er skeptischer geworden: Mittlerweile sei die „Gefahr sehr groß, dass man sich vor allem dort platziert, wo man sich bestätigt fühlt“, warnte Marx. So entstünden von einer vielfältigen Realität häufig abgeschottete, virtuelle Gemeinschaften. Die digitalen Medien könnten aber niemals echte Gemeinschaften und Begegnungen ersetzen, ist Marx überzeugt.
 
Angesichts einer immer größeren Vielfalt, aber auch Unübersichtlichkeit und Schnelligkeit in der Medienlandschaft rief er Journalisten dazu auf, an Grundprinzipien wie der Sorgfaltspflicht und der Zwei-Quellen-Regel festzuhalten. Auch müsse wieder stärker zwischen Nachricht und Meinung getrennt werden, damit auch unterschiedliche Meinungen ihren Platzt fänden: „Mit Unterschieden leben zu können, wird eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft in der Zukunft sein“, stellte Marx fest.  
 
Die Rolle des neuen Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft sieht Marx vor allem in einem Beitrag zur Bildung von „verantwortlichen, mündigen, informierten Bürgern“. Die Kirche sieht er als „Vertreter einer guten Aufklärung“. Dazu gehöre auch die „Grundzuversicht, dass der Mensch gut, zum Urteil über wahr und falsch und zu einem Gewissen grundsätzlich befähigt ist“.
 
Als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz zeigte sich Marx „sehr glücklich“ über die neue Kooperation der drei kirchlichen bayerischen Hochschulen. Es handle sich dabei um „drei wirklich potente akademische Einrichtungen“. Ziel müsse es sein, gemeinsam eine „wichtige Stimme in Bayern und darüber hinaus“ zu sein. (ck)
Zum Thema gibt es auch eine Arbeitshilfe, die vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben wurde:
Arbeitshilfe Nr. 288: Medienbildung und Teilhabegerechtigkeit - Impulse der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz zu den Herausforderungen der Digitalisierung (Bonn, 29.9.2016, 30 S.)