Hass und Misstrauen in Europa entgegentreten

Kardinal Reinhard Marx: Christliche Prägung zeigt sich im Miteinander der Völker und Nationen
Kreuzweg der Völker 2019
Mehrere tausend Gläubige zogen beim "Kreuzweg der Völker" durch die Münchner Innenstadt. © Kiderle
München, 18. April 2019. Die christliche Prägung Europas wird nach Worten von Kardinal Reinhard Marx „erkennbar und spürbar“ in einem „Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens“. Christen müssten „gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neu Hass und Misstrauen gegeneinander gesät werden“, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Predigt zum „Kreuzweg der Völker“ in der Münchner Innenstadt am Karfreitag, 19. April: „Wir wollen uns dort engagieren, im Geiste Jesu, wo Brücken zueinander gebaut werden.“
 
Christen seien „Menschen der Versöhnung“, so Kardinal Marx, „die Gräben überwinden, die Streit beenden, die Miteinander ermöglichen, die Gemeinsamkeit suchen“. Diesen Geist sollten sie „nicht nur untereinander leben, sie sollen ihn einbringen in unsere Gesellschaft, in unser Gemeinwesen“. Deshalb gehe es beim „Kreuzweg der Völker“, der Menschen aus allen Nationen und Kulturen versammle, nicht nur um die Christen, sondern um „die ganze Menschheitsfamilie“, betont der Erzbischof. Der Kreuzweg sei ein „Zeichen der Hoffnung für alle, denn Jesus ist der Bruder aller Menschen“.
 
Kardinal Marx betont, am Karfreitag wüssten sich die Gläubigen mit jenen Christen, die „um ihres Glaubens willen verfolgt und benachteiligt werden“, besonders verbunden. „Wenn wir für die Rechte der Christen überall auf der Welt eintreten, besonders für die Rechte der Christen in totalitären Staaten und fanatisierten Gesellschaften, dann kämpfen wir damit auch für alle, deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden, unabhängig von ihrem religiösen Bekenntnis.“ Auch vom christlichen Glauben her sei es gut, „in einer freien, demokratischen Gesellschaft zu leben, in der die Würde der Person auch vom Gesetz her geachtet wird“, sagt der Erzbischof: „Deshalb setzen wir uns auch in der öffentlichen Debatte für Veränderungen ein, die diesem Ziel dienen, oder kritisieren Gesetze, die aus unserer Sicht die Menschenwürde beeinträchtigen und nicht dem Leben dienen, sondern andere Interessen im Blick haben.“
 
Mehrere tausend Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen begehen am Karfreitag gemeinsam mit dem Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und dem Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München, Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, den „Kreuzweg der Völker“, die traditionelle Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt. Nach der Eröffnung in der Jesuitenkirche St. Michael zieht die Prozession durch die Neuhauser und die Kaufingerstraße zum Marienplatz, wo eine Andacht den Kreuzweg abschließt. Die Kreuzwegandacht steht unter dem Motto „Wer begleitet heute Jesus auf dem Kreuzweg?“, inspiriert von dem Bibelwort „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,38). Gläubige verschiedener muttersprachiger Gemeinden gestalten den Weg mit Passionsliedern aus ihrer Tradition und tragen an den einzelnen Stationen Texte vor, die anhand des Leidensweges Jesu Christi an die Nöte erinnern, die Menschen heute durchleiden. Als Zeichen ökumenischer Verbundenheit stellt in diesem Jahr die griechisch-orthodoxe Metropolie München ein Vortragekreuz für den Kreuzweg zur Verfügung, der Männer-Chor der Metropolie nimmt am Gottesdienst an der Mariensäule teil. (gob)