Projektskizze zur Erstellung der Broschüre „Die letzten und die ersten Tage. Amerikaner und Bayern begegnen sich“ im Schuljahr 2007/08



Dr. Silvia Wimmer


Mit Einführung der neuen Oberstufe am Gymnasium im Schuljahr 2009/2010 wird künftig wissenschaftspropädeutisches und projektorientiertes Arbeiten mehr im Vordergrund stehen, als dies bisher der Fall war. Folgende Skizze möchte hierzu Anregungen geben. Das Projekt „Die letzten und die ersten Tage. Fremdsicht und Eigenwahrnehmung am Ende des Zweiten Weltkriegs im Landkreis Ebersberg“ wurde am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten in der unten beschriebenen Form durchgeführt. Passend zum Lehrplan, erfolgte Anfang Februar eine inhaltliche Einführung zur Besatzungszeit. Damit stand bis zum Abschluss des Projekts am Schuljahresende ein ausreichend großer zeitlicher Spielraum zur Verfügung. Allerdings wirkte die lange Dauer von der Erarbeitung bis zur Fertigstellung zum Teil etwas ermüdend auf die Schüler, zum Teil mussten sich diese, bedingt durch Unterbrechungen, inhaltlich wieder in die Thematik einfinden. Für die beteiligte Realschulklasse der Staatlichen Realschule Vaterstetten wurde ein anderer Ablauf konzipiert, da sich die Geschichtslehrpläne für das Gymnasium bzw. die Realschule der Jahrgangsstufe 9 in den zeitlichen und inhaltlichen Vorgaben unterscheiden. Das Projekt wurde hier in einer Kurzversion von zwei Wochen im Juli durchgeführt. Dabei standen neben den Geschichts- auch die Englischstunden zur Verfügung. An einem Exkursionstag wurden nach einer Einführungsvorlesung im Institut für Bayerische Geschichte der LMU München einzelne Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv der Erzdiözese München und Freising ausgewertet. Im Unterricht erfolgten dann die Analyse der OMGB-Akten sowie die Eingabe der Ergebnisse in die E-Lernplattform Moodle. Letztere hat sich als eine vom Internet aus aufrufbare Lernplattform gerade für eine klassen- und schulübergreifende Zusammenarbeit bewährt. Ein Projekttag zur Erstellung der Broschürentexte schloss die Arbeitsphase ab. Die Besichtigung einer zusätzlichen wissenschaftlichen Einrichtung, das Verfassen von Exkursionsberichten sowie die Zeitzeugenbefragung entfielen hier aus zeitlichen Gründen.


1. Phase: Einführung in Inhalt und Methodik Februar 2008

Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
LMU München, Institut für Bayerische Geschichte, Zeitaufwand: insgesamt 1 Vormittag,
hier 1 Stunde
Terminabsprache (maximal 2 Klassen pro Vorlesungstermin), Bestimmen einzelner/aller Schüler zum Verfertigen von Berichten, Reportagen, Kommentaren etc. über die Exkursion
Kenntnisse zur amerikanischen Besatzung in Bayern, Üben der Mitschrift bei der Vorlesung, Beteiligen an Diskussion über Quellen, Verfertigen eines kleinen journalistischen Beitrags über die Unterrichtsgänge (® Broschüre)
Prof. Dr. Kramer: allgemeine Informationen zum Universitätsbetrieb, Einführung zum Thema Kriegsende und amerikanische Besatzung in Bayern durch kurze Vorlesung, Hinführung der Schüler an die Quellen durch gemeinsames Besprechen von Ausschnitten aus den Kriegs- und Einmarschberichten bzw. OMGB-Akten, Analyse von Bildquellen in Form einer Übung
 
