Osterfeuer erinnern an die Botschaft von Ostern

 
loderndes osterfeuer
 
Turmhohe Flammen markieren vielerorts für jeden sichtbar die Osternacht. Kleine und große Feuer, die zum Fest in den Himmel lodern, erinnern an die österliche Botschaft. An die Auferstehung des Herrn, den Sieg des Lichtes über die Finsternis. Auch, wenn manche in den Osterfeuern Reste germanischer oder anderer antiker Frühlingsfeiern sehen wollen, ihre Verbreitung verdanken sie der Kirche, die das Licht schon früh in den Mittelpunkt ihrer Liturgie rückte.

Schon vor der Jahrtausendwende versammelten sich die Gläubigen gewöhnlich am Morgen des Karsamstags vor den Kirchen, um Feuer zu machen. Aus Steinen wurden Funken geschlagen, die mit Zunder aufgefangen, in dürres Gras oder Reisig gelegt und so lange durch die Luft geschwungen wurden, bis die ersten Flammen loderten. Daran entzündete der Diakon nacheinander drei Kerzen, die Licht in die dunklen Gotteshäuser brachten. Eine Zeremonie, die ihre Parallelen in der griechisch-orthodoxen Kirche zu Jerusalem hatte, wo bis heute an Karsamstag ein im Heiligen Grab verborgenes Licht hervorgeholt wird.

Oft brachten die Menschen Holzscheite, Reb-Äste oder Baumschwämme zur Feier der Osterliturgie mit, die sie am geweihten Feuer zum Glühen brachten und anschließend mitnahmen. Zu Hause zündeten sie damit den Herd an. In Tirol war es zudem üblich, dass die Bauern die noch glühenden Holzscheite, in der Hoffnung, die Saat gehe so besser auf, in die Erde steckten. Andere bekreuzigten mit den Kohleresten die Kühe vor dem Almauftrieb. Überhaupt war der Glaube an die heilbringende Wirkung des Osterfeuers, dessen Asche man gern Arzneien beimischte, so groß, dass zahlreiche Kirchenmänner immer wieder warnend ihre Stimmen erhoben. Vor allem Martin Luther, der in den Feuern einen papistischen Brauch sah, ein heidnisches Relikt ohne großen Bezug zur Heiligen Schrift. Allenfalls Kindern gönnte er die Osterkerze.

Der Brauch des Osterfeuers war weit verbreitet. So soll etwa der Antonius-Bruderschaft im westfälischen Hörde anno 1342 ein Weinberg gestiftet worden sein, damit sie alle Jahre „up hillige Paschendag“, also zu Ostern, ein Freudenfeuer anzünde. Und von Kaiser Sigismund wird berichtet, er habe sich 1431 auf einem Nürnberger Friedhof um das Osterfeuer führen lassen.

Erst im Zeitalter der Aufklärung gerieten die Osterfeuer mit zunehmender Sorge um Sicherheit und Ordnung in die Schusslinie des Staates, wurden vielerorts verboten. Im April 1640 warnte der Rat der Stadt Minden alle Bürger, vor allem die „unbändige Jugend“, vor einer möglichen Feuersbrunst. „Wir ermahnen alle unsere Bürger und Angehörigen, daß sie mit den Kindern und Gesindlein in diesem herrlichen Feste fleißig zur Kirchen gehen und den Ihrigen nicht gestatten, dergleichen Feuer anzuleggen.“ Fast überall im deutschen Norden wurden die Feuer behördlich verboten. Zuletzt untersagte die brandenburgische Regierung 1683 alle Osterfeuer und drohte jedem 25 Goldgulden Strafe an, der  es wagen sollte, trotzdem Feuer zu machen.

Mancherorts verschwanden die Feuer zu Ostern tatsächlich, flammten dafür aber zu anderer Gelegenheit auf, zu Lätare etwa, am Johannis- oder Martinstag. Und im protestantischen Norden fanden die christlichen Osterfeuer in weltlicher Form neue Freunde. „In allen Städten, Flecken und Dörfern des Landes“, notierte Jacob Grimm 1835, „wird gegen Abend des ersten (zuweilen dritten) Ostertags auf Bergen und Hügeln ein großes Feuer aus Stroh, Wasen und Holz unter Zulauf und Frohlocken des Volks, nicht allein der Jugend, sondern auch vieler Erwachsenen jährlich angezündet“.

