Künftige Schwerpunkte jenseits von akuten Interessen setzen

Kardinal Marx feiert Gottesdienst mit Diözesanrat zum diözesanen Gesamtstrategieprozess
Logo
München, 17. Oktober 2020. Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, bei dem kürzlich gestarteten Gesamtstrategieprozess der Erzdiözese München und Freising nicht bei einem ersten Blick auf aktuelle Nöte und Einzelinteressen stehen zu bleiben: „Wir werden nie die ganze Realität in den Blick nehmen, wenn wir nicht einen zweiten Blick wagen, einen Blick, der tiefer reicht, der sich nicht von den alltäglichen Sorgen, von den Fragen, die eine schnelle Lösung brauchen, überwältigen lässt“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 17. Oktober, bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. Die Messe bildete den Abschluss einer Veranstaltungsreihe des Diözesanrats der Katholiken zum Gesamtstrategieprozess. „Es geht nicht darum, Interessen und Positionen durchzusetzen, es geht darum, dass Christus sichtbar wird“, betonte der Kardinal in Bezug auf diesen Prozess. Bei der dort gestellten Frage „Wo in Raum und Zeit werden wir mit unseren begrenzten personellen und finanziellen Mitteln hingehen?“ helfe dieser zweite Blick: „Die Gestalt Jesu Christi ist der Grund, auf dem wir bauen, seine Prioritäten sind unsere Prioritäten.“
 
Ein zweiter Blick sei auch darauf ausgerichtet, „dass wir eine Aufgabe haben für die Hoffnung der ganzen Welt, nicht nur für den Fortbestand der Kirche, für unsere Selbsterhaltung, wir müssen Zeugnis geben von einer Realität, die tiefer geht“, führte Kardinal Marx in seiner Predigt aus. Das Bekenntnis der Treue zu Jesus bedeute für die Kirche als Leib Christi, zu dienen wie Christus selbst: „nicht für uns selbst, sondern für die Menschen, vor allem für die Suchenden, die Armen, die Schwachen.“ Ein zweiter Blick eröffne sich dort, „wo Kirche nicht um sich selbst kreist, sondern für die Welt, für das Heil der Welt da ist.“ Eine solche „Tiefenschärfe des Glaubens und der Hoffnung“ wünsche sich der Erzbischof beim aktuellen Nachdenken über Leitbilder, Visionen, Strategien und künftige Schwerpunkte. Dem Diözesanrat und allen Räten und Verbänden dankte der Kardinal für ihre wohlwollende Begleitung dieses Prozesses und ihre Beteiligung.
 
Bei einführenden Worten zu Beginn des Gottesdienstes zeigte sich der Vorsitzende des Diözesanrats, Hans Tremmel, zuversichtlich, „dass wir weiterhin als Glaubensgemeinschaft wirksam Wege suchen und finden, wie wir gemeinsam Kirche sein wollen und die Botschaft Jesu Christi authentisch erfahrbar machen können“. „Anlass zur Klage“ gebe es in Kirche und Gesellschaft mit allen drängenden Problemen genug. Doch dabei erinnerte auch Tremmel an den „Urgrund der Freude und Hoffnung“ aller Christinnen und Christen: „Wir vertrauen auf den Geist Jesu Christi, der uns in Schwung bringt und in Schwung hält. Diesen Schwung Gottes wollen wir gerade in schwierigen Zeiten phantasievoll weitergeben.“ An Kardinal Marx und Generalvikar Christoph Klingan, der bei dem Gottesdienst konzelebrierte, gerichtet versicherte Tremmel: „Als Räte und Verbände wollen wir weiter getreu dem Motto des Gesamtstrategieprozesses ,Wirkung entfalten + Kirche gestalten‘.“
 
Zu der Veranstaltungsreihe, die mit dem Gottesdienst abgeschlossen wurde, waren die Delegierten der Vollversammlung des Diözesanrats eingeladen. Bei vier Informationsabenden trafen die Vertreterinnen und Vertreter aus Pfarrgemeinderäten und Verbänden in verschiedenen Regionen der Erzdiözese zusammen, um sich inhaltlich einzubringen und Anregungen zu Zielen und Inhalten des Gesamtstrategieprozesses zu geben. Ziel des Prozesses ist es, Leitlinien zu entwickeln, anhand derer die Erzdiözese ihr Handeln langfristig wirksam ausrichten kann. (kbr)