Marx würdigt Bahnhofsmissionen als Ort der Hoffnung

Grußwort bei Festakt der Bayerischen Staatsregierung
Nürnberg, 18. Juli 2022. Kardinal Reinhard Marx würdigt die Bahnhofsmissionen als einen „Ort der Hoffnung“: Die Aufgabe der Bahnhofsmission sei „die konkrete Nächstenliebe und Zuwendung zu Menschen, die Hilfe brauchen“, sagt Marx laut Manuskript in seinem Grußwort bei einem Festakt der Bayerischen Staatsregierung im Deutsche Bahn Museum in Nürnberg aus Anlass des 125-jährigen Bestehens der Bahnhofsmission in Bayern. Die Bahnhofsmissionen seien „in gewissem Sinne auch ein Beitrag zur ,gesellschaftlichen Infrastruktur‘“, so der Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz. Sie könnten „frühzeitig soziale Probleme wahrnehmen“, die „vielleicht noch nicht in der Mitte der politischen Aufmerksamkeit angekommen sind“ und ihnen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.
 
Kardinal Marx leitet das Engagement der Bahnhofsmission direkt von der Heiligen Schrift ab und zitiert aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“. Dies werde „in der Bahnhofsmission realisiert“, so Marx. „Es sind die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, durch die das Evangelium lebendig und für Hilfesuchende spürbar wird. Dafür danke ich ihnen von Herzen“, führt er aus. Zudem seien die Bahnhofsmissionen in Bayern auch „Orte der gelebten Ökumene“. IN VIA Bayern und das Diakonische Werk Bayern sind gemeinsam Träger der 13 bayerischen Bahnhofsmissionen. „Die Sorge um und die Hilfe für Notleidende und Bedürftige ist Teil des christlichen Selbstverständnisses“, hebt Marx hervor. Die Bahnhofsmissionen seien „für alle Menschen gleichermaßen da – unabhängig von Geschlecht, Nationalität und Alter – sie helfen niederschwellig und direkt“, erläutert der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz. Kardinal Marx würdigt Ellen Ammann, Gründerin der Bahnhofsmission, als „eine Pionierin ihrer Zeit, mit einem weiten Herz und einem wachen Blick für die Nöte der Menschen“.
 
Vieles habe sich in den vergangenen 125 Jahren verändert, so Marx. Manche Themen von damals seien heute jedoch noch immer sehr aktuell, etwa das Thema Migration. „Während vor über 100 Jahren die Binnenmigration in die urbanen Zentren prägend für die Arbeit der Bahnhofsmissionen war, stellen heute Migrationen über Landesgrenzen hinweg die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmissionen vor neue Herausforderungen“, erläutert der Kardinal und erinnert an die Asylsuchenden, insbesondere aus Syrien, die im Spätsommer 2015 in großer Zahl in Bayern ankamen. Die Bahnhöfe seien damals die zentralen Ankunftsorte für die Geflüchteten gewesen, die Bahnhofsmissionen hätten „schnell, unkompliziert und wie immer bestens organisiert“ geholfen. „Im Jahr 2015 entwickelte sich ein herausragendes bürgerschaftliches Engagement. Wie wichtig für unsere Gesellschaft das ehrenamtliche Engagement ist, zeigte sich auch in den letzten Monaten wieder deutlich“, betont Marx und würdigt, dass die Bahnhofsmissionen für zahlreiche geflüchtete ukrainische Frauen mit ihren Kindern eine Erstversorgung zur Verfügung gestellt und auf ihr Netzwerk für Beratung und Weitervermittlung zurückgriffen hätten.
 
„Der Bahnhof ist ein Ort des Kommens und des Gehens. Inmitten dieses Treibens ist für viele Menschen die Bahnhofsmission ein Ort der Hoffnung. Ein Lichtblick am Ende des Gleises für Menschen, die Orientierung suchen“, ist Marx überzeugt. Die Zukunft werde auch weiterhin große Herausforderungen mit sich bringen. „Herausforderungen, die wir nur gemeinsam und in einem solidarischen Miteinander bewältigen können“, so Marx. Er blicke voller Zuversicht „auf die Bahnhofsmissionen mit ihren vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die voller Nächstenliebe helfen“. (glx)