Marx: „Ihr habt nicht die Macht über unsere Herzen“

Kardinal hebt Bedeutung von Friedens-Narrativen hervor / Friedenslicht aus Betlehem in ökumenischem Jugendgottesdienst feierlich ausgesandt / Aktion von Pfadfinderinnen und Pfadfindern
München, 17. Dezember 2023. Kardinal Reinhard Marx hat die Bedeutung von Friedens-Narrativen hervorgehoben. „In diesem Jahr haben wir mit besonderer Sehnsucht das Friedenslicht erwartet“, bekannte der Erzbischof von München und Freising am Sonntagnachmittag beim Gottesdienst zur Aussendung des Friedenslichts aus Betlehem im Münchner Liebfrauendom. Der Dom war bis auf den letzten Platz besetzt, vor allem von Kindern und Jugendlichen, die der internationalen Pfadfinderbewegung angehören.
 
Marx erzählte ihnen von der Stimmung in den Jahren 1989 und 1990: „Ich erinnere mich daran: Eine solche Begeisterung, eine solche Freude! Das Ende des Kalten Krieges, ein neuer Friede, der sichtbar wurde.“ Er selbst haben die Hoffnung gehabt, „dass die Zeiten besser werden, dass das Verständnis für Kooperation, für eine gerechte Weltordnung, für den Frieden steigen würde nach dieser Revolution“. Dann jedoch „sind wir wieder so zurückgefallen“. Erschüttert sagte der Erzbischof: „Die Bilder, die uns begleiten durch diese adventliche und weihnachtliche Zeit, sind so schrecklich! Wenn wir in die Ukraine schauen, ins Heilige Land, in den Gaza-Streifen.“ Die „Friedlosigkeit dieser Welt“ sei größer geworden. Er klagte: „Wie schrecklich ist das? Wie unvernünftig ist das? Wie gegen jede Menschlichkeit!“
 
Der Kardinal betonte: „Deswegen ist das Friedenslicht so wichtig!“ Denn es brauche „Erzählungen, die deutlich machen: Ihr habt nicht die Macht über unsere Herzen! Diese Bilder der Gewalt und des Hasses werden uns nicht abbringen, am Frieden zu arbeiten! Im persönlichen Leben und im Leben der Gesellschaft, im Leben der Politik.“ Das seien keine Utopien, sondern „wir können in der Geschichte der Menschheit auch die anderen Erzählungen wachrufen“, sagte er. Schon früher habe er sich darüber geärgert, so Marx, „dass auf den großen Plätzen in der ganzen Welt viel mehr Kriegshelden auf Pferden sitzen und in Erinnerung gerufen werden, als die Friedensbringer, als die anderen.“
 
Marx appellierte: „Lassen wir uns nicht abbringen von der Arbeit für den Frieden! Lassen wir uns nicht von den Bildern der Gewalt beherrschen!“ Die Botschaft von Weihnachten sei eine Friedensbotschaft. Gott sei in Jesus der Bruder aller Menschen geworden und jeder Mensch sei Bild Gottes. „Deswegen sind wir verpflichtet, alles zu tun, dass die Würde des Anderen nicht getreten wird, dass er nicht unterdrückt wird, dass er nicht ermordet wird.“ Er bat, nicht nur das Licht mitzunehmen, sondern auch den „Auftrag, wirklich für den Frieden zu arbeiten, im Kleinen wie im Großen“.
 
Die Aktion „Friedenslicht aus Betlehem“ wurde 1986 vom Österreichischen Rundfunk ins Leben gerufen und wird in Bayern von den rund 40.000 Mitglieder zählenden Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbänden getragen. Diese sind die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Verband deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG). Heuer steht die Aktion unter dem Leitwort „Auf der Suche nach dem Frieden“. Den ökumenischen Jugendgottesdienst am dritten Adventssonntag leitete Marx gemeinsam mit dem evangelisch-lutherischen Landesbischof Christian Kopp und dem griechisch-orthodoxen bischöflichen Vikar in Bayern, Archimandrit Peter Klitsch. (glx)