„In Würde sterben an der Hand von Menschen, nicht durch die Hand von Menschen“

Kardinal Marx appelliert vor Bundestagsentscheidung: Keine Suizidbeihilfe in Deutschland
München, 2. November 2015. Vor den Entscheidungen des Bundestags zur Suizidbeihilfe und zur Stärkung der Palliativversorgung hat Kardinal Reinhard Marx eindringlich an die Parlamentarier appelliert, sich für eine Ausweitung der Hospiz- und Palliativmedizin und gegen organisierte Sterbehilfe auszusprechen. „Geschäftsmäßige, organisierte Hilfe zum Suizid darf es in Deutschland nicht geben“, bekräftigte Marx am Allerseelentag, 2. November, im Münchner Liebfrauendom. Zugleich sei es notwendig, „eine neue Qualität der Palliativmedizin voranzubringen – wir wollen uns als Kirche da gerne einbringen“, versicherte der Erzbischof von München und Freising beim Requiem für die verstorbenen Bischöfe und Erzbischöfe des alten Bistums Freising und der Erzdiözese München und Freising.
 
Nach Ansicht von Kardinal Marx gehört die Palliativmedizin „eigentlich zur Grundversorgung“: „Niemand soll alleine sterben, niemand soll mit Schmerzen sterben.“ Der Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung könne dazu beitragen, dass „jeder Wunsch nach Sterbehilfe verschwindet“, so Marx. Es sei „wichtig, Menschen zu helfen, in Würde zu sterben an der Hand von Menschen, nicht durch die Hand von Menschen“. Die Assistenz zum Suizid dürfe „nie zu den Aufgaben eines Arztes gehören“. Dies wäre ein völlig falsches Signal und würde ältere und kranke Menschen unter Druck setzen.
 
Marx bezog sich auch auf die im Zusammenhang von Flucht und Integration geführte Debatte über eine mögliche Leitkultur in Deutschland: Sollte es eine solche geben, dann gehörte dazu auch der Respekt vor der Würde des Lebens und Sterbens. „Wir als Christen haben in dieser pluralen Gesellschaft kraftvoll unser Zeugnis von der Würde des Lebens und des Sterbens einzubringen“, sagte der Kardinal. Er verwies auf „die große Kultur des christlich geprägten Bayerns, den Tod in rechter und würdiger Weise zu feiern“. Dazu gehöre auch die Friedhofskultur, die es gerade in diesen Tage zu pflegen gelte. (ck)