Neuer Domorganist möchte mit Musik ans Gebet heranführen Antrittskonzert von Ruben Sturm im Liebfrauendom

Seit September dieses Jahres ist Ruben Sturm der neue Organist im Münchner Liebfrauendom. Bei seinem Antrittskonzert am Sonntag, 30. Oktober, bot er ein vielfältiges Programm mit Stücken vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
 
Domorganist Ruben Sturm
Ruben Sturm ist seit September der neue Organist im Münchner Liebfrauendom
Schon im vergangenen Jahr gab der 43-Jährige sein Debüt an der Orgel des Liebfrauendoms. Damals wirkte er beim Münchner Orgelsommer mit und war begeistert von der klanglichen Vielfalt und Dynamik des Instrumentes. Kein Wunder, handelt es sich doch um die größte Orgel Oberbayerns. Deswegen hat es ihn „sehr gereizt“, als die Stelle des Domorganisten ausgeschrieben wurde, wie er zugibt. Das Bewerbungsgespräch fand bereits im Herbst des letzten Jahres statt. Im Januar gab es ein Vorspielen, das sich in Liturgie, Improvisation und klassisches Orgelliteraturspiel gliederte.

Geboren und aufgewachsen ist Sturm in Speyer. Gerne weist er auf die historische Brücke zwischen der Pfalz und Bayern hin, schließlich gehörte Speyer bis Ende der 1940er Jahre zur bayerischen Provinz. Am dortigen Bischöflichen Kirchenmusikalischen Institut erfuhr er seine erste musikalische Ausbildung. In Frankfurt studierte er Kirchenmusik und Künstlerisches Orgelspiel. Seine erste hauptamtliche Stelle hatte er im Bistum Mainz, bevor er 2010 Domorganist und Professor für Orgelliteraturspiel und Orgelimprovisation in Rottenburg am Neckar wurde. Nun folgte die Berufung nach München.
 
Liebfrauendom Orgel Empore
Die Orgel auf der Empore des Münchner Liebfrauendoms, der Arbeitsplatz von Ruben Sturm
Mit Instrument vertraut gemacht

Inzwischen hat der Organist sein Instrument im Liebfrauendom schon gut kennengelernt, schließlich begleitet er täglich die Liturgie. So hat er sich auch schon mit dem zwölf Sekunden dauernden Nachhall vertraut gemacht, der das Musizieren nicht unbedingt erleichtert. Doch damit hat er bereits im Kaiserdom zu Frankfurt seine Erfahrungen gemacht.

Als neuer Domorganist möchte Sturm an liebgewonnenen Traditionen wie dem Münchner Orgelsommer festhalten, aber auch neue Formate entwickeln: Schon jetzt bietet er jeden Mittwochnachmittag eine halbe Stunde Orgelmusik: „Damit will ich auch die Laufkundschaft erreichen, also Menschen, die sich eher zufällig in den Dom verirren.“ Er hofft, sich so ein Stammpublikum erspielen zu können. Schließlich spürt er schon jetzt ein „Grundinteresse“ bei den Besuchern, wenn er sich zum Üben an den Spieltisch setzt.

Musik und Spiritualität

Neu hinzugekommen sind die Videoprojektionen, die es ermöglichen, den Organisten beim Spielen zu beobachten. Sturm versteht sie als Hörhilfe, nicht als Mittel der Selbstdarstellung. Denn auch bei der Orgel gelte: „Das Auge hört mit.“ Im Advent will der Organist mit der Orgelsoiree neue kirchenmusikalische Akzente setzen. Auch durch die Fastenzeit wird die Orgelmusik die Besucher des Doms verstärkt begleiten.
 
Immer wieder betont der Kirchenmusiker, wie wichtig ihm die spirituelle Dimension des Musizierens ist: „Ich möchte die Menschen mit der Orgelmusik an die Glaubensgeheimnisse und das Gebet heranführen.“ Dazu trägt auch der runde, erhebende Klang der Domorgel bei: „Natürlich trägt die Größe der Orgel dem Raum Rechnung. Der Klang packt den Zuhörer, erschlägt ihn aber nicht, sondern rührt ihn an“, so Sturm. Selbst wenn viele Register zusammenklingen, also im Tutti, klingt die Orgel noch wie ein „großer Löwe“. Um die unterschiedlichen Klangfacetten der Orgel hörbar zu machen, setzt Sturm auf eine „vielseitige, bunte Registrierung“, die dem jeweiligen liturgischen Anlass entspricht.
 
Domorganist Ruben Sturm
Beim Spielen können die Zuhörer dem Organisten per Videoprojektion auf die Hände schauen
Vielfältiges Programm beim Antrittskonzert

Die klangliche Vielfalt des Instrumentes stellte Sturm auch bei seinem Antrittskonzert am Sonntag, 30. Oktober, unter Beweis, bei dem Stücke vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf dem Programm standen. Neben Klassikern wie Widor und Bachs Toccata und Fuge in D-Moll trug der Kirchenmusiker der Tradition der Münchner Organisten mit Werken seines Vorvorgängers Franz Lehrndorfer und dessen Nachfolger Hans Leitner Rechnung, stellte aber auch eine Eigenkomposition vor.
 
Text: Maximilian Lemli, Redakteur beim Sankt Michaelsbund, Oktober 2022
 

Ruben Sturm im Portrait