„Als Christen wissen wir, wo wir stehen müssen“

Kardinal Marx ruft zu Wachsamkeit gegenüber Nationalismus und Ungerechtigkeit auf
München, 27. August 2018. Kardinal Reinhard Marx hat Christen zu Wachsamkeit und politischem Handeln gegenüber Nationalismus, Ungerechtigkeit und der Einschränkung von Freiheit aufgerufen. „Wachsam müssen wir bleiben, aufmerksam müssen wir sein!“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Sonntagabend, 26. August, in der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan. Man müsse „hinschauen, auf die Art und Weise, wie geredet wird, wie manche Nationen wieder zurückfallen in Nationalismus, wie wieder kriegerisch aufgetrumpft wird, wie die Freiheit des Einzelnen bedroht wird. All das sind wiederkehrende Gefahren. Als Christen wissen wir, wo wir stehen müssen.“
 
Orientierung könne die katholische Soziallehre geben, „ein auf die konkrete geschichtliche Stunde angewandtes Evangelium“, so Kardinal Marx. „Die katholische Soziallehre kann sich entwickeln, zu neuen Erkenntnissen kommen, sie ist zugänglich für Menschen unterschiedlicher Parteien, aber sie ist im Kern nicht einfach austauschbar.“ Hier gebe es Grundprinzipien, die unabhängig von der politischen Ausrichtung für alle gelten müssten, die sich als christlich bezeichneten. Als Grundprinzipien nannte der Erzbischof „die Würde des Menschen, die Freiheit, die Gerechtigkeit gegen jedermann, das Engagement für den Frieden und die Versöhnung der Völker, die Beteiligung aller an der Gesellschaft.“ Daraus könnten zwar unterschiedliche Ideen folgen, über die man sich in der politischen Diskussion austauschen müsse, „aber im Kern ist für einen Christen klar, wo die Grenze ist, wo er aufstehen muss, wo er sagen muss, nein, hier gehe ich nicht weiter“, betonte Kardinal Marx.
 
Der Gottesdienst fand auf Initiative des bayerischen Innenministeriums im Gedenken an Franz Xaver Schweyer, Innenminister von 1921 bis 1924, und Karl Stützel, Innenminister von 1924 bis 1933, statt, die sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus wandten. Ihr Handeln sei beispielhaft gewesen, sagte der Erzbischof, sie hätten „genau gewusst, wo die Grenze ist, wo man deutlich sagen muss, was nicht mehr geduldet werden kann, auch wenn man selbst dafür Nachteile in Kauf nimmt“. Schweyer und Stützel seien klar gewesen in ihrer Haltung, dass der Nationalsozialismus „unvereinbar ist mit dem christlichen Glauben und der Würde des Menschen und dass man alles tun muss, um diesen Menschen mit einer solchen Ideologie keinen Raum zu geben“. (gob)