„Ohne Kommunikation könnten wir nicht glauben“

Kardinal Reinhard Marx predigt bei Festgottesdienst mit Erwachsenentaufe in St. Michael
München, 28. April 2019. Sieben Erwachsene hat Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, am Sonntag, 28. April, in einem feierlichen Gottesdienst  in der Jesuitenkirche St. Michael in München getauft. In seiner Predigt betonte Marx die Bedeutung der Kommunikation und der Gemeinschaft für den Glauben. Jeder Einzelne sei im Wesentlichen „durch Begegnung, Kommunikation, Erfahrung, Prägung von außen, durch Frage und Antwort“ zu dem „geworden, was er ist“, sagte der Kardinal. Genauso gelte es auch für den Glauben: „Der Glaube ist zunächst eine Kommunikationsgeschichte.“ Er sei „nicht ein Akt, den wir vollbringen, sondern er ist immer auch ein Akt der Erfahrungen, die wir mit anderen machen.“ Ohne diese Erfahrungen, ohne Begegnung, Gemeinschaft und Kommunikation „könnten wir nicht glauben“.
 
Um den eigenen Glauben zu bewahren, um Christ zu sein und zu bleiben, sei die „Erfahrung, die wir im praktischen Leben machen“, entscheidend, erklärte der Kardinal. Der Glaube ermögliche den Menschen eine „Horizonterweiterung“, er gebe ihnen Hoffnung und die Erfahrung, „meine Dankbarkeit für das Leben ist größer geworden, meine Lebenslust ist größer geworden“. Christen seien keine „Leute der Vergangenheit“, sondern „Leute der Zukunft“. Wenn Christen sich zurückzögen, sich abschotteten, dann sei das „nicht die Stimmung, die österlich dynamisch nach vorne“ treibe. Auch wenn die Gläubigen „immer wieder auch Um- und Aufbrüche“, wenn sie Zweifel erlebten, müsse doch die „Botschaft ‘Jesus lebt‘ auch heute lebendig“ sein.
 
Marx nannte drei Faktoren, die wichtig seien, damit sich der Glaube im Leben zeigen und bewähren könne: das Bewusstsein, „da ist etwas, was über mich hinausgeht“, der Blick auf Gott und auf den Gekreuzigten sowie die Gemeinschaft. Zur Begegnung mit dieser Gemeinschaft lade vor allem die sonntägliche Messe ein. „Der Sonntag ist nicht eine Verpflichtung von oben, sondern die große Einladung, das Netzwerk, in das wir eingetreten sind, auch wirklich zu leben.“
 
Die Erwachsenen empfingen während des Gottesdienstes auch die Sakramente der Firmung und der Eucharistie. Die Frauen und Männer im Alter von 25 bis 53 Jahren haben sich in der Glaubensorientierung der Erzdiözese München und Freising in St. Michael auf den Empfang der Sakramente vorbereitet. Sie wurden in die kirchliche Gemeinschaft eingeführt, lernten die Grundlagen der Heiligen Schrift, des katholischen Glaubens und der Liturgie kennen. In Gruppen- wie auch Einzelgesprächen setzten sich die Taufkandidaten mit dem christlichen Glauben und Leben auseinander und reflektierten ihren individuellen Glaubensweg. Neben in Deutschland geborenen Taufbewerbern finden sich unter den sieben Erwachsenen auch Kandidaten, die in Costa Rica, Afghanistan und auf den Philippinen geboren sind.
 
Bereits in der Osternacht im Münchner Liebfrauendom hatte Kardinal Marx zehn Erwachsene in die katholische Kirche aufgenommen. Insgesamt rechnet die Glaubensorientierung für dieses Jahr mit 20 Taufen von Erwachsenen, die sich in Kursen der Glaubensorientierung vorbereiteten. Hinzu kommen weitere Erwachsene, die sich in ihren künftigen Heimatpfarreien im gesamten Erzbistum München und Freising auf den Empfang der Sakramente vorbereiten. (ct)