Kardinal Marx: Seelsorge und Medizin vernetzen

Grußwort bei Festakt anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Münchner Heckscher-Klinik
München, 1. Oktober 2019. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, hat die Bedeutung einer Vernetzung von Seelsorge und Medizin bei der Betreuung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen hervorgehoben. Das „seelsorgliche Element und das medizinische“ müssten zusammenkommen, sagte Marx in einem Grußwort beim Festakt anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Heckscher-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Montag, 30. September, in München. Es gelte zu fragen, wie Vernetzung geleistet werden könne, sodass „die Kinder wieder voll am Leben teilhaben können“. Das Ziel sei, dass die Kinder „integriert werden, dass sie ihr Leben finden, dass sie ihr Glück finden.“
 
Mit Blick auf die Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie erklärte der Kardinal, es gehöre zur „großen christlichen, abendländischen, aufklärerischen Tradition, Wissen und Wahrheit nicht zu verdrängen.“ Das gelte „auch für die Kirche selbst, mit dem, was wir auch an dunklen Seiten, gerade im Bereich des Missbrauchs an Kindern erlebt haben“. Wichtig sei, die Wahrheit nicht zu verschleiern, sondern „hinzuschauen, aufzuarbeiten und Prävention zu leisten“. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse seien zu nutzen, denn, so Marx, „Wissenschaft bringt uns der Wahrheit näher“. Die Erkenntnisfortschritte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie führten auch zu einem Aufruf zum Handeln, zu mehr Arbeit sowie zu höheren Kosten: „Wir wissen mehr, also müssen wir auch mehr tun.“
 
Marx dankte der Klinik, die die Erzdiözese im Bereich der Prävention sexuellen Missbrauchs berät. Die Beratung trage dazu bei, dass „wir alle gemeinsam lernen, wie wir Übel überwinden, Kindern helfen, Wege bahnen, damit Chancen da sind, damit Prävention da ist, damit Kinder Lebensmöglichkeiten bekommen. Umgekehrt wolle die Erzdiözese „gerne an Ihrer Seite stehen und da helfen, wo wir können“, sagte der Erzbischof, an die Klinikleitung gewandt, und hob besonders die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit kirchlichen Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, der Caritas und der Flüchtlingshilfe hervor.
 
Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gemäß der christlichen Tradition müsse immer der einzelne Mensch, das einzelne Kind, im Mittelpunkt stehen, erklärte Marx. Alle Menschen seien Bilder Gottes und hätten eine Botschaft. Das mache sie zu einem „großen Wunder“. Eine Gesellschaft, