„Mitten in die feinsten Momente des Lebens knallt das schreckliche, beschissene Leben“

Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischof Christian Kopp leiten Trauergottesdienst für die Opfer des Zugunglücks in Burgrain
Garmisch-Partenkirchen, 11. Juni 2022. In einem ökumenischen Trauergottesdienst haben in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Partenkirchen der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und Christian Kopp, der evangelische Regionalbischof des Kirchenkreises München und Oberbayern, an die Opfer des Zugunglücks vom 3. Juni in Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen gedacht. Die Bischöfe feierten den Gottesdienst am Samstag, 11. Juni, gemeinsam mit Hinterbliebenen, Überlebenden und Angehörigen, Rettungs- und Hilfskräften sowie weiteren Gläubigen. Die Bischöfe dankten insbesondere den Einsatzkräften in den Rettungsdiensten, bei der Feuerwehr, der Polizei, dem Technischen Hilfswerk, dem Kriseninterventionsteam und vielen anderen Menschen, die nach dem Zugunglück geholfen hatten.
 
Gerade diese akut geleistete Hilfe sei „aktive Empathie, so kann Mitleid wirksam werden“, sagte Kardinal Marx zu Beginn des Gottesdienstes insbesondere in Richtung aller, die vor Ort unterstützt haben. Auch sie seien „an Leib und Seele getroffen, denn sie tragen dies alles mit“. Der Erzbischof erinnerte an den Einschnitt, die Erschütterung, die das Unglück bedeute für die Betroffenen und ihre Angehörigen, für den ganzen Ort, für alle, die die Bilder und Nachrichten verfolgt hätten. Auch er sei „tief erschrocken“ gewesen, als er von dem Unglück erfahren habe. „Natürlich wissen wir, dass unser Leben endlich ist“, betonte Marx. „Doch wenn ein Ereignis wie dieses brutal einschlägt in das Leben der Menschen, bleibt immer die Frage nach dem Weshalb“, so der Erzbischof. Antworten darauf könnten die Menschen nicht finden. „Wir können nur hoffen und dazu einladen, sich auf den Weg einzulassen, den Jesus uns aufgezeigt hat“, sagte der Kardinal. „Wir stehen mit leeren Händen vor Gott, aber er kann sie füllen mit seinem Trost.“
 
Regionalbischof Christian Kopp erinnerte in der Predigt daran, wie ein grausames Unglück einbrechen kann in den schönen Stunden des Lebens, wie etwa am 3. Juni, dem letzten Schultag vor den Pfingstferien. „Mitten in die feinsten Momente des Lebens knallt das schreckliche, beschissene Leben“. Manchmal fege ein Tornado durchs Leben wie ein Sturm, der eine riesige Schneise im Wald hinterlasse. Es brauche „Jahre oder Jahrzehnte, bis dort wieder große Bäume wachsen“. Man kann „pflanzen und hegen und gießen und pflegen – die Wunde bleibt“, sagte Kopp. „Die Wunde des 3. Juni werden viele nicht vergessen.“ Jetzt komme es darauf an, miteinander die Wunden dieses Unglücks auszuhalten, und das Entsetzen und Leid gemeinsam zu tragen. Die Schneise des Unglücks-Sturms „wächst nicht einfach schnell zu“, betonte Kopp. Aber der Gottesdienst am heutigen Tag sei ein kleines Pflänzchen der Hoffnung. Jetzt komme es darauf an, weiterzugehen, auf Jesus zuzugehen, der gesagt hatte: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. (JM/kbr)