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), Staatsarchiv München (StAM), Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA), Bayerische Akademie der Wissenschaften, Zeit: im Anschluss an Vorlesung, ca. 1 ½ Stunden für den Besuch einer dieser Einrichtungen
im Vorfeld Information der Referenten vor Ort über Denkwerk-Projekt und damit zusammenhängende spezielle Interessen, Terminabsprache
Kenntnisse zum wissenschaftlichen Arbeiten (Was ist eine Bibliothek, ein Archiv, wie geht man als Benutzer vor?) Üben der Mitschrift; Möglichkeit, Fragen zu stellen; Verfertigen eines kleinen journalistischen Beitrags über die Unterrichtsgänge zu Hause oder in Folgestunde (® Broschüre)
BSB, StAM, BayHStA, Bayer. Akademie der Wissenschaften: Führung durch wissenschaftliche Einrichtung, allgemeine Informationen zu dieser, zu Recherchemethoden, zu Quellen/Sekundärliteratur der Besatzungszeit im Landkreis Ebersberg


2. Phase: Workshop für beteiligte Denkwerk-Lehrer März 2008

Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
LMU-München, Historicum, Luitpold-Gymnasium, Computerraum (ab 15.00 Uhr) Zeitaufwand: 1 ganzer Tag
Vorbereitung: Organisation des Workshops, Anmeldung für E-Lernplattform Moodle über den medienpädagogisch-informationstechnischen Berater für Oberbayern-Ost (MIB); Workshop: Diskussion zu Inhalten und Methoden des Denkwerk-Projekts; Protokoll zu konkreten Vereinbarungen in Bezug auf Denkwerk, Abstimmung im Hinblick auf weiteres Vorgehen; Überarbeiten der vorläufigen Konzeption der Broschüre
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Institut für Bayer. Geschichte, Haus der Bayerischen Geschichte, Stadtarchiv Nürnberg, Amerika-Institut und Professur für bayerische Kirchengeschichte der LMU-München, Archiv des Erzbistums München-Freising, Ministerialbeauftragter Ost (MIB M. Fröhlich)
Vorträge zur Erstellung von Ausstellungen, Zeitzeugenbefragung, Deutschlandbild der amerikanischen Soldaten, Situation der Pfarrer 1945, Archiv und Schule, Einführung in E-Lernplattform Moodle


3. Phase: Auseinandersetzung mit den zwei Hauptquellenarten März/April 2008

Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
Archiv des Erzbistums München und Freising, Zeitaufwand mit Anreise 1 Vormittag Alternativ: Schule, Zeitaufwand: 3 Stunden
Einmarschberichte: Vorbereitung: Erarbeitung des Fragebogens, anhand dessen die Schüler alle Einmarschberichte auswerten sollen, dabei Abstimmung auf Zielsetzung der Broschüre, Durchführung: Aufteilung der Quellen pro Schule und Klasse unter methodisch klarer Fragestellung, dabei Bestimmen von Kontrollgruppen innerhalb einer Klasse (nötig aufgrund der großen Anzahl der Beteiligten) Unterricht: Unterstützung der Schüler bei der Gruppenarbeit, lenkendes Unterrichtsgespräch zur Ergebnissicherung
pro Klasse: bei ca. 30 Schülern 8 Kleingruppen zu 4 Einmarschberichten (jeweils 2 Gruppen untersuchen die gleiche Quelle), Quellenstudium, schriftliches Beantworten des Fragebogens in Gruppen, Korrektur/Ergänzungen mit Hilfe der Kontrollgruppe; Vorstellen der Ergebnisse vor der Klasse oder im Unterrichtsgespräch, bei dem alle Gruppen ihre Ergebnisse einbringen; bearbeitet werden damit insgesamt 16 Einmarschberichte aus dem Landkreis Ebersberg, einzelne aus dem Landkreis München (bei langem Bericht Aufteilung der Quelle und nur Teile des Fragebogens)
Archiv des Erzbistums München und Freising, Führung durch das Archiv, Bereitstellung von Archivkopien, Hilfestellung bei Leseproblemen mit handschriftlichen Texten
 
Schule, Computerraum: Zeitaufwand: 1 Stunde
Vorbereitung: Ausgabe des Anmeldeformulars für Moodle an die Schüler, Einrichtung eines Kurses „Denkwerk“ in Moodle, der allen vier beteiligten Klassen zur Verfügung steht; Unterricht: theoretische und praktische Einführung der Schüler in Moodle
Vorbereitend: Anmeldung bei Moodle (Voraussetzung: E-Mail-Adresse); Unterricht: Beginn mit Eingabe in Moodle, aus organisatorischen Gründen Fortsetzung zu Hause
MIB: Hinweise zur Anlage eines Kurses „Denkwerk“: jeweils eigene Ordner für ausgefüllte Fragebögen der Einmarschberichte bzw. OMGB-Akten, Exkursionsberichte, Texte für Broschüre
 
