Etwas auf die kommenden Tage.
Klaget düster, Trauerklänge,
Kündet bangen Kummers Schmerz!
Denn des Schicksals bitt’re Strenge
Drückt das tiefgebeugte Herz;
Und es naht auf dunkler Bahn
Wehmuthsvolle Zeit heran.
Freysing! Einst in hoher Wonne;
Da Dein Wohlstand schön geblüht,
Warest Du des Bisthums Krone;
Bis Dein Glückesengel schied.
Bis die Zeit des Leidens kam,
Dir die letzten Kräfte nahm. –
In der Kriegesjahre Stürmen
Warst Du nie vom Drange frey.
Mochten sich auch Leiden thürmen;
Bliebst Du Deinem König‘ treu.
Um der Hoffnung schönen Preis
Trocknetest Du Thrän‘ und Schweiß. –
Achtzehn lange Jahre schwanden
Ohne Oberhirten hin.
In der Zukunft Lichtstern fanden
Wir noch einen Trostgewinn. –
„Wird schon besser“ dachten wir
„Ist ein Bischof wieder hier.“
Anders hat’s der Herr gefüget.
Uns soll Freude nicht mehr blüh’n.
Ach! der Hoffnung Schein – er trüget;
Wie ein Nebel zieht er hin.
Unser fernes Glück entschwand
An der Vorsicht weisen Hand.
Baierns Kirche hat nun Hirten,
Jedes Bisthum sein Besteh’n. –
Unsers Dombergs edle Würden
Müssen wir verschwinden seh’n.
Von Korbinians heil’ger Hort
Zieh’n die letzten Wächter fort.
Eilf Jahrhunderte regierten
Freysings Bischöf‘ ihre Heerd‘.
Erzbisthumes neue Zierden
Hätten unser Glück vermehrt. –
Schuldlos abgewürdigt steht
Unser Dom nun, leer und öd. –
Billig ringen ihre Hände
Zu den Scheidenden*) empor
Freysings tief betrübte Stände
Im gerechten Trauer Chor‘.
Ach! schon sehen wir sie zieh’n,
Und die letzte Hoffnung flieh’n.
Lebet wohl, Ihr edlen Männer,
Die ihr lang bey uns gelebt!
In der Ferne blüht Euch schöner
Würden Lohn, der Euch umschwebt.
Nehm’t zum letzten Dankes Zoll
Unser herzlich Lebewohl. –
Doch wir wollen uns auch fassen,
Von dem Schicksal schwer bedrückt,
Uns nicht unterdrücken lassen;
Denn des Christen Starkmuth siegt.
Was uns widerfahren kann,
Hat der Vorsicht Hand gethan. –
Können wir der Allmacht Stärke
Brech[e]n mit gewagtem Muth?
Sind nicht alle Gotteswerke
Unbegreiflich, wahrhaft gut?
Blüht nicht oft aus schwerem Leid‘
Sanften Duldern schön’re Freud‘? –
Unser Trost sey das Gewissen,
Daß wir Alles angewandt,
Unsern Bischof hier zu wissen. –
Uns entzog ihn Gottes Hand,
Die durch Menschen uns regiert,
Sicher uns zum Ziele führt.
Danken wir durch frommes Leben,
Demuthsvoll im Leidensdrang,
Daß Gott Hirten uns gegeben;
Wenn auch unser Wunsch mißlang.
Schweigen wir vertrauungsvoll,
Wenn nur blüht des Ganzen Wohl. –
Gott belohnt den guten Willen,
Unsern thränennaßen Blick.
Wollt‘ er auch den Wunsch nicht stillen,
Schenkt er uns doch anders Glück.
In des Trostes Herz-Verein
Wollen wir zufrieden seyn! –
[Johann] P[eter]. [Paul] M[eyringer].
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*) Die Herrn Räthe und Mitglieder des Bischöfl. General-Vikariats mit ihrem würdigen Vorstande.