9. Februar: 555 Jahre Liebfrauendom Acht Tage nach Lichtmess wurde 1468 der Grundstein gelegt

Bis heute ist es eines der bekanntesten Gotteshäuser Deutschlands: Der Münchner Liebfrauendom. Doch als vor 555 Jahren der Grundstein der heutigen Bischofskirche gelegt wurde, war nicht einmal der damalige Freisinger Bischof anwesend.
 
Steinrelief beim südöstlichen Brautportal mit Gedächtnisrelief des knieenden Herzog Sigismund
Steinrelief beim südöstlichen Brautportal des Liebfrauendoms mit Gedächtnisrelief des knieenden Herzogs Sigismund
„Im Jahr des Herrn 1468 ist der Bau angefangen, acht Tag nach unser lieben Frauen Tag zu Lichtmess“, verkündet eine Steintafel in einer Mischung aus Latein und Deutsch am südöstlichen Brautportal des Münchner Doms. Fast die ganze Bürgerschaft der Stadt München war auf den Beinen, als am 9. Februar 1468 der Grundstein für den Neubau der Pfarr- und Stiftskirche „Zu Unserer Lieben Frau“ gelegt wurde. Somit jährt sich das denkwürdige Ereignis in diesen Tagen zum 555. Mal.

Doch zurück zur Historie: Bereits vier Tage zuvor hatte Ernst Pütrich, Pfarrer des alten Vorgängerbaus, die ersten drei Spatenstiche gesetzt, damit das Fundament ausgehoben werden konnte. Eine Woche nach Mariä Lichtmess schien die Sonne, fast wie im Frühling. Abgesandte aus der Stadt, Weltgeistliche, Mönche, Patrizier und einfaches Volk wollten sich das Ereignis nicht entgehen lassen.

Schutzherr verzichtete auf weltliche Macht

Herzog Sigmund war der Schutzherr des Baus und setzte sich sehr für die Frauenkirche ein. Nicht mal ein halbes Jahr vor der Grundsteinlegung hatte er zu Gunsten der Alleinherrschaft seines jüngeren Bruders Albrecht auf die weltliche Macht verzichtet. Den geistlichen Schutz gab er jedoch nicht aus der Hand.
Steintafel zum Gedenken an den Baubeginn beim südöstlichen Brautportal des Münchner Liebfrauendoms
Steintafel zum Gedenken an den Baubeginn beim südöstlichen Brautportal
Die Stelle, an der der Altar stehen sollte, wurde mit einem hölzernen Kreuz bezeichnet. Pfarrer Pütrich segnete den zugehauenen Grundstein mit Weihwasser und ritzte mit einem Messer auf jede Seite ein kleines Kreuz. Dann stieg er in die Baugrube und legte eigenhändig den Grundstein. Baumeister Jörg von Halspach ordnete den Stein, dann besprengte ihn der Pfarrer erneut mit Weihwasser, bevor er den Umfang des Kirchenbaus dreimal abschritt. Dann trat Herzog Sigmund hinzu und führte Hammer und Kelch nach altem Brauch.
  
Reine Pfarrangelegenheit

Bezeichnend ist, dass weder der Freisinger Bischof, Johannes IV., noch der Pfarrer von St. Peter oder Würdenträger der im Pfarrsprengel gelegenen Klöster an der Einweihung teilnahmen. „Das Ganze wurde wohl als reine Pfarrangelegenheit betrachtet“, meint der Leiter des Erzbischöflichen Archivs, Roland Götz. Bis heute ist der Liebfrauendom eine Kirche für die Münchner Bürger, doch damals war sie außerdem die Kirche des Herzogs. „Deshalb hatte der königliche Hof auch das Patronatsrecht“, weiß Götz.
Steintafel beim südöstlichen Brautportal des Münchner Liebfrauendoms mit Gedächtnisrelief des knieenden Herzogs Sigismund
Steintafel beim südöstlichen Brautportal mit Gedächtnisrelief des knieenden Herzogs Sigismund
Selten genug für eine bayerische Kirche, handelt es sich beim Liebfrauendom um einen Backsteinbau. Backstein besteht aus gebranntem Lehm, und die Stadt München steht weitgehend auf Lehm. Der Lehm lag sozusagen zu Füßen. „Deshalb tragen die Stadtteile Laim im Westen und Berg am Laim im Osten das Wort ,Lehm‘ schon im Namen“, weiß Dompfarrer Monsignore Klaus Peter Franzl. Es brauchte also keine gelernten Steinmetze, schon einfache Arbeiter wussten mit diesem Baustoff umzugehen. Dank des leicht zu bearbeitenden Materials war der ehrwürdige Bau schon in der Rekordzeit von 20 Jahren fertig.

Eines der bekanntesten Gotteshäuser Deutschlands

Bis heute ist der Liebfrauendom eines der bekanntesten Gotteshäuser Deutschlands: „Wenn man zwei Striche malt, weiß man, das sind die beiden Türme der Frauenkirche“, lacht Franzl. Nicht ohne Grund werben Münchner Unternehmen bis heute mit der populären Ansicht der Dom-Westseite.
Nach St. Peter ist die Frauenkirche die älteste Pfarrkirche Münchens. Beide teilen, so Franzl, die Innenstadt zwischen der Fußgängerzone an der Kaufingerstraße und St. Peter in zwei Pfarreien auf. 1821 wurde die Frauenkirche zum Bischofssitz und zur Kathedrale, zum Dom des neu geschaffenen Erzbistums München und Freising erhoben.
 
Text: Maximilian Lemli, Redakteur beim Michaelsbund, Februar 2023

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