Gut für Mensch und Umwelt Wie die Pfarrei St. Martin in Obertaufkirchen ein schöpfungsfreundliches Pfarrfest feiert

Ein Pfarrfest wirkt gemeinschaftsstiftend. Damit es gelingen kann, braucht man ein gutes Konzept, das die richtige Auswahl an Essen und Getränken ebenso berücksichtigt wie das kulturelle Programm oder Angebote für Kinder. Bei allem kann man schöpfungsfreundliche Zeichen setzen.

In der Gemeinde Obertaufkirchen im Landkreis Mühldorf gibt es ein bewährtes Konzept. „Fast alles, was beim Pfarrfest angeboten wird, stammt aus der Region“, erklärt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Ulrich Stimmer. Das Bier und die Getränke kommen beispielsweise mit Ausnahme des alkoholfreien Hellbieres von der zwei Kilometer entfernt liegenden Brauerei. Die Wurstwaren und das Fleisch liefert der Metzger aus der Nachbarpfarrei, mit der St. Martin zum Pfarrverband zusammengeschlossen ist. Die Metzgerei achtet auf gesunde Fütterung und Haltung der Erzeugerbetriebe, die alle maximal sieben Kilometer entfernt sind. Der Metzger holt alle Tiere selber zum Schlachten ab und versucht, die Tiere auf dem kurzen Weg möglichst stressfrei zu transportieren. „Das Ergebnis ist eine entsprechend gute Fleischqualität“, weiß Stimmer.
Hausschweine auf freier Wiese
Schöpfungsbewusstsein fängt bei der Wahl der Speisen an - und Regionalität spielt dabei eine große Rolle.
Aus der Metzgerei stammen auch je über ein Zentner Kartoffelsalat und Krautsalat, die die Helfer beim Pfarrfest noch mit Tomaten- oder Gurkenscheiben verzieren. Brot, Brezen und Semmeln gibt es von der Obertaufkirchner Filiale einer Bäckerei aus Ampfing. Beim Käse wird auf jeden Fall eine Sorte aus Bayern ausgewählt, die auch gut bei höheren Temperaturen angeboten werden kann. Bei den regionalen Produkten wissen die Obertaufkirchner, wo sie herkommen und wie sie schmecken – nämlich gut. Außerdem werden so die CO2-Emissionen eingespart, die bei langen Transporten anfallen würden. Produkte, die nicht in der Region wachsen oder verarbeitet werden, wie etwa Kaffee, sind fair gehandelt.  Besteck, Gläser und Geschirr werden selbstverständlich gespült. „Einweggeschirr haben wir noch nie verwendet“, betont Ulrich Stimmer.
100 Helferinnen und Helfer
Das Pfarrfest ist gut für die soziale Struktur am Ort. In Obertaufkirchen leben rund 1500 Katholikinnen und Katholiken. Von ihnen helfen bis zu 100 Personen bei der Vorbereitung und Durchführung des Pfarrfestes mit. Das war nicht immer so. „Am Anfang war es nur ein harter Kern, der beim Auf- und Abbau geholfen hat oder dann den ganzen Tag am Grill oder bei der Fritteuse gestanden ist“, erinnert sich Ulrich Stimmer, der seit 13 Jahren PGR-Vorsitzender von St. Martin ist. „Viel mehr Spaß macht es aber, wenn mehr Menschen mithelfen.“ Beim Abbau am Tag nach dem Fest war Stimmer anfangs alleine, dann kamen in den nächsten Jahren immer mehr Rentner als Helfer hinzu. Auch regte er im PGR an, dass dessen Mitglieder Helfer persönlich fragen sollten. So wurde der Kreis der Aktiven immer größer. Menschen direkt anzusprechen ist seiner Erfahrung nach erfolgreicher als eine Mail zu schreiben oder sich über WhatsApp zu melden. Alle Helfer erhalten einen Verzehrgutschein für das Pfarrfest, was gerne angenommen wird.

Das kulturelle Programm des Pfarrfestes wird aus eigenen Ressourcen bestückt
Das fängt bei der Musik an, die die Obertaufkirchner zum großen Teil selbst beisteuern. „Wir haben gute Rückmeldungen bekommen, als beim Essen ein Ziehharmonikaspieler durch die Reihen gegangen ist und dabei musiziert hat. Das war gut, denn man konnte sich dabei unterhalten. Aber es spielen abends auch Zwei- oder Dreimanngruppen fast ausschließlich mit Personen aus der Pfarrei“, schildert Ulrich Stimmer.
Zeltaufbau Pfarrfest St. Martin Obertaufkirchen
Fleißige Helfer beim Zeltaufbau zum Pfarrfest in Obertaufkirchen
Stimmungsbild vom Pfarrfest in Obertaufkirchen
Gutes für den Gaumen und gemütliches Beisammensein beim Pfarrfest in Obertaufkirchen
Für die Kinder bietet der Ecuador-Kreis von 13 bis 17 Uhr ein umfangreiches Programm an. Vor allem Bewegungsspiele wie Seilziehen, Kegeln oder Maßkrugschieben sind sehr beliebt. Der Ecuadorkreis bittet Firmen aus dem Pfarrverband um Preisspenden. Die Kinder beziehungsweise ihre Eltern bezahlen eine geringe Startgebühr, die dann an die Ecuadorhilfe geht. Auf diese Weise wurden innerhalb von 35 Jahren rund 30.000 Euro an Spenden für Ecuador erwirtschaftet. Somit gibt es in Obertaufkirchen auch ein starkes Bewusstsein für globale Solidarität. Diese Bereitschaft, sich für die Eine Welt zu engagieren, war auch vorhanden, als ein knappes Jahr lang Asylbewerber in Obertaufkirchen untergebracht waren. Damals gab es schnell einen aktive Helferkreis. „Jetzt hat er gerade nichts zu tun, denn die Asylbewerber sind in größere Orte umgezogen“, erklärt Ulrich Stimmer.
Starkes Gemeinschaftsgefühl
Das Gemeinschaftsgefühl vor Ort ist stark. Die Pfarrei engagiert sich im „Vereinsspiel“, bei dem Mitglieder der Obertaufkirchner Vereine, Gruppen oder Straßen gegeneinander antreten. Je zwei Teammitglieder müssen in eine Fragerunde, zwei weitere in eine Geschicklichkeitsrunde. Die anderen Vereinsmitglieder halten ihren Aktiven die Daumen und lernen auch die anderen beim spielerischen Wettbewerb kennen. Kein Wunder, dass die Katholiken beim Pfarrfest nicht unter sich bleiben. 

Die Pfarrgemeinde ist für die Integration neu Zugezogener wichtig
Vor allem über den Kindergarten und durch verteilte Handzettel werden Neubürger mit ihren Familien eingeladen. „Letztes Jahr hatten wir beim Fest auch eine Wasserspritze aufgestellt, weil es so heiß war. Die Kinder wurden richtig nassgespritzt und hatten eine Riesengaudi dabei“, schmunzelt Ulrich Stimmer, der sich schon aufs diesjährige Pfarrfest freut.

Text: Gabriele Riffert
 

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Pfarrverband Obertaufkirchen
Thomas Barenth, Pfarradministrator

Arbeitshilfe für schöpfungsfreundliche Pfarrfeste

Eine gute Arbeitshilfe für die Vorbereitung eines Festes bietet die Broschüre „Schöpfungsfreundlich (Pfarr-) Feste feiern“, die es zum Download auf der Website der Abteilung Umwelt des Erzbischöflichen Ordinariats gibt.