Nah am Wasser gebaut Kirchen und Kapellen im Erzbistum, die untrennbar mit einem Fluss oder einem See verbunden sind

Gerade zur heißen Sommerzeit sind sie eine doppelte Reise wert, die Kirchen und Kapellen, die im Erzbistum an einem kühlenden Gewässer liegen. An die Isar, den Spitzingsee, den Königssee, den Chiemsee und die Salzach führen unsere Ausflüge zu Orten, an denen Gotteshäuser wie Natur "von wunderbarer Schönheit" sind.
 
Sankt Bartholomäus am Königssee
Sankt Bartholomäus am Königssee

St. Maximilian, München

St. Maximilian am Isar-Ufer in München
St. Maximilian am Isar-Ufer in München
Direkt am östlichen Isar-Ufer zwischen Wittelsbacher- und Reichenbachbrücke liegt Münchens „Notre Dame“ an der Isar. So lautet aufgrund des markanten Doppelturmpaars der Spitzname von St. Maximilian. Aufgrund ihrer stadtbildprägenden Lage zählt das neuromanische Gotteshaus zu den bekanntesten Kirchen der bayerischen Landeshauptstadt. St. Maximilian wurde zwischen 1895 und 1901 errichtet, es ist die Ära der sogenannten „Vorstadtdome“, großer historisierender Kirchenbauten, die um die Jahrhundertwende aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums Münchens erbaut wurden. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatten die Türme übrigens spitze Turmhelme – beim Wiederaufbau wurde aus Geldmangel auf sie verzichtet.

Namenspatron ist der heilige Maximilian, Bischof von Lorch. Ihm, der in Altbayern schon vor Korbinian missioniert haben soll, wird die Errichtung der ersten christlichen Kirche in Freising zugeschrieben. Der Legende nach fand er als Glaubenszeuge am 12. Oktober 218 den Tod durch das Schwert. Zusätzlich soll das Patrozinium noch an den ersten bayerischen König Max I.Josef erinnern.
 

 

Mariä Himmelfahrt, Laufen

Mariä Himmelfahrt an der Salzach in Laufen
Mariä Himmelfahrt an der Salzach in Laufen
Als „ein aufwendiges Werk von wunderbarer Schönheit“ wird die nach achtjähriger Bauzeit 1338 fertiggestellte Pfarr- und Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frau (Mariä Himmelfahrt) von Laufen an der Salzach in zeitgenössischen Berichten gerühmt. Das Gotteshaus aus Nagelfluhquadern mit dem gewaltigen Satteldach gilt als die älteste gotische Hallenkirche Bayerns. Es löste einen älteren Vorgängerbau ab und darf als Ausdruck für den Wohlstand und das stolze Selbstbewusstsein von Landadel, Schiffsherren und Bürgern der oberbayerischen Schifferstadt gewertet werden. Markant ist die trutzige Lage auf einer Halbinsel an einer Flussschleife der Salzach.

Nach oberitalienischen Vorbildern zieht sich ein Laubengang um die ganze Kirche. Er wurde zum Schutz für die Grabstätten der Adeligen, Bürger und Zünfte, aber auch für die Prozessionen um das Gotteshaus erbaut. Ursprünglich nur mit Dächern über den einzelnen Grablegen zum Schutz für die Fresken und Epitaphe angelegt, begann man die Lauben schrittweise einzuwölben. Die Baugeschichte zog sich so vom 15. bis ins 17. Jahrhundert hin.
 

 

Kloster Schäftlarn

Benediktinerabtei Schäftlarn im Isar-Tal
Benediktinerabtei Schäftlarn im Isar-Tal
Mitten im grünen Isartal liegt unweit des rauschenden Flusses die Benediktinerabtei Schäftlarn. Die Geschichte des Klosters in dieser idyllischen, von Wiesen geprägten Auenlandschaft reicht mehr als 1.250 Jahre zurück. Es soll der adelige Priester Waltrich gewesen sein, der eine klösterliche Cella hier am Isarufer gründete. 762 wird eine Kirche zu Ehren des heiligen Dionysius geweiht. Ab dem 10. Jahrhundert erlischt das klösterliche Leben aufgrund der Ungarneinfälle.

