„Eucharistie ist kein Rückzugsort, sondern ein Aufbruch“

Kardinal Marx feiert Messe zum Letzten Abendmahl und spricht vom Wunsch,
„dass die Christen gemeinsam diesen Gründonnerstag feiern könnten“
München, 9. April 2020. Angesichts der Aussetzung öffentlicher Gottesdienste aufgrund der Coronapandemie und der „Sehnsucht nach der Eucharistie“, die Christen deshalb verstärkt verspürten, hat Kardinal Reinhard Marx daran erinnert, dass „die Eucharistie kein Rückzugsort, sondern eine Kraftquelle des Aufbruchs“ sei. Es gehe bei der Eucharistie nicht darum, ganz für sich zu sein, es gehe nicht um ein rein persönliches Bedürfnis, betonte der Erzbischof von München und Freising in der Messe zum Letzten Abendmahl am Gründonnerstag, 9. April, die er im Münchner Liebfrauendom nicht öffentlich feierte und die im Internet live gestreamt wurde. Vielmehr gehe es darum, dass die Eucharistie „Kraft und Mut“ gebe, um Zeugnis abzulegen und zum Dienst am Nächsten, wie sich in der Fußwaschung durch Jesus zeige: „Die Eucharistie wird dann erst wirklich zu einem Aufbruch, wenn sie gelebt wird in der Liebe, insbesondere in der Begegnung mit den Kranken, den Armen, den Sterbenden, den Suchenden, den Verzweifelten“.
 
Kardinal Marx stellte die Frage, wonach „wir suchen, wenn wir die Hostie empfangen wollen“. Christus sei nicht nur gegenwärtig in der Eucharistie: „Der Ort, wo Christus lebt ist nicht nur die Kirche. Der Ort, wo Christus lebt, ist auch die Welt, ist das Leben selbst, wo sich zeigen muss, ob wir von der Eucharistie herkommen.“
 
Zugleich verlieh Marx seinem Wunsch Ausdruck, „dass die Christen gemeinsam diesen Gründonnerstag feiern könnten, dass sie gemeinsam mit Christus diesen Aufbruch feiern, der zum Zeichen wird für eine neue Welt, für eine Zivilisation der Liebe, wie sie Jesus uns in der Fußwaschung gezeigt hat“. So erklärte der Kardinal: „Wir sind als Christen gemeinsam verbunden in dieser Krise, wir können keinen Gottesdienst feiern, die orthodoxe Kirche nicht, die evangelische Kirche nicht, die katholische Kirche nicht. Wir spüren diesen Mangel gemeinsam. Umso mehr sollten wir auch die Sehnsucht gemeinsam empfinden, die Eucharistie, das Abendmahl wieder zu feiern, dass wir es auch – so hoffe und bete ich – irgendwann gemeinsam im Miteinander tun können.“
 
Die Eucharistie solle „Aufbauprinzip“ der Kirche sein, führte Marx weiter aus: Deshalb sei es gerade bei der Feier zum Letzten Abendmahl auch „so wichtig, um neue Priester zu beten, denn ohne die Feier der Eucharistie kann der Aufbruch nicht gelingen“. Kardinal Marx dankte „allen Priestern, die treu ihren Dienst tun für die Gemeinden“. Wie bereits die Chrisam-Messe am vergangenen Mittwoch fand auch der Gottesdienst am Gründonnerstag wegen der Corona-Pandemie erstmals nichtöffentlich statt, wurde jedoch im Internet live übertragen. Auch die anderen zentralen Gottesdienste der diesjährigen Kar- und Ostertage können auf diese Weise von den Gläubigen mitgefeiert werden. (ck)
 
 
Hinweise:
Folgende nicht öffentlich zugängliche Gottesdienste mit Kardinal Reinhard Marx werden aus dem Münchner Liebfrauendom unter www.erzbistum-muenchen.de/stream live übertragen:
Karfreitag, 10. April, 15 Uhr, Feier vom Leiden und Sterben Christi
Samstag, 11. April, 21 Uhr Feier der Osternacht
Sonntag, 12. April, 10 Uhr, Osterfestgottesdienst
Nähere Informationen und weitere Materialien zur aktuellen Situation sind außerdem auf der Unterseite www.erzbistum-muenchen.de/coronavirus zu finden.