Sternenhimmel

Anastasia und die Kraft der Zeit

Anastasia Shulezhko (links) mit ihrer Freundin Diana
Wenn es in München langsam früh dunkel wird und der Christkindlmarkt auf dem Marienplatz seine Tore öffnet, beginnt für Anastasia Shulezhko die schönste Zeit des Jahres. Weihnachten – das bedeutet für sie aber nicht nur Lichterglanz und Musik, sondern vor allem: Gemeinschaft.

 

Zeit als Geschenk – und nicht als Hindernis

Anastasia ist 37 Jahre alt und lebt mit einer Spastik. Vieles braucht bei ihr einfach etwas mehr Zeit – und genau diese Zeit schenkt sie sich bewusst im Advent. „Ich plane genug Zeit für alles ein“, sagt sie. Kein Stress, kein Hetzen. Denn Weihnachten soll ankommen dürfen.

Sie arbeitet ehrenamtlich als Inklusionsbeauftragte im Feierwerk, einem Jugend- und Kulturzentrum in München. Dort setzt sie sich dafür ein, dass alle dazugehören – Menschen mit und ohne Behinderung. Besonders jetzt im Advent ist sie mit ihrer Freundin Diana aktiv: Gemeinsam unterstützen sie eine Freizeitgruppe, in der jede und jeder willkommen ist. Die Vorbereitung der Adventsfeier ist für Anastasia der schönste Teil der Vorweihnachtszeit: „Ich freue mich einfach auf die gemeinsame Zeit mit meiner Freundin – und auf die Adventsfeier.“

Manchmal braucht es organisatorischen Mut: mehr Zeit einplanen, eine Auszeit nehmen, sich gut miteinander abstimmen. Aber Anastasia zeigt, dass sich Herausforderungen verwandeln können – in Chancen für Nähe und Kreativität.
„In der Coronazeit haben wir Ideen entwickelt, wie wir trotz Einschränkungen zusammen sein können“, erinnert sie sich. Diese Ideen möchte sie nicht vergessen.
 

Inklusive Weihnachten: Zusammenhalt ist wichtiger als Perfektion

Im Gegenteil: Sie wünscht sich, dass man sie weiterdenkt – für eine wirklich inklusive Weihnachtszeit, in der Zusammenhalt wichtiger ist als Perfektion. In der Nähe wichtiger ist als der Ort. Denn ihre Familie und Freunde leben in Nordrhein-Westfalen – und sie kann schließlich nicht überall gleichzeitig sein. Aber Verbundenheit braucht manchmal kein gemeinsames Dach. Nur ein gemeinsames Gefühl.

Weihnachten verbringt sie mit ihrer Freundin Diana. Still, bewusst, gemeinsam. Mehr braucht es oft nicht. Vielleicht zeigt uns Anastasia etwas, das wir in der oft hektischen Adventszeit leicht übersehen: Weihnachten beginnt gerade auch dort, wo wir uns Zeit füreinander nehmen.

Paul Hasel, Redakteur Sankt Michaelsbund