Priester können „Zeichen der anderen Welt“ sein

Kardinal Marx zum Priestertag der Erzdiözese über Gefahren und Herausforderungen des Dienstes
Freising, 25. Juni 2022. Kardinal Reinhard Marx hat die Bedeutung des Priesters für das Wesen der katholischen Kirche hervorgehoben. Es gelte jedoch hinzuschauen, „was die eigentliche Berufung ist“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt zum Tag der Priester der Erzdiözese am Samstag, 25. Juni, im Freisinger Mariendom. Es dürfe nicht überraschen, dass der Priester „immer auch ein Stein des Anstoßes ist“, so Marx. „Ein Anstoß kann natürlich auch etwas Positives bewirken, kann aber auch skandalisieren und den Glauben anderer erschüttern“, führte er aus. Sowohl „Überhöhung“ als auch „Profillosigkeit“ machte Marx als Gefahren des Priestertums aus.
 
„Es gibt keine katholische Kirche ohne Priester“, hob Marx hervor. Das Priestertum sei „ein klarer Baustein des Hauses Gottes, des Leibes Christi“. Ein „völlig verunglückter Antrag“ beim Synodalen Weg habe bei manchen den Eindruck erweckt, „eine große Mehrheit im Synodalen Weg sei überhaupt gegen Priester“, berichtete Marx und stellte klar: „Das habe ich so nicht empfunden.“ Es gebe aber eine „Verwirrung“. Diese komme aus dem besonderen Anspruch an das Priestertum: „Dass wir etwas darstellen sollen, was immer größer ist als wir, das ist eine Herausforderung, das ist sogar eine Überforderung, die wir nur in der Gnade Gottes erfahren dürfen.“ Die Gestalt des Priesters jedoch entwickle sich, es gelte, die „die Zeit aufzunehmen“; nicht anachronistisch neben ihr her zu gehen. „Aber im Kern braucht es den Repräsentant Christi“, hob Marx hervor. „Inmitten des Volkes Gottes braucht es die Gestalt des Priesters, der das Volk Gottes versammelt und das Volk Gottes selbstlos liebt. Wenn ich das sage, spüren alle, das ist eine Aufgabe, da brauche ich die Kraft Gottes selbst dafür.“
 
Auch Priester könnten in die Gefahr kommen, „den Herrn und den Ruf“ zu verraten. „Aber wir werden nicht weggehen, wir werden bei ihm bleiben und er wird uns in seiner Vergebung aufrichten“, ermutigte der Erzbischof von München und Freising die zahlreichen Priester, die zum Gottesdienst in den Mariendom gekommen waren und denen Marx für ihren Dienst dankte. Katholische Priester mit ihrer „für die Menschen zum Teil befremdlichen Lebensweise“ könnten ein „Zeichen der anderen Welt sein“, sagte Kardinal Marx, „damit wir hinausdenken über das Berechenbare, Anfassbare, Bilanzierbare, Konsumierbare. Dass unsere Augen offen bleiben für den Himmel und das volle Leben, für das Leben, das unzerstörbar ist. Das ist eine große Berufung.“ (glx)