Schule, Zeitaufwand: Geschichtslehrer: 1 Stunde Englischlehrer: 2 Stunden
Akten OMGB: Erarbeitung eines Fragebogens, Auswahl und Aufteilung der Quellen in kleine Abschnitte (maximal ½ Seite) Unterricht: allgemeine Einführung zu OMGB-Akten; Anregung zur vergleichenden Betrachtung im Hinblick auf Wahrnehmung
Mitbringen von englischen Wörterbüchern, Arbeiten in Kleingruppen (s.o.), Lesen, Übersetzen der Quelle, schriftliches Beantworten des Fragebogens, erste vergleichende Betrachtung im Hinblick auf Wahrnehmung, Eingabe in Moodle zu Hause
fächerübergreifendes Arbeiten mit Englischkollegen, der beim Übersetzen Hilfestellungen gibt


4. Phase: Zeitzeugenbefragung Juni 2008

Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
Schule: Klassenzimmer, Zeitaufwand 1 Stunde (zusätzlich insgesamt 1 Stunde zur Vor- und Nachbereitung)
Vorbereitung: Herstellen von Kontakten, Einladen des Zeitzeugen; Unterricht: methodische Hinweise zu Möglichkeiten und Problematik von Oral History sowie biographische Informationen zur eingeladenen Person, im Anschluss Nachbereitung im Unterricht
möglichst pro Klasse 1 Zeitzeuge, eventuell auch Zusammenlegung von zwei Klassen, Vorbereitung von Fragen, Stellen von Fragen, Anfertigen eines Berichts (® Broschüre
Zeitzeuge: hier Franz Pfluger (Altbürgermeister von Zorneding)


5. Phase: Erstellen der Broschüre an einem Projekttag im Juni/Juli 2008


Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
Kollegstufenbibliothek des Humboldt-Gymnasiums (darin mehrere Computer mit Internetzugang); Computerraum der Staatlichen Realschule Vaterstetten Zeitaufwand: 6 Stunden, zusätzlich 1 Stunde für Überarbeitung der Texte und Eingabe der Korrekturen
Vorbereitung: Recherche nach zusätzlichen Quellen, Sekundärliteratur, um weitere Perspektiven der Wahrnehmung zu berücksichtigen, dazu Besuch der Kreisdokumentationsstelle Ebersberg, StAM; Vorbereitung von Materialmappen zu den einzelnen Themen Unterricht: Beratung der Schüler bei Erstellung der Texte, Auswahl der Quellen und Formulieren von Arbeitsaufträgen durch zwei am Projekt beteiligte Lehrkräfte; im Anschluss Korrektur der bisherigen Ergebnisse; Rückgabe an die Schüler; eigene Textbeiträge für die Broschüre
Vorbereitung: thematische Auswertung der bisherigen Ergebnisse durch Suchen in Moodle; Ausdruck der bisherigen Ergebnisse zum jeweiligen Themengebiet; Unterricht: Erstellen der Darstellungstexte unter Einbeziehung der Materialmappen, Auswahl der Quellen, Formulieren von Arbeitsaufträgen und Glossarbegriffen, Eingabe der Ergebnisse in Moodle; nach 1. Korrektur durch Lehrer Überarbeiten und Einstellen der Kapitel in Moodle
Unterstützung der Lehrkräfte durch Frau Schmidbauer (studentische Hilfskraft) vom Institut für Bayerische Geschichte der LMU
Mitarbeit an Redaktion seitens des Instituts für Bayerische Geschichte der LMU, zudem Hilfe bei zusätzlicher Bildrecherche
Textbeiträge durch Kooperationspartner


6. Phase: Endredaktion/Drucklegung der Broschüre Juli/August 2008

Ort/ZeitLehrerSchülerKooperationspartner
 
Endredaktion durch Herausgeberin
Layout durch Graphik-Büro Wolfgang Felber, Ottobrunn