Trotz Teilnehmerbegrenzung: „Christus für alle Menschen da“

Domdekan Lorenz Wolf feiert mit 70 Gläubigen im Dom ersten öffentlichen Gottesdienst seit 13. März
München, 4. Mai 2020. Nach 51 Tagen ohne öffentliche Gottesdienste im Erzbistum München und Freising hat Domdekan Lorenz Wolf am Montagabend, 4. Mai, mit 70 Gläubigen die Heilige Messe im Münchner Liebfrauendom gefeiert. Wer zuerst vor Ort war, wurde eingelassen. In seiner Predigt stellte Wolf klar, man solle bei einer Heiligen Messe mit begrenzter Teilnehmerzahl keine „Kriterien, wer auserwählt ist“, aufstellen oder „Privilegien in den Pfarreien“ zustande kommen lassen. Auch müssten „die sogenannten lauen Christen nicht den Frömmeren den Vortritt lassen“. Der Domdekan machte deutlich: „Christus ist für alle Menschen da. Nicht nur für die getauften Christen, nicht nur für die Katholiken, nicht nur für eine Kerngemeinde, nicht nur für besonders Erwählten, auch und schon gar nicht nur für die Priester und Bischöfe oder für den Papst.“
 
In den Wochen ohne gemeinsame Gottesdienste in den Kirchen seien neue Möglichkeiten gefunden worden, um den Glauben zu leben, so Wolf. „All das kann die Eucharistie nicht ersetzen“, machte er klar. Aber der „Ideenreichtum für eine verstärkte Verkündigung“ habe dazu geführt, dass „die Botschaft von Christus so intensiv in die Wohnzimmer getragen wurde wie noch nie“. Es gebe eine vermehrte Präsenz von Kirche in der Öffentlichkeit durch Gottesdienstübertragungen über Internet, Rundfunk und Fernsehen, Theologische Veröffentlichungen oder YouTube-Aufnahmen von Ansprachen, Meditationen und Gebeten.
 
Das Versammlungsverbot und das damit einhergehenden Aussetzen öffentlicher Gottesdienste habe nicht, wie einige behaupteten, die Religionsfreiheit aufgehoben. Es habe „die höchste Ausdrucksform der Verbindung der Katholiken mit Gott in Jesus Christus in der Kommunion für eine begrenzte Zeit verhindert“, doch gleichzeitig „auch neue Wege geöffnet für die Familie als Hauskirche und für das persönliche Gebet“. All jenen, die bis zur nächsten persönlichen Teilnahme an einer Heiligen Messe noch Geduld haben müssten, versicherte Wolf: „Christus ist auf vielen Wegen unterwegs zu Ihnen. Auch wenn der eine oder die andere auf die Begegnung im gemeinsamen Mahl noch warten muss. Sie werden immer zu seiner Herde gehören.“
 
Am 14. März hatte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, wegen der Coronapandemie die Feier öffentlicher Gottesdienste untersagt. Seit diesem Montag dürfen sie unter sorgfältiger Einhaltung eines Schutzkonzepts, das die Kirchen mit der Staatsregierung abgestimmt haben, wieder gefeiert werden. Zu den besonderen Schutzmaßnahmen zählen vor allem ein Mindestabstand der Gottesdienstteilnehmer von zwei Metern zueinander und das verpflichtende Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung.
 
Im Münchner Liebfrauendom können an den von Montag bis Samstag um 17.30 Uhr und an Sonntagen um 10 Uhr stattfindenden Gottesdiensten ab sofort je 70 Gläubige teilnehmen. Einlass ist eine halbe Stunde vor Beginn. Das Angebot an Lifestreams unter www.erzbistum-muenchen.de/stream bleibt erhalten. Weitere spirituelle Angebote finden sich unter www.erzbistum-muenchen.de/im-blick/coronavirus/geistliche-angebote sowie auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram. (hs)

Fotos des Gottesdienstes finden Sie hier