„Wir bekennen uns uneingeschränkt zu Synodalität“

Landeskomitee-Vorsitzender Unterländer fordert Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs
Landeskomitee der Katholiken in Bayern
Bad Staffelstein, 21. April 2023. Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, fordert eine Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs. „Wir bekennen uns uneingeschränkt zu einer Synodalität, die durch Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs in unserem Land entstehen soll, sowie zu einer Synodalität in der Weltkirche“, erklärte der Vorsitzende in seinem Bericht bei der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 21. April, in Vierzehnheiligen (Bad Staffelstein). Das Landeskomitee werde „gerade in Bayern den Weg der Umsetzung unterstützen und positiv begleiten“, so Unterländer. Auch bei weiteren Themen sieht der Vorsitzende des Landeskomitees laut seinem Berichtsmanuskript Handlungsbedarf für die katholischen Laien in Bayern. Die Frühjahrsvollversammlung am 21. und 22. April im Erzbistum Bamberg steht unter dem Leitwort „Christliche Hoffnung. Antworten auf aktuelle Krisen“.
 
Die Bekämpfung sexuellen Missbrauchs bezeichnete Unterländer als eine „kirchliche, aber auch gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Im Bereich der bayerischen (Erz-)Diözesen müsse „die aktive und offene Aufarbeitung konsequent weitergeführt werden“. Angesichts von Missbrauchsfällen in allen gesellschaftlichen Bereichen müsse zudem „staatlicherseits Aufklärung, Entschädigung und Prävention in einem Gesamtkonzept offensiv angegangen werden“, so Unterländer. Zentrale Anlauf- und Beratungsstellen müssten „auch in anderen öffentlichen Bereichen, die davon betroffen sind, zur Selbstverständlichkeit werden“.
 
Angesichts des andauernden Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine werde sich das Landeskomitee weiterhin mit der „konkreten Umsetzung einer Friedensethik hin zu einem gerechten Frieden“ auseinandersetzen, so Unterländer. Christinnen und Christen hätten eine besondere Verpflichtung, sich aktiv einzubringen, vor allem für die Verfolgung „der unsäglichen Kriegsverbrechen, die begangen werden“.
 
Der Vorsitzende wies zudem auf die Notwendigkeit hin, Folgen der Corona-Pandemie aufzuarbeiten angesichts „alarmierender Entwicklungen, gerade im Kinder-, Jugend- und Familienbereich“, die ein Handeln der gesamten Öffentlichkeit unabdingbar machten. Unter dem Motto „Was kommt noch? Kinder und Jugendliche in Zeiten der Verunsicherung“ werde sich das Landeskomitee der Katholiken gemeinsam mit der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) München und dem Salesianer-Orden in einer Veranstaltungsreihe der Analyse und der Entwicklung von Perspektiven widmen.
 
Als weitere dringende Themen nannte Unterländer die Befassung mit „Auswirkungen, Erscheinungsformen und Gegenkonzepten“, um die Klimaerwärmung auf allen Ebenen – von der Pfarrei- bis zur Landes-, Bundes- und Europaebene – wirksam und sozial verträglich zu verringern. Zugleich müsse gegen die Gefahr wachsender Armut in der Gesellschaft und einer daraus resultierenden gesellschaftlichen Spaltung gearbeitet werden. Es sei auch Aufgabe der katholischen Laien in Bayern, „einen gegenteiligen Trend mit anzustoßen“, so der Vorsitzende. Auch den Einsatz für eine bessere Wohnraumversorgung, gegen den Fachkräftemangel in sozialen Berufen und für den Erhalt einer flächendeckenden und guten Gesundheitsversorgung nannte Unterländer als relevante Themenfelder, in denen sich das Landeskomitee engagiert.
 
Hinsichtlich aktueller Diskussionen zu Fragen der Bioethik und Änderungen in wesentlichen Fragen des Lebensschutzes – etwa den Paragrafen 218 StGB betreffend, der den rechtlichen Umgang mit Schwangerschaftsabbruch regelt – warnte Unterländer, dass die „Wertebasis nicht durch politisches Handeln gefährdet werden“ dürfe. Der neu geschaffene Sachausschuss zu ethischen Fragen, das Präsidium und der Geschäftsführende Ausschuss des Landeskomitees würden sich dazu weiterhin aktiv einbringen.
 
