Amtschefin Herrmann dankte den 38 anwesenden Betroffenen und Angehörigen für ihr Kommen sowie für die Möglichkeit zu „fruchtbarem Austausch und guten Gesprächen“. Generalvikar Klingan betonte, dass Aufarbeitung kein abgeschlossener Prozess sei: „Wir sind auf einem Weg, wir gehen weiter. Der Dialog – wie heute mit Ihnen – ist uns wichtig, damit wir erfahren können, wo wir noch mehr unterstützen können.“ Im Beraterstab des Erzbischofs sei zuletzt deutlich geworden, wie wichtig es sei, verstärkt die Frage in den Blick zu nehmen: „Was bedeutet geschehener Missbrauch für die Angehörigen von Betroffenen?“
Darauf ging Margret Schlierf, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) der Erzdiözese, näher ein. Sexueller Missbrauch sei, so Schlierf, auch ein „Verrat an einer Beziehung“ und führe zu einem tiefen Gefühl von Kontrollverlust und Misstrauen, das Betroffene oft ein Leben lang begleite. „Das Umfeld muss diese Belastung mittragen und ist dadurch selbst mitbetroffen“, erklärte sie. Angehörige könnten zur Seite stehen, seien dabei jedoch häufig selbst stark belastet und manchmal überfordert: „Ihre Unterstützung hat einen hohen Preis.“ Schlierf wies auf neu geschaffene Angebote für Angehörige in drei Beratungsstellen der EFL in Freising, Mühldorf und Rosenheim hin und lud zur Kontaktaufnahme bei Bedarf ein. Die EFL ist online erreichbar unter
http://www.erzbistum-muenchen.de/eheberatung-oberbayern sowie per Mail an info@eheberatung-oberbayern.de oder telefonisch unter 089/54 43 11-0.
Der „4. Tag der Begegnung“ richtete sich besonders an Menschen, die als Kinder oder Jugendliche sexuellen Missbrauch durch Mitarbeitende der Erzdiözese München und Freising erfahren haben. Den Betroffenen standen Vertreterinnen und Vertreter der Erzdiözese, des
Betroffenenbeirats und der
Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) zur Verfügung, um über die jeweilige Arbeit sowie Fragestellungen, Ergebnisse und Herausforderungen der Aufarbeitung der Missbrauchsgeschehnisse zu informieren und ins Gespräch zu kommen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diözesaner sowie nicht-kirchlicher Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene gaben Auskunft über ihr Angebot. Kardinal Marx stand vor Ort für Einzelgespräche zur Verfügung, ebenso Generalvikar Klingan und Amtschefin Herrmann sowie die anderen anwesenden Ansprechpartner.