„Wesentlich sind die Gespräche mit den Betroffenen“

Kardinal Marx in Eichenau bei Andacht zum Gebetstag für Missbrauchsbetroffene
Generalvikar Klingan ruft zur Meldung möglicher Missbrauchstaten auf
Eichenau, 24. November 2023. Anlässlich des Gebetstags für Betroffene sexuellen Missbrauchs hat Kardinal Reinhard Marx die Bedeutung der persönlichen Begegnung mit Betroffenen hervorgehoben: „Wesentlich sind die Gespräche mit den Betroffenen – die haben mich verändert. Das ist ein wichtiger Abend heute“, so der Erzbischof von München und Freising bei einer Begegnung mit Missbrauchsbetroffenen und Mitgliedern des Pfarrverbands Eichenau-Alling am Freitagabend, 24. November, in Eichenau, Landkreis Fürstenfeldbruck. Zuvor wirkte der Kardinal an einer Andacht in der Pfarrkirche Zu den Heiligen Schutzengeln mit. Zu Andacht und Begegnung, an der auch der Generalvikar der Erzdiözese, Christoph Klingan, sowie die Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, Stephanie Herrmann, teilnahmen, hatte der Betroffenenbeirat der Erzdiözese und der Pfarrverband Eichenau-Alling eingeladen.
 
Die Gespräche und Begegnungen mit Betroffenen seien „immer wieder eine sehr bewegende Erfahrung, die nicht einfach bearbeitet und weggepackt werden kann, sondern die immer weiter beschäftigt“, erklärte Kardinal Marx. Es sei „ein furchtbarer Abgrund, was hier an Unheil geschehen ist“. Marx bat bei dieser Gelegenheit nochmals „um Entschuldigung für die Institution, für die ich stehe“. Es sei ein „ganz wichtiger Lernprozess“ für die Kirche und ihn persönlich gewesen, zu erkennen, wie entscheidend die Hinwendung zu den Missbrauchsbetroffenen sei, räumte Marx ein: „Das hätte auch schneller gehen können.“ Heute erfahre er die Begegnung mit Betroffenen als „eine Stärkung. Wir sind immer weiter aufeinander zugegangen“. In diesem Zusammenhang dankte Kardinal Marx allen Betroffenen für ihr Mitwirken bei der Aufarbeitung: „Ohne Sie wären wir nicht so weit in unserem Erzbistum.“
 
Das Bekanntwerden und die Auseinandersetzung mit Missbrauch stellen nach Ansicht von Marx einen „wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Kirche dar, ein Weckruf für Erneuerung, dafür, genau hinzuschauen, wo die Kirche Botschaften verbreitet, die nicht aufrichten“. Kirche müsse ein „Raum sein, der Menschen aufhilft“, betonte Marx. Der Erzbischof versprach, dass die Erzdiözese den Weg der konsequenten Aufarbeitung und nachhaltigen Prävention wie auch der Erneuerung weitergehen werde: „Ich mache das Kapitel nicht zu.“
 
Bei der Begegnung im Pfarrheim erneuerte Generalvikar Klingan den Aufruf an Missbrauchsbetroffene, der bereits am vergangenen Wochenende, 18. und 19. November, im Pfarrverband veröffentlicht wurde im Zusammenhang mit Hinweisen auf Missbrauchsfällen in den sechziger Jahren durch einen 2019 verstorbenen Priester. Generalvikar Klingan ermutigte mögliche weitere Betroffene und auch Dritte, die Hinweise auf ein Missbrauchsgeschehen geben können, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese zu melden.
 
Im Rahmen der Andacht sprachen Richard Kick, Vorsitzender des Betroffenenbeirats, und Pfarrer Kilian Semel, Leiter der Stabsstelle Beratung und Seelsorge für Betroffene von Missbrauch und Gewalt in der Erzdiözese und Mitglied des Betroffenenbeirats, zum Thema Missbrauch. Kardinal Marx sprach zum Ende der Andacht das Schlussgebet und spendete den Segen.
 
Der Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs geht auf eine Initiative von Papst Franziskus zurück und wird seit 2016 weltweit in der katholischen Kirche begangen, in Deutschland rund um den 18. November, den „Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch“. Damit soll das Bewusstsein für das Leid der Betroffenen und für die Thematik sexueller Missbrauch und Gewalt geschärft werden; der Gebetstag ist ein bewusstes Zeichen gegen Missbrauch und für Solidarität mit den Betroffenen. (ck)
 
 
Hinweise:
Die unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising können auch über Unterstützungsmöglichkeiten informieren und die entsprechenden Angebote der Erzdiözese für Betroffene vermitteln. Auch nicht unmittelbar Betroffene, die über Hinweise auf Missbrauch verfügen, mögen sich bitte an die Ansprechpersonen wenden. Auf Wunsch werden alle Hinweise vertraulich behandelt.
Die Kontaktdaten der unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising lauten (bitte im Rahmen der Berichterstattung immer erwähnen):
 
Diplompsychologin Kirstin Dawin
St.-Emmeram-Weg 39
85774 Unterföhring
Telefon: 089 / 20 04 17 63
E-Mail: KDawin@missbrauchsbeauftragte-muc.de

Dipl.-Soz.päd. Ulrike Leimig

Postfach 42
82441 Ohlstadt
Telefon: 0 88 41 / 6 76 99 19
Mobil: 01 60 / 8 57 41 06
E-Mail: ULeimig@missbrauchsbeauftragte-muc.de

Dr. jur. Martin Miebach
Tengstraße 27
80798 München
Telefon: 0174 / 300 26 47
Fax: 089 / 95 45 37 13-1
E-Mail: MMiebach@missbrauchsbeauftragte-muc.de