München, 2. Oktober 2025. Kardinal Reinhard Marx fordert die politisch Verantwortlichen und die Menschen in Deutschland dazu auf, das Gute zu stärken und eine Ordnung zu schaffen, in der kein Platz sei für Hass, Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus. In seinem Radiobeitrag für die Rundfunkreihe „Zum Sonntag“, der am Sonntag, 5. Oktober, gesendet wird, betont der Erzbischof von München und Freising, dass es in der Welt mehr Friedensboten als Kriegstreiber, mehr Mitmenschlichkeit als Hass, mehr Solidarität als Egoismus gebe. Zugleich erinnert er daran, wie viel in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren seit der Flüchtlingskrise 2015 geschafft worden sei. „Das ist ein hohes Gut in diesen Zeiten, in denen das Sicherheitsgefühl vieler Menschen beeinträchtigt ist: durch den Krieg gegen die Ukraine und die Lage in Israel und Palästina, durch eine diffuse weltweite Sicherheitslage, durch Angriffe gegen die Menschenwürde in Worten oder Taten, durch Antisemitismus und Rassismus.“
„Unglaublich viele Menschen“ hätten sich in den vergangenen Jahren engagiert, so Marx, in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, Vereinen und Gruppen, in kirchlichen Gemeinschaften, in den Pfarreien. „Das ist ein starker Einsatz, geprägt von Solidarität und Menschlichkeit, vom Streben nach Frieden und Menschenwürde.“ Die Menschen würden dafür aus dem schöpfen, was ihnen seit Jahrzehnten wichtig und allzu oft selbstverständlich geworden sei: „in einer Demokratie und einem solidarisch getragenen Sozial- und Rechtsstaat zu leben. Und vor allem: in Freiheit, Sicherheit und Frieden.“ Seit Generationen hätten die Menschen in Deutschland viel getan, „damit wir ein starkes, offenes, solidarisches Gemeinwesen sein können. Das alles kann niemand allein schaffen, das schaffen wir nur gemeinsam mit allen, die hier leben. Diese tief verwurzelte demokratische Haltung können auch Populisten und Nationalisten nicht zerstören.“
Er habe den Satz „Wir schaffen das!“ der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 stets als Ermutigung verstanden in einer Zeit großer Herausforderungen – und als Appell „an unser Gemeinwesen, dieser Lage nicht auszuweichen. Natürlich haben wir in den letzten zehn Jahren auch gemerkt, was nicht gut läuft und was wir verbessern müssen“, räumt der Kardinal ein. Das ändere aber nichts an der grundsätzlichen Haltung und Offenheit. „Es bleibt ein gemeinsamer gesellschaftlicher Lernweg.“
Marx erinnert an Paul VI., der als erster Papst vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen gesprochen und die Weltgemeinschaft zum Frieden ermutigt habe: „Niemals mehr die einen gegen die anderen (…) Nie wieder Krieg!“ Er wünsche sich, dass diese Botschaft auch heute gehört werde, „und wir nicht Resignation und Zynismus gewinnen lassen. Dann schaffen wir das – gemeinsam!“ (hor)
Hinweis: Der Hörfunkbeitrag wird am Sonntag, 5. Oktober, um 7.25 Uhr auf Bayern 2 Radio in der Reihe „Zum Sonntag“ ausgestrahlt und kann zudem unter
www.br.de/zum-sonntag gelesen und angehört werden.