Obwohl die Behörden immer wieder große Brandkatastrophen an die Wand malten und die Holzverschwendung beklagten, ließen sich die Menschen ihre Osterfeuer nicht nehmen. Im Gegenteil, in vielen Städten bildeten sich eigene Vereine, die den Brauch gewissenhaft pflegten. Im sauerländischen Olpe gab es zeitweise bis zu drei Osterfeuer-Gesellschaften, die das Spektakel organisierten.

Neuen Zuspruch fand die magische Kraft des Feuers schließlich Anfang vergangenen Jahrhunderts, als die Heimatbewegungen den Brauch als soziales Instrument neu entdeckten. Holzsammeln wurde zum Gemeinschaftserlebnis. Besonders schön sind bis heute die Osterfeuer in den Ostalpen, in Kärnten und der Steiermark. Dort erstrahlen in der Osternacht auf vielen Bergen Zeichen des Glaubens: Kreuze, Monstranzen oder Buchstaben.

„Zeilenheizen“ nennen die Einheimischen diese Anhäufung von Lichtern, deren Flammen den Menschen im Tal christliche Botschaften signalisieren sollen. Bis heute ist die Jugend neben den Vereinen wichtigster Motor des Brauches. Vielerorts wetteifert sie im sportlichen Kampf mit den Nachbardörfern um das größte und schönste Osterfeuer. Gelegentlich wird aus dem Spaß sogar bitterer Ernst, wenn es beim Anzünden der riesigen Reisighaufen zu Unfällen kommt.

Manchmal wird in den Osterfeuern auch der Judas in Gestalt einer Strohpuppe verbrannt, jener Apostel, der Jesus ausgeliefert hat. Belege für das Judas- Verbrennen gibt es schon im 17. Jahrhundert. Etwa im unterfränkischen Eibelstadt, wo eine Bürgermeisterrechnung aus dem Jahr 1651 die Anschaffung von Holz verrät, „alß mann den Armen Judaß verbrent!“. „Judaß“, hieß es einst in den Dörfern rund um das fränkische Ochsenfurt, „was hast du getan? Du hast den Herrn verraten, darum wirst du gebraten am Karsamstag!“. In Grünmettstetten im Schwarzwald, auf halbem Weg zwischen Herrenberg und Freudenstadt, geht der Judas noch heute an Karsamstag auf einer Wiese in Flammen auf. An einem Galgen, den die Dorfjugend Jahr für Jahr am Ortsrand aufstellt.

Haushoch sind die Flammen des Osterfeuers vor allem im Harz, wo sie inzwischen zur Touristen-Attraktion geworden sind. Dort werden an Ostersamstag riesige Holzhaufen in Brand gesetzt, Berge von Fichtenzweigen, die über Wochen zusammengetragen wurden. Gebilde, deren Bau viel Erfahrung voraussetzt. Harzer Spezialität sind auch die Fackeln, welche die Burschen am Ostersamstag durch die Nacht schwingen. Mit Fichtenharz präparierte Holzkeile, die früher eigens beim Bäcker getrocknet wurden. Entzündet werden die Fackeln traditionell am großen Osterfeuer, ganz so wie die Osterkerzen in der Kirche, in die seit dem frühen Mittelalter die Anfangs- und Endbuchstaben des griechischen Alphabets geritzt sind.

Am spektakulärsten hat man das Osterfeuer im westfälischen Lügde eingerichtet, wo den Lauf der Feuerräder jedes Jahr am Ostersonntag zahllose Zuschauer verfolgen. Seit gut 250 Jahren ist der Brauch in Lügde urkundlich belegt, doch ähnliche Spektakel waren auch früher weit verbreitet. Schon 1534 hatte der Theologe und Schriftsteller Sebastian Franck in seinem Weltbuch von stroh-umwickelten Rädern berichtet, die abends angezündet und von den Bergen ins Tal gerollt wurden, so „als ob die Sunn von dem Himmel lieff“.

Heute werden in Lügde zu Ostern sechs mannshohe, gut sieben Zentner schwere Eichenholz-Räder brennend zu Tal geschickt. Ein Spektakel, dessen Vorbereitungen eine ganze Woche dauern. Denn um dem Feuer möglichst lang zu widerstehen, werden die Räder schon zum Auftakt der Karwoche in die Emmer gelegt, wo sie bis Ostersamstag fest angekettet schwimmen.