1140 errichtet Bischof Otto von Freising Schäftlarn neu als Prämonstratenserprobstei. Von 1702 bis 1707 wird ein neues Klostergebäude erbaut, für das der Münchner Hofbaumeister Antonio Viscardi verantwortlich zeichnet. 1733 beginnt nach den Plänen von François de Cuvilliés dem Älteren der Neubau der Kirche, die gotische Vorgängerkirche hatte man wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Nach zehn Jahren Stillstand, vermutlich aus finanziellen Gründen und bedingt durch den österreichischen Erbfolgekrieg, nehmen die Mönche die Arbeiten 1750 wieder auf: Johann Baptist Gunetzrhainer und Johann Michael Fischer reduzieren den Ursprungs-Entwurf und führen den Bau bis 1753 in seiner heutigen Form auf. Von 1754 bis 1764 erhält die Kirche durch Johann Baptist Zimmermann und Johann Baptist Straub ihre berühmte Rokokoausstattung. Die Säkularisation beendet 1803 das Wirken der Prämonstratenser, erst 1866 erfolgt durch König Ludwig I. von Bayern die Wiederbegründung als Kloster durch die Benediktiner. 1910 wird Schäftlarn zur Abtei erhoben.
 

 

Herren- und Frauenchiemsee

Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth auf der Insel Frauenchiemsee
Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth auf Frauenchiemsee
Das „Bayerische Meer“, der Chiemsee, hat auf zwei Inseln eine reiche kirchliche Geschichte zu bieten: Frauenwörth wurde bereits 772 von Bayernherzog Tassilo III. gegründet und ist damit das älteste Nonnenkloster Deutschlands. Die erste namentlich bekannte Äbtissin ist die selige Irmengard (gestorben 866), deren Gebeine im Münster beigesetzt sind. Sie ist die Schutzpatronin des Chiemgaus – und Frauenchiemsee mit der Benediktinerinnenabtei bis heute ein Wallfahrtsort.

Im Gegensatz dazu ist auf der Herreninsel das klösterliche Leben heute erloschen: Um 1130 errichtete Erzbischof Konrad von Salzburg das Augustiner-Chorherrenstift auf dem Platz einer Benediktinerabtei aus dem 7. Jahrhundert. Die Augustiner Chorherren gaben ihm auch den Namen „Herreninsel“. Die Klosterkirche diente ab dem 13. Jahrhundert bis 1807 als Kathedrale des Bistums Chiemsee, während die Chorherren bis zur Säkularisation 1803 das Domkapitel bildeten. Danach wurde das Gebäude zum repräsentativen Wohnsitz für den neuen Besitzer Alois von Fleckinger umgebaut, der hier anstelle des Kosterdoms eine Brauerei errichten ließ. 1873 kaufte König Ludwig II. die Insel und ließ nebenan das Neue Schloss Herrenchiemsee erbauen.
 

 

St. Bernhard am Spitzingsee

Pfarrkirche St. Bernhard am Spitzingsee
Pfarrkirche Sankt Bernhard am Spitzingsee
Mit einem eher seltenen Patrozinium, einem ungewöhnlichen Äußeren und einem geografischen Rekord wartet die zur Neuhauser Pfarrei St. Josef gehörende Kirche im Dorf Spitzingsee auf: Mit einer Höhe von 1.090 Metern über dem Meeresspiegel gilt der dem Bergsteigerpatron Bernhard von Menthone geweihte Bau als höchstgelegene pfarrliche Kirche in Deutschland. Zumindest im Sommerhalbjahr finden hier regelmäßig Eucharistiefeiern, Taufen und Trauungen statt.

Errichtet wurde die wie eine Trutzburg aussehende Kirche in den Jahren 1937/38 weniger für die damals sehr wenigen Einwohner des Dorfs Spitzingsee, sondern eher für die zahlreichen Ski- und Wandertouristen, denen der Schlierseer Ortspfarrer Adalbert Obermayer einen Ort der Andacht und des Gebets schaffen wollte. Kardinal Michael von Faulhaber war von der Idee angetan und unterstützte den Bau, der unter Leitung des Architekten Friedrich Haindl gegen den politischen Druck der Nationalsozialisten realisiert wurde. Auch der unwetterbedingte Einsturz des frisch errichteten Turms im Juni 1938 konnte nicht verhindern, dass bereits im Oktober desselben Jahres die Einweihung gefeiert wurde.

