Geistliche Übung Auch in den Klöstern fiel das Fasten schwer

Fastenessen mit Kreuz
Wenn heute von Fasten die Rede ist, denkt man meist an eine freiwillige Einschränkung beim Essen und Trinken aus gesundheitlichen Gründen, auch um Figurprobleme zu lösen. Doch Fasten ist eine geistliche Übung, die man nicht nur im Christentum, sondern auch in vielen anderen Religionen, zum Beispiel im Islam, kennt. Die christliche Kirche ruft seit dem Mittelalter die Gläubigen zum Fasten auf.
 
Nach den kirchlichen Fastengeboten waren einst der Verzehr von Fleisch von warmblütigen Tieren und der Genuss von tierischen Produkten wie Milch, Käse, Butter und Eier untersagt. Die Einhaltung dieser Abstinenzgebote wurde sogar von der weltlichen Obrigkeit streng kontrolliert, auch durch Besuche in Gaststätten. Kam es zu Verstößen, so wurden rigorose Strafen verhängt. Enthaltsamkeit war auch im Eheleben gefordert. Eine Ausnahme bildeten lediglich die sechs Fastensonntage, an denen auch der Genuss von Fleisch erlaubt war.

Damit die Fastengebote auch gewissenhaft beachtet wurden, zogen in der Barockzeit Mönche übers Land und redeten dem Kirchenvolk gar hart ins Gewissen, dass ein Verstoß gegen die Fasten- und Abstinenzgebote der sichere Weg ins Verderben sei. Besonders eifrig und leidenschaftlich taten dies die Kapuziner, die predigend durchs Land zogen. Der Bekannteste unter ihnen war wohl der Wiener Hofprediger Abraham a Santa Clara (1644 – 1703), der eigentlich Ulrich Megerle hieß und aus dem Schwäbischen stammte. In seinen Predigten lobte er in drastischen Worten die Tugend des Fastens: „Um das Fasten ist es eine heilige Sach’. Der Abbruch der Speisen ist dem Satan ein Abbruch. Viel essen macht vermessen, viel Trinken macht hinken und stinken.”
 

"Ich taufe dich Karpfen", sagte der Abt zum Spanferkel

Wie sehr strenges Fasten auch den Mönchen in den Klöstern fiel, zeigt die Geschichte von den „verwandelten“ Fastenspeisen. Wenn nämlich den Klosterherren das fleischlose Essen gar nicht mehr schmeckte, soll so mancher Abt zu einem Spanferkel gesagt haben: „Baptisto carpem“, also: „Ich taufe dich Karpfen!“ Nun konnte man sich ohne schlechtes Gewissen an den Leckerbissen aus der Klosterküche erfreuen. Solche Ausnahmen erlaubte man sich vor allem an hohen Feiertagen und beim Besuch von Gästen.

Um die strengen Fastengebote elegant zu umgehen, waren einige Klöster recht erfinderisch. So wollten sie dem Hungergefühl mit flüssiger Nahrung etwas entgegenwirken. Und damit man ja kein schlechtes Gewissen
haben musste, war auch gleich eine handfeste Regel zur Hand: „Potus non frangit jejunium“ also: „Trinken bricht nicht das Fasten.“ Da in dieser Regel nichts über die Quantität ausgesagt ist, konnte jeder selbst sein persönliches Maß festlegen.

Vom Frater Brauer im Kloster Andechs wird überliefert, dass auch er der Fastenzeit seinen Tribut zollen wollte, aber eben nur so weit, wie er es schaffte: Er trank in der Fastenzeit zur Buße statt der täglichen 18 Maß Bier nur noch zehn Maß!
 

Bis heute wird auf dem Nockherberg das Fastenbier ausgeschenkt

Nockherberg, Bierkrüge
Die frommen Paulaner-Mönche begannen 1634, ein spezielles „Fastenbier“ zu brauen. Bis heute schenkt die gleichnamige Brauerei im Biergarten auf dem Nockherberg (hier eine Aufnahme im Sommer) in der Fastenzeit ein Starkbier aus, den "Salvator", gebraut nach dem Rezept von Frater Barnabas.
Auf den Biergenuss in der Fastenzeit auf keinen Fall verzichten wollten in München die frommen Paulaner-Mönche, die 1634 begannen, ein spezielles „Fastenbier“ zu brauen. 1752 erhielten die Mönche die Erlaubnis, zum Namenstag ihres lieben Ordensvaters Franz von Paula ein malzreiches, besonders nahrhaftes „St. Vaterbier“ oder „Heilig-Vater-Bier“ herzustellen und auch auszuschenken. Im Volksmund wurde das Starkbier bald als „Salvator” bekannt.

1780 fand der erste öffentliche Anstich des Salvators statt. Dabei wurde dem Landesvater Kurfürst Karl Theodor vom Braumeister, dem Bruder Barnabas, ein Humpen mit einem besonders großen Fassungsvermögen überreicht. Der Frater Barnabas soll dem Kurfürsten den ersten Humpen mit den Worten überreicht haben: „Salve pater patriae, bibas princeps optime!“. An die klösterliche Tradition knüpft bis heute eine große Münchner Brauerei an, die in ihrer Wirtschaft auf dem Nockherberg alljährlich das beliebte Fastenbier, den „Salvator“, ausschenkt.
 
Albert Bichler, Sankt Michaelsbund, Münchner Kirchenzeitung, 6/2018

Ewige Zahl 40

40 ist eine der wichtigsten Symbolzahlen der Bibel und prägt auch die Fastenzeit. Hier erklären wir, was es mit der Zahl auf sich hat.

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