Am Sonntagmorgen stehen sie vor dem Lüdger Rathaus zur Schau, ehe sie am Mittag auf den Osterberg geschleppt werden. Dort stopfen dann die „Dechen“, traditionell ganz in Grün gekleidete Männer, die Speichen mit Stroh aus. Böllerschüsse melden, wenn immer ein Rad fertig ist. Dunkelt es, wird schließlich das Osterfeuer entzündet, die Räder mit Fackeln in Brand gesetzt und nach und nach zu Tal geschickt. Ein Abenteuer, das viele Tausend, oft von weither angereiste Zaungäste bestaunen.

Günter Schenk, freier Mitarbeiter der Münchner Kirchenzeitung
 

Auferstehung

 
ministranten entzünden kerzen mit licht der osterkerze
 
Am Anfang war der Osterglaube. Ohne das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu gibt es kein Bekenntnis zu Jesus Christus. Die Geschichte Jesu endete am Kreuz, der Gottesbote aus Nazaret schien gescheitert, gottverlassen.

In seinem Namen die Botschaft vom Reich Gottes einfach weiter verkünden? Unmöglich. Die Jünger flohen schon bei der Verhaftung Jesu. Dass sie sich wieder sammelten und erneut öffentlich auftraten, überraschte sie selbst. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass die Geschichte Jesu über seinen Tod hinausreicht. Nach dem Karfreitag machten sie aber eine Erfahrung, die sie nicht anders als durch den Osterglauben deuten konnten: Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und in göttliche Macht eingesetzt.

Damit rückte die Person Jesu und ihre Bedeutung für die Menschen ins Zentrum der Botschaft, es geht nun um das Bekenntnis zu Jesus als Messias, Sohn Gottes und Herr, als Richter der Lebenden und Toten. Zugleich wird mit dieser Botschaft auch die Geschichte Jesu ins Recht gesetzt: Der Gottesbote aus Nazaret ist nicht gescheitert und gottverlassen, sein Wirken und seine Verkündigung geht uns nach wir vor an. Nichts wüssten wir von diesem Wirken ohne den Glauben an die Auferstehung Jesu; er allein hat dazu geführt, dass die Erinnerung an Jesus wachgehalten wurde und in die Evangelien mündete.

Im Osterglauben geht es aber nicht nur um die Bedeutung von Person und Geschichte Jesu, sondern auch um die Glaubenden selbst. Ihnen wird eine Zukunftsperspektive über den Tod hinaus eröffnet. Christus ist, wie Paulus sagt, der „Erstling der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20), die Apostelgeschichte spricht von ihm als „Anführer des Lebens“ (Apg 3,15). In seiner Auferstehung hat er einen Weg für andere gebahnt. Für Paulus geht es dabei um den Kern des christlichen Bekenntnisses: „Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendsten von allen Menschen“ (1 Kor 15,19).

Jenes andere Leben wird im Neuen Testament nicht beschrieben, sondern in unterschiedlichen Bildern angedeutet. Für Paulus ist es Gemeinschaft mit Christus: „für immer beim Herrn sein“ (1 Thess 4,17). Er versucht auch, der Gemeinde von Korinth die Existenzweise der Auferweckten mit der Rede von einem „geistlichen Leib“ deutlich zu machen. Dabei hebt er sehr stark darauf ab, dass dieser Leib ganz anders ist als der irdische: unvergänglich, unsterblich (1 Kor 15,35-53). Der „geistliche Leib“ ist nicht der wiederbelebte Leichnam, entscheidend ist: Dieselbe Person wird in ihrer Individualität und mit ihrer Lebensgeschichte in die bleibende Christusgemeinschaft aufgenommen.

Die Offenbarung des Johannes entfaltet das Bild vom himmlischen Jerusalem als einer überaus prächtigen Stadt, ist aber auch zurückhaltend, sofern es um das Leben in dieser Stadt geht: keine Trauer, keine Not wird es geben (Offb 21,4), keinen Mangel (22,2). Die Gottesgemeinschaft, auch hier der zentrale Gedanke, lässt sich nicht beschreiben. Von ihrer Wirklichkeit dürfen sich die Glaubenden überraschen lassen.

Gerd Häfner, Professor für Biblische Einleitungswissenschaft LMU München
 
Texte entnommen aus der Münchner Kirchenzeitung