München, 5. Dezember 2025. Kardinal Reinhard Marx warnt vor eine Kirche, die nur auf sich selbst und nicht auf die Welt bezogen ist. Erinnernd an die vor 60 Jahren vom Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedete Konstitution „Gaudium et spes“ erklärt der Erzbischof von München und Freising in einem Beitrag für die Rundfunkreihe „Zum Sonntag“, der am Sonntag, 7. Dezember, gesendet wird, dass bis heute um das Verhältnis von Welt und Kirche gerungen werde, obwohl das Konzil dieses „neu und klar bestimmt hat“: Die Kirche stehe mitten in der Welt und „die Welt ist keine Gegenwelt zur Kirche“. Die Kirche müsse diese Programmatik immer wieder nach vorne stellen, so Marx. „Wir sind Kirche für alle Menschen“, sagt der Erzbischof und betont: „Wir sind nicht nur für uns selbst da als Kirche.“ Wo Menschen Leid widerfahre, sei die Kirche gefordert. „Es wäre wunderbar, wenn wir sagen könnten, dass wir diesen Auftrag schon erfüllen. Das tun wir nicht“, bilanziert Marx.
In dem Hörfunkbeitrag fragt der Kardinal: „Wie könnten wir die Liebe Gottes predigen, wenn wir nicht zumindest versuchen, aus dieser Liebe zu leben?“ Der Lackmustest dafür sei die Zuwendung zu den Armen und Bedrängten. Er fordert auf, sich „in der Familie, im Freundeskreis, dort wo wir arbeiten und leben“ umzuschauen. „Wir werden allerorten Menschen in Bedrängnis und Armut sehen.“ Die Welt sei „nicht nur gut“, so der Kardinal, „weder im Kleinen noch im Großen“, und aufgrund der „jeweils begrenzten Kräfte und Möglichkeiten“ könnten Menschen „zuweilen wohl in Resignation und Lähmung versinken“. Doch es gehe „nicht nur um Trauer und Angst der Menschen, es geht auch um ihre Freude und ihre Hoffnung“, so Marx in Erinnerung an die ersten Worte von „Gaudium et spes“.
Dankbarkeit, Freude, Hoffnung, Zuversicht und Liebe wüchsen bekanntlich, „wenn wir sie teilen“, sagt Marx und fügt hinzu: „Und der Glaube wächst darin auch.“ Das Ende des Zweiten Vatikanums vor sechzig Jahren sei „ein guter Ankerplatz in der Adventszeit, die uns ja darauf vorbereitet, an Weihnachten der Liebe Gottes zu begegnen: in einem wehrlosen und unschuldigen Kind und ausgehend von dieser Begegnung als Christen in der Welt zu wirken“. Das sei „der Kern christlicher Weltverantwortung, ein Auftrag, Zeugen der Hoffnung zu sein“. (glx)
Hinweis: Der Hörfunkbeitrag wird am Sonntag, 7. Dezember, um 7.25 Uhr auf Bayern 2 Radio in der Reihe „Zum Sonntag“ ausgestrahlt und kann zudem unter
www.br.de/zum-sonntag gelesen und angehört werden.