Übersetzung der Pergamenturkunde

Pius, Bischof, Diener der Diener Gottes, entbietet seinem geliebten Sohn, Lothar Anselm aus dem Geschlecht der Freiherren von Gebsattel, dem erwählten [Erzbischof] von München und Freising, Gruß und apostolischen Segen.
Da die göttliche Milde, durch deren unerforschliche Vorsehung alles Ordnung erhält, es so angeordnet hat, dass Wir – wenn auch unverdient – den Thron der apostolischen Würde einnehmen, richten Wir unsere Aufmerksamkeit auf alle Kirchen des Erdkreises und wenden zu deren heilsamer Leitung das Hilfsmittel der apostolischen Gunst an. Doch kommt es Uns zu, mit größerer Geneigtheit an die zu denken, die wir eines eigenen Hirten entbehren sehen, damit Wir ihnen nach Unserem Herzen geeignete Hirten vorsetzen, die ihr anvertrautes Volk durch ihre vorausschauende Umsicht und umsichtige Vorsicht heilsam lenken und lehren und die Güter dieser Kirchen nicht nur nutzbringend verwalten, sondern auch vielfältig mehren.
Nun ist das Erzbistum München, das durch Übertragung des Bischofssitzes von Freising nach München und unter Herabstufung von dessen Bischofskirche, jedoch unter Beibehaltung der Bezeichnung ‚Freising‘, neulich von Uns mit Apostolischer Autorität errichtet und eingerichtet worden ist und für das – nachdem es derzeit vakant ist – die an Uns und den jeweils regierenden Römischen Bischof zu richtende Benennung einer geeigneten Person Unserem in Christus geliebtesten Sohn, dem erlauchten König Maximilian Joseph von Bayern, aufgrund der Erlaubnis, die ihm und seinen katholischen Nachfolgern als Königen von Bayern beim Abschluss des Konkordats zwischen Uns und dem Apostolischen Stuhl auf der einen und dem vorgenannten König Maximilian Joseph auf der anderen Seite mit Apostolischer Autorität erteilt wurde, zusteht, seit seiner erwähnten Neuerrichtung ohne den Trost eines Hirten.
So sind Wir mit väterlicher Sorge und Eifer darauf bedacht, das genannte Erzbistum München – damit es nicht den Unannehmlichkeiten einer langen Vakanz ausgesetzt wird – rasch und glücklich zu besetzen und haben nach der sorgsamen Überlegung, die Wir hinsichtlich der Besetzung dieses Erzbistums München mit einer nützlichen und fruchtbringenden Person zusammen mit Unseren ehrwürdigen Brüdern, den Kardinälen der Heiligen Römischen Kirche, angestellt haben, schließlich die Augen Unseres Geistes auf Dich gerichtet, der Du in gültiger Ehe von katholischen und adeligen Eltern aus der Familie der Freiherren von Gebsattel in Würzburg geboren wurdest, im 58. Lebensjahr stehst und schon lange Priester und Dekan der alten Bischofskirche von Würzburg bist, dessen edle Abstammung, Reinheit der Lebensführung, Ehrbarkeit der Sitten, Vorsicht in geistlichen und Umsicht in weltlichen Angelegenheiten sowie viele weitere Tugenden glaubwürdig bezeugt sind und den der vorgenannte König Maximilian Joseph kraft einschlägiger Erlaubnis Uns dazu schriftlich benannt hat.
Nachdem dies alles gebührend bedacht wurde, besetzen wir dieses Erzbistum München mit Deiner Person, die Uns und Unseren Brüdern ob Deiner Verdienste angenehm ist, nach Rat dieser Brüder und mit Apostolischer Autorität, setzen Dich an seine Spitze als Erzbischof und Hirten von München und zugleich Freising und vertrauen Dir die Seelsorge und die Verwaltung des genannten Erzbistums München in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten vollständig an.
Wir setzen dabei auf den, der Gnaden spendet und Belohnung schenkt, Unser Vetrauen, dass das genannte Erzbistum München – wenn der Herr Deine Handlungen lenkt – unter Deiner glücklichen Leitung nützlich regiert und günstig geleitet wird und im Geistlichen und Weltlichen gnädiges Wachstum erfährt.
Du sollst also das Joch des Herrn, das auf Deine Schultern gelegt wird, mit bereitwilliger Hingabe auf Dich nehmen und Seelsorge und Verwaltung so sorgsam, getreu und klug auszuüben Dich bemühen, dass dieses Erzbistum sich freut, dass es einem vorsichtigen und fruchtbringenden Verwalter anvertraut ist, und Du – neben der Belohnung der himmlischen Vergeltung – Unseres und des genannten Stuhls Segen und Gnade in noch reicherem Maße zu erlangen verdienst.
Im Übrigen hoffen Wir auch, dass Du, obwohl Du nicht mit einem Doktorgrad ausgezeichnet bist, weil Du gleichwohl als mit hinreichender Gelehrsamkeit begabt und zur Lenkung und Leitung des genannten Erzbistums München fähig und geeignet erkannt wurdest, [hier fehlt im Lateinischen etwa folgende Passage: für diese Kirche von München und Freising in vielfacher Weise fruchtbringend sein kannst. So befreien Wir Dich aus eigenem Antrieb, nicht aufgrund einer von Dir oder von jemand anderem für Dich diesbezüglich an Uns gerichteten Bitte, sondern aus sicherer Kenntnis und lauterer Erwägung,] damit Du diesem Erzbistum als Erzbischof vorangestellt werden und ihm vorstehen und es – wie oben gesagt – frei und erlaubtermaßen lenken und leiten kannst, mit Apostolischer Autorität durch diese Urkunde aus besonderer Gnade vom Fehlen des Doktorgrades und von allen Konstitutionen und Ordnungen des Apostolischen Stuhls und des genannten Erzbistums München, auch wenn sie durch Eid, Apostolische Bestätigung oder anderswie bekräftigt sind, von Statuten und Gewohnheiten und allem Übrigen, das dem keineswegs entgegenstehen soll.
Wir wollen aber, dass Du dafür Sorge trägst, in der genannten Stadt München gemäß der Vorschrift des Konzils von Trient ein geistliches Knabenseminar zu gründen und einzurichten und Dich um die Zulassung der Zöglinge zu kümmern, womit Wir Dein Gewissen belasten.
Gegeben zu Rom bei S. Maria Maggiore im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1818, am 25. Mai, im 19. Jahr unseres Pontifikats.