Unterländer warnte in seinem Bericht vor einem „Rückzug von Diözesen aus dem Bildungs- und Medienbereich“ sowie einer „Gefährdung der Verbandsarbeit durch wegfallende Zuschüsse“. Das Landeskomitee solidarisiere sich „mit all den Betroffenen, die gegen kirchliche Ausstiegsszenarien Protest erheben“. Die Verantwortlichen für kirchliche Finanzen im diözesanen und überdiözesanen Bereich seien dazu aufgerufen, bei Entscheidungen zu bedenken, dass kirchliches Leben in der Gesellschaft ein Engagement in Bildung, Medien und die Verbandsarbeit voraussetze. Gerade Verbände auf Landes- und Diözesanebene, „die auf funktionierende Geschäftsstellen und Unterstützung durch hauptamtliche Stellen angewiesen sind, sind für katholisches Handeln unverzichtbar“, so Unterländer.
 
Der Vorsitzende des Landeskomitees dankte zuletzt allen Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle, dem Präsidium, den Ausschüssen, Arbeitsgruppen sowie dem Geistlichen Beauftragten für ihr „hervorragendes Engagement in bewegenden Zeiten“. Dies gelte besonders nach dem „schmerzlichen Verlust durch den Tod unseres langjährigen Geschäftsführers, Dr. Karl Eder“, der im Februar im Alter von 60 Jahren verstorben war.
 
Neben Unterländer berichteten weitere Präsidiumsmitglieder des Landeskomitees. Christian Gärtner, stellvertretender Vorsitzender, äußerte seine Hoffnung, „dass die Beschlüsse des Synodalen Weges einen Beitrag dazu leisten können, wie Macht in der Kirche breiter verteilt und wirkungsvoller kontrolliert wird, wie ein Priestertum ohne Klerikalismus realisiert werden kann, und wie Frauen daran beteiligt werden können“. Mit Blick auf den Missbrauchsskandal der Kirche nannte Gärtner die Notwendigkeit, „den Missbrauchsskandal in allen Bistümern und auch weltweit in vollkommener Ehrlichkeit und Transparenz“ aufzuarbeiten. Die stellvertretende Vorsitzende Elfriede Schießleder betonte in ihrem schriftlich vorgelegten Bericht die Relevanz der kirchlichen Verbände für das Gemeinwohl: „Politik und Gesellschaft brauchen das Korrektiv transzendenter Werte, brauchen das Wissen um einen Gott, vor dem alle Menschen Geschwister und von gleicher Würde sind.“ Die vielfältigen Aufträge als Korrektiv und Bereicherung könnten die Verbände nur mit den Diözesen gut ausfüllen, so Schießleder. Jedoch bräuchten diese „bei allem Idealismus auch unseren Anteil an den kirchlichen Finanzen: ohne Moos nix los“, warnte Schießleder vor finanziellen Einschnitten bei der Verbandsarbeit.
 
Im Rahmen der Vollversammlung beschloss das Landeskomitee einen Antrag des bayerischen Landesverbands des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) zur Stärkung der Teilhabe aller Getauften an der Sendung der Kirche. Das Landeskomitee sagt damit zu, sich in geeigneter Weise dafür einzusetzen, dass in den bayerischen Diözesen die Mitverantwortung und die Mitentscheidungsmöglichkeiten der Räte, wie zum Beispiel Pfarrgemeinderäte und Diözesanräte, weiterentwickelt werden. So soll die Teilhabe aller Getauften an der Sendung der Kirche verwirklicht werden. Das Präsidium des Landeskomitees wird in dem Antrag beauftragt, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die konkrete Schritte zur Weiterentwicklung der Räte in diesem Sinn erarbeitet. Laiinnen und Laien prägten das Leben der Kirche auf den verschiedenen Organisationsebenen entscheidend mit, ein Mitbestimmungsrecht hätten sie jedoch nicht, so der KDFB in dem Antrag. Einer von vielen Schritten in Richtung einer geschwisterlichen Kirche sei, die gewählten Räte mit Entscheidungskompetenzen auszustatten – auch hinsichtlich der Mitbestimmung bei Bischofsernennungen. (hs)