„Diskriminierung und Menschenverachtung sind keine Namen Gottes“

Erzbischof fordert in Radiobeitrag Vernunft, Zuversicht und Menschlichkeit in öffentlicher Debatte
München, 31. Januar 2025. Kardinal Reinhard Marx warnt davor, sich in der öffentlichen Debatte in „falschen Idealen, Utopien oder gar apokalyptischen Bildern“ zu verlieren. In einem Beitrag für die Rundfunkreihe „Zum Sonntag“ ruft der Erzbischof von München und Freising dazu auf, einen realistischen Blick auf die Welt zu behalten und sich zugleich vor allem von Hoffnung und Menschlichkeit leiten zu lassen: „Diskriminierung und Menschenverachtung sind keine Namen Gottes. Vergessen wir das bitte auch im Wahlkampf nicht!“ Der Beitrag wird am Sonntag, 2. Februar, um 7.25 Uhr im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt.
 
Angesichts der vielen Herausforderungen, die derzeit in zahlreichen Ländern auf der gesellschaftlichen und politischen Agenda stünden und die nicht einfach zu lösen seien, gibt es nach Ansicht von Marx vor allem „eines, was nicht verdunkelt werden darf: Und das ist schlicht und einfach Menschlichkeit und Menschenwürde!“ Der Kardinal kritisiert in seinem Beitrag, dass Einzelne „ihre Eigeninteressen in den Vordergrund stellen und um jeden Preis Macht an sich ziehen.“ Das Fest Mariä Lichtmess, das die katholische Kirche am 2. Februar begeht, erinnere daran, sich nicht auf „selbsternannte Erlösergestalten“ zu verlassen und ihnen zu folgen. Das Licht an Lichtmess stehe vielmehr für das Ideal der Aufklärung, „Denken, Vernunft und Handeln nicht von verdunkelt liegenden Motiven oder Verschwörungstheorien bewegen zu lassen, sondern möglichst vieles hell auszuleuchten.“ Dies sei laut Marx der einzige Weg, zu einer Kraft zu finden, um „das Leben zukunftsfähig zu gestalten.“
 
Mit den zum Teil schmerzhaften Erkenntnissen, die dabei mit ans Licht kämen, dürfe man sich, so der Kardinal, nicht abfinden: „Im gesellschaftlichen und politischen Leben dürfen wir Diskriminierung und Menschenverachtung nicht hinnehmen.“ Auch die Kirche habe „Menschen diskriminiert und tut es in manchen Bezügen immer noch“, doch „wir werden nicht aufhören, das weiter zu verändern.“ Um der Dunkelheit zu begegnen und sich für eine bessere Welt einzusetzen, bedarf es einer Hoffnung „auf einen Gott, der will, dass die Menschen leben und dass sie gut leben.“(fho)