„Aschermittwoch der Künstler“ im Gedenken an Weiße Rose

Kardinal Reinhard Marx feiert Gottesdienst mit Kulturschaffenden im Münchner Liebfrauendom
Kreuz aus Stadelheim erinnert an Ermordung der Weiße-Rose-Mitglieder vor 75 Jahren
Aschermittwoch der Künstler 2018
Liederheft zum Aschermittwoch der Künstler. © Seyerlein
München, 8. Februar 2018. Im Gedenken an das Wirken der Weißen Rose feiert der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, den diesjährigen Gottesdienst zum „Aschermittwoch der Künstler“ am Mittwoch, 14. Februar, um 16 Uhr im Münchner Liebfrauendom. Dazu wird das Kreuz aus der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim in den Liebfrauendom gebracht. Zur Zeit des Nationalsozialismus war es in der dortigen „Arme-Sünder-Zelle“ angebracht, wo sich zum Tode Verurteilte vor der Hinrichtung aufhielten, auch mehrere Mitglieder der Weißen Rose.
 
Der Münchner Autor Ludwig Steinherr liest im Gottesdienst sein neues Gedicht „Foto“, das sich mit einer Abbildung des Kreuzes aus der „Arme-Sünder-Zelle“ befasst, sowie sein Gedicht „Weißes Blatt“. Musikalisch wird der Gottesdienst von der Capella Cathedralis, dem Ensemble „Espresso Espressivo“ und Domorganist Hans Leitner unter der Leitung von Benedikt Celler gestaltet. Zur Austeilung der Asche erklingt die Doppelfuge „In memoriam: Die Weiße Rose“ von Hans Werner Henze.
 
75 Jahre nach der Ermordung der Mitglieder der Weißen Rose steht der Gottesdienst unter dem Leitwort „Umkehr und Widerstand“ und greift damit auch die Biographien der Mitglieder der Widerstandsgruppe auf: So waren die Geschwister Scholl zunächst fasziniert von der Hitlerjugend, bevor sie sich gegen den Nationalsozialismus wandten und sich für den aktiven Widerstand entschieden. Die Mitglieder der Weißen Rose, die unterschiedlichen Konfessionen angehörten, engagierten sich auch aus christlichen Beweggründen heraus. Für den Katholiken Willi Graf prüft das Erzbistum München und Freising derzeit, ob ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden kann.
 
Traditionell nehmen an dem Gottesdienst insbesondere Künstler und Kulturschaffende teil. Die Schauspieler Norbert Heckner und Adela Florow tragen die Lesungen vor. Die Kollekte aus dem Gottesdienst kommt dem Monsignore-Fellerer-Fonds zugute, der Künstler und Künstlerinnen in Notsituationen unterstützt.
 
Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten. Zu den Gottesdiensten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenauflegung: Die Geistlichen zeichnen den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen dabei einen Vers aus dem Buch Genesis: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder aus dem Markus-Evangelium: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“. Der „Aschermittwoch der Künstler“ wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. (gob)
   
Hinweis:
Der Gottesdienst wird live vom Bayerischen Fernsehen übertragen. Fernseh- und Hörfunkjournalisten sowie Fotografen, die über den Gottesdienst berichten wollen, werden gebeten, sich in der Pressestelle unter Telefon 089/2137-1263 oder per E-Mail an pressestelle@erzbistum-muenchen.de anzumelden.

Bildnachweis:
Das Titelfoto auf dem Gottesdienst-Liederheft zeigt das Kreuz aus der sog. 'Arme-Sünder-Zelle' in Stadelheim, in der die Todeskandidaten die letzten Stunden vor ihrer Hinrichtung verbrachten. (Foto: Johannes Seyerlein)