Nur vier Jahre später drohte die kurze Geschichte der Spitzingseer Bernhardskirche schon wieder zu enden, als Pläne geschmiedet wurden, den See zur Energiegewinnung 17 Meter hoch aufzustauen, was das Ende sowohl des Dorfs als auch seiner neuen Kirche bedeutet hätte. Der Weltkrieg verhinderte jedoch, dass das Vorhaben verwirklicht und die Kirche überflutet wurde. So steht die Kirche 70 Meter von der Uferpromenade entfernt weiterhin auf trockenem Boden und lädt Bergsportler und Ausflügler inmitten des touristischen Trubels am Spitzingsee zu einer stillen Auszeit ein.
 

 

Drei Kapellen am Königssee

Kloster Sankt Johann und Paul am Königssee
Kapelle Sankt Johann und Paul am Königssee
Wie, drei Kapellen am Königssee? Da gibt’s doch nur … St. Bartholomä? Richtig, das ist die erste. Sie ist, obwohl sie nicht auf einer Insel liegt, nur mit dem Schiff (oder auf einem weiten, schwierigen Bergweg) erreichbar, und ihre Sakristei befindet sich gewissermaßen in einem Gasthaus – solch kuriose Eigenschaften hat wohl kein anderes Gotteshaus zu bieten. Ganz am Rand einer flachen Landzunge gelegen, die sich aus herabgestürztem Gesteinsmaterial aus der Watzmann-Ostwand gebildet hat und den Gebirgssee allmählich immer weiter zuschüttet, stellt das pittoreske Wallfahrtskircherl mit den charakteristischen unterschiedlichen roten Zwiebeltürmen eine Sehenswürdigkeit von internationalem Rang dar.

In den ältesten Teilen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammend, wurde die Kirche im 17. Jahrhundert im Stil des Barock gestaltet. 1867 stand sie kurz vor dem Abriss, da kein Geld für die Instandhaltung vorhanden war – König Ludwig II. selbst soll damals ausgeholfen und die erforderlichen 2.532 Gulden bezahlt haben. Die Anekdote mit der Sakristei im Gasthaus erklärt sich dadurch, dass die Kirche baulich mit dem benachbarten früheren Jagdschloss verbunden ist; aus diesem wurde auch ein Zugang auf die Empore geschaffen – heute wird es als Gasthaus (und eben auch als Sakristei) genutzt. St. Bartholomä ist auch eine beliebte Hochzeitskirche, allerdings müssen trauungswillige Paare hierfür selbst einen Priester organisieren, da die zuständige Pfarrei Unterstein die Nachfrage selbst personell nicht stemmen kann; zudem sind 150 Euro Mietgebühr (ohne Nebenkosten) beim Besitzer der Kirche, dem Freistaat Bayern, zu zahlen.

Der erste Bau des Kirchleins von St. Bartholomä geht vermutlich auf ein altes Quellheiligtum zurück, das sich einen Kilometer weiter westlich befand – dort gibt es vier Quellen („Fieberbrunnen“), die als heiltätig galten.
 
Die Eiskapelle am Königssee
Die Eiskapelle am Königssee
Was uns zur zweiten Kapelle führt: Seit 1617 steht dort, bei den Heilquellen direkt über dem Eisbach, eine eigene, kaum bekannte Kapelle mit dem Patrozinium St. Johann und Paul. Wer von dort auf dem markierten Wanderweg weiterwandert, erreicht nach etwa einer Stunde ab St. Bartholomä Kapelle Nummer drei – die sogenannte Eiskapelle. Sie befindet sich am Fuße der Watzmann-Ostwand und ist kein von Menschenhand errichtetes Gebäude, sondern ein riesiger, vom Schmelzwasser innen ausgehöhlter Schneekegel, der von den im Winter und im Frühjahr abgehenden Lawinen gespeist wird. Die Eiskapelle gilt als tiefstgelegenes ganzjährig existierendes Schneefeld der Alpen.

St. Bartholomä direkt am Seeufer, St. Johann und Paul bei den Heilquellen am Eisbach und die Eiskapelle aus Lawinenschnee – das sind die drei „Wasser-Kapellen“ am Königssee, die allesamt auf einem zweistündigen Spaziergang besichtigt werden können.
 
Texte: Florian Ertl, stellvertretender Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung, und Joachim Burghardt, Redakteur der Münchner Kirchenzeitung, Juli 2022
 

 

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