Verbundenheit in der Not, praktische Hilfe und neue Dynamiken Ökumene unter Corona-Bedingungen

 
2020 war auch für alle ökumenisch Engagierten ein schwieriges, aber lehrreiches Jahr. Immer mit dabei war die Frage, ob der Ökumenische Kirchentag im Mai 2021 in Frankfurt würde stattfinden können. Mittlerweile steht fest: Er findet statt, aber in einer digitalen und dezentralen Form. Mit der ökumenischen Entdeckungsreise "Was gibt Halt?" können sich Pfarreien darauf vorbereiten und neue Wege in der Ökumene gehen.
  
Banner "Was gibt Halt?"
 
Ab März 2020 veränderte die Corona-Pandemie auch die ökumenische Arbeit komplett. Sämtliche Gremien, Vorbereitungen und Planungen, zum Beispiel des gemeinsamen kirchlichen Begleitprogrammes bei den Passionsspielen in Oberammergau, mussten von einem Moment auf den anderen eingestellt werden. Das gesamte Jahr über waren Begegnungen nur sehr eingeschränkt möglich, dabei sind sie für die Ökumene, die maßgeblich vom vertrauensvollen Austausch lebt, essentiell. Dies hatte spürbare Folgen: an vielen Stellen wurden Kontakte loser. Vieles zehrt aktuell noch aus den gewachsenen Beziehungen der Zeit vor den Einschränkungen. Es wird wichtig sein, gerade auf die Pflege des vertrauensvollen Austausches ein verstärktes Augenmerk zu legen, sobald sich wieder Möglichkeiten ergeben.

Nicht zu unterschätzen werden auch die finanziellen Folgen für die in Bayern kleinen Kirchen sein, da diese sich fast ausschließlich aus Spendengeldern finanzieren. Häufig stehen hier Gemeinden und deren Seelsorger vor äußerst prekären Situationen. Es ist damit zu rechnen, dass dies erst schrittweise im kommenden Jahr sichtbar werden wird.
 

Neue Formen der Zusammenarbeit

 
Gleichzeitig schuf die Situation sehr viel Positives für die Ökumene. Besonders in der ersten Hälfte des Jahres standen alle Kirchen gemeinsam vor der Herausforderung, wie sie die Situation gestalten sollten. So gab es viele Kontakte zu praktischen Themen, von liturgischen über rechtliche bis zu technischen Fragen. Besonders von Seiten der Orthodoxie und der kleineren Kirchen wurde es dankbar wahrgenommen, dass sie von beiden in Bayern großen Kirchen stets deren aktuelle Regelungen zu Verfügung gestellt bekamen und diese dann für ihren eigenen Kontexte adaptieren konnten.

Ganz praktisch wurde die Ökumene unter Corona-Bedingungen, als Gottesdienste unter strengen Auflagen im Frühjahr wieder möglich wurden. Gerade die notwendigen Abstandsregeln brachten die Gemeinden vor Ort zusammen: Da viele der in Oberbayern oft kleineren evangelische Kirchen nur sehr wenige Gottesdienstteilnehmer ermöglichten, wurde an vielen Stellen ökumenische Gastfreundschaft gewährt. Dies geschah meist ganz selbstverständlich und zeigt, wie viel Vertrauen und Verbundenheit an vielen Stellen gewachsen ist.

Einen besonderen Höhepunkt erlebte die Ökumene unter Corona-Bedingungen dann an den Weihnachtsfeiertagen. Hier standen alle Kirchen gemeinsam vor der Frage, wie sie in einer der schwierigsten Phasen der Pandemie einerseits dem Bedürfnis nach Trost und Stärkung auf Seiten der Gläubigen und andererseits der Gefahr der Ansteckung begegnen konnten. Viele Pfarreien begannen deshalb schon frühzeitig, Gottesdienste im Freien zu planen. Dies geschah häufig in ökumenischer Verbundenheit, denn vielen war klar, dass die Kirchen mit größerer Glaubwürdigkeit in den öffentlichen Raum gehen können, wenn sie dies gemeinsam tun. Ein wichtiges Signal setzten dabei auch Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die ganz bewusst den Heiligen Abend mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffneten und so gerade in dieser schwierigen Phase große Verbundenheit zeigten.
 

Monatelange Unsicherheit: Der Ökumenische Kirchentag 2021

 
Von der Situation betroffen war auch der Dritte Ökumenische Kirchentag, der im Mai 2021 in Frankfurt stattfinden sollte. Die bereits seit mehreren Jahren laufenden Vorbereitungen gingen von mindestens 100.000 Teilnehmern und mehr als 1000 Präsenzveranstaltungen in der ganzen Stadt aus. Je länger die Corona-Pandemie den Alltag bestimmte, desto mehr wurde auch allen Beteiligten klar, dass dies Konsequenzen für die Durchführung des Ökumenischen Kirchentages haben würde. Einerseits galt es, die Gefährdungslage ernstzunehmen, andererseits sollte dennoch ein positives ökumenisches Signal gesetzt werden. All dies führte für alle Beteiligten zu einer monatelangen Hängepartie. Mittlerweile steht fest: Der Dritte Ökumenische Kirchentag findet statt, vorrangig digital und dezentral.

Im Erzbistum München und Freising war früh festgelegt worden, dass die Vorbereitungen für den Ökumenischen Kirchentag gemeinsam mit dem evangelisch-lutherischen Kirchenkreis München und Oberbayern und in enger Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern durchgeführt werden sollten. So wurden Arbeitsgruppen gebildet, spannende Ideen entwickelt und vor allem immer wieder nachjustiert. So entstand ein gemeinsames Projekt unter dem Motto „Was gibt Halt? Eine ökumenische Entdeckungsreise". Klar war immer: „Der Ökumenische Kirchentag mag abgesagt werden, die Ökumene ist es sicher nicht!“
 

"Was gibt Halt?" - Eine ökumenische Entdeckungsreise

 
Das Projekt „Was gibt Halt?“ wendet sich an die Pfarreien und alle Aktiven in der Ökumene. Es lädt dazu ein, sich in vier Reiseabschnitten gemeinsam mit den Partnern aus der Ökumene auf verschiedenen Ebenen mit der Frage auseinander zu setzen, was in all der Unsicherheit Halt gibt. Am Beginn stehen ab dem ersten Fastensonntag spirituelle Impulse aus der Vielfalt der Ökumene, die ganz persönlich den spirituellen Reichtum der unterschiedlichen Kirchen zeigen. In der Osterzeit regt das Projekt zu ökumenischen Spaziergängen unter der Überschrift "Zwischenhalt" an. Es folgt die Einladung zum "Ökumenischen Fensterln" mit Besuchen und Gesprächen bei den Partnergemeinden. Und ganz am Ende, zum Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt, besteht die Möglichkeit, vor Ort einen eigenen "ÖKT dahoam" zu gestalten.

Informationen und Materialien zu allen Angeboten werden auf der Homepage www.was-gibt-halt.de gebündelt.

Text: Dr. Florian Schuppe, Leiter des Fachbereichs Ökumene

Videos: "Das gibt mir Halt" - Spirituelle Impulse aus der Vielfalt der Ökumene


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