„Freiheit gibt es nur, wenn es Verschiedenheit gibt“

Predigt von Kardinal Marx beim ökumenischen Gottesdienst zur Aussendung des Friedenslichts
Friedenslicht aus Betlehem 2018
Gottesdienst im Liebfrauendom zur Aussendung des "Friedenslichts aus Betlehem". (Fotos: Kiderle)
München, 16. Dezember 2018. Kardinal Reinhard Marx hat betont, das Bekenntnis zur Vielfalt sei eine Grundüberzeugung des christlichen Glaubens. „Gott will die Vielfalt“, sagte der Erzbischof von München und Freising beim ökumenischen Jugendgottesdienst zur Aussendung des „Friedenslichts aus Betlehem“ im Münchner Liebfrauendom am Sonntag, 16. Dezember. „Freiheit gibt es nur, wenn es Verschiedenheit gibt – und nicht Einheitlichkeit und Uniformität.“
 
Manche Menschen bezweifelten, dass ein Zusammenleben in Vielfalt möglich sei, erklärte der Kardinal. Doch die Vielfalt sei längst Realität: „Wir leben jetzt schon zusammen mit verschiedenen Kulturen, Religionen, Konfessionen, mit Gläubigen und Ungläubigen, mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe.“ Bei der christlichen Botschaft der Nächstenliebe gehe es um „mehr als um Toleranz“, sagte Marx. „Nächstenliebe bedeutet: Unser Herz ist offen für alle Menschen“. Nächstenliebe sei die „Anerkennung des Anderen“. Dabei sei es wichtig, nicht zuerst zu fragen, „was wird aus mir, wenn ich helfe“, sondern stattdessen wie der Samariter im biblischen Gleichnis vom barmherzigen Samariter den Blick zunächst auf den Bedürftigen zu richten. Dieser Perspektivwechsel sei der „entscheidende Punkt, wenn wir über die Liebe reden, wenn wir darüber reden, wie wir miteinander umgehen, wie wir miteinander leben sollen“.
 
Pfadfinderinnen und Pfadfinder brachten das Friedenslicht in den Liebfrauendom, von wo aus es feierlich in Gemeinden und Gruppen ausgesandt wurde. Gemeinsam mit rund 1.500 jungen Menschen feierten den Aussendungsgottesdienst neben Kardinal Reinhard Marx der evangelisch-lutherische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis. Das Friedenslicht wird jedes Jahr im November von einem Kind in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem entzündet und anschließend nach Wien gebracht. Von dort aus verteilen es Pfadfinderinnen und Pfadfinder in die Städte und Dörfer Europas. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto „Frieden braucht Vielfalt – für eine tolerante Gesellschaft“.
 
Die Aktion „Friedenslicht aus Betlehem“ wurde 1986 vom Österreichischen Rundfunk ins Leben gerufen und wird in Bayern von den rund 40.000 Mitglieder zählenden Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbänden getragen. Diese sind neben der PSG die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Verband deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG). (ct)