„Die ganze Welt auf die Klimafrage aufmerksam machen“

Kardinal Marx betont vor Beginn der Amazonien-Synode Verbundenheit mit „Fridays for Future“-Bewegung
München, 5. Oktober 2019. Mit Blick auf die Bischofssynode für Amazonien, die vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan stattfindet, betont Kardinal Reinhard Marx, dass sich die Kirche in der „umfassenden und ganzheitlichen Sorge für die Schöpfung“, wie sie Papst Franziskus schon in seinem Schreiben „Laudato si‘“ ganz oben „auf die Agenda“ gesetzt habe, auch mit „Fridays for Future“ verbunden fühle. „Ich bin den Jugendlichen und Kindern dankbar, dass sie es mit ihrer Unermüdlichkeit geschafft haben, wirklich die ganz Welt auf die Dringlichkeit der Klimafrage aufmerksam zu machen“, so der Erzbischof von München und Freising in einem am 5. Oktober ausgestrahlten Radiobeitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks.
 
Papst Franziskus mache mit der anstehenden Synode ein weiteres Mal klar, was es heiße katholisch zu sein, „nämlich – ganz im Wortsinn – umfassend, universal zu denken und zu handeln“, ergänzt Kardinal Marx. Denn das bedeute es, eine Weltkirche zu sein, die um das Wohl jedes Einzelnen wie der ganzen Welt besorgt sei. „Mit diesem Gedanken des Katholischen verträgt sich kein abgrenzendes, eigennützig und nationalistisch geprägtes Denken – weder in der Kirche, noch in der Wirtschaft, noch in der Politik“, mahnt der Erzbischof.
 
In diesem Kontext bezeichnet Marx, der mit Bischöfen sowie Beratern aus der ganzen Welt zu der Synode eingeladen ist, die Vertreter aus Amazonien selbst, vor allem die der indigenen Völker, als die „zweifellos bedeutendsten“ Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Sonderversammlung. Der Papst habe als Hauptziel der Synode benannt, „neue Wege der Evangelisierung für diesen Teil des Volkes Gottes zu finden, insbesondere für die Indigenen, die regelmäßig vergessen werden und keine Aussicht auf eine gute Zukunft haben". Dass die indigenen Völker in ihrer Existenz bedroht seien, habe ursächlich mit der Krise des Amazonas-Urwalds zu tun, zitiert Marx in dem Radiobeitrag weiter den Heiligen Vater. Wie der Erzbischof hinweist, werde bei der Versammlung etwa über die Folgen der Ausbeutung von Rohstoffvorkommen und der Ausbreitung von Monokulturen gesprochen. „Das sind keine regional begrenzten Probleme“, gibt er zu bedenken, sondern Amazonien sei als „Lunge“, wie der Kardinal einen Begriff von Papst Franziskus aufgreift, entscheidend für das Weltklima, „und auch wirtschaftlich eng verflochten mit der ganzen Welt“. Zudem werde auf der Synode „über Möglichkeiten der Seelsorge in diesem unglaublich großen und schwer zugänglichen Gebiet“ nachgedacht. „Dabei stehen pastorale Fragen zur Debatte, die auch uns hier beschäftigen“, unterstreicht Marx.
 
In den Wochen der Synode gelte es, „die ganze Aufmerksamkeit auf diesen Lebens- und Kultur- und Naturraum zu richten und vor allem gut zuzuhören“, hält der Kardinal fest. Es gehe darum „anzuerkennen, dass mit Amazonien ein neues Subjekt auf der Weltbühne erscheint. Dieses neue Subjekt, das bisher weder auf nationaler noch auf Weltebene und auch nicht im Leben der Kirche angemessen respektiert worden ist, ist für uns jetzt ein privilegierter Gesprächspartner“, wie es Marx mit den Worten des Vorbereitungsdokuments für die Versammlung zusammenfasst. (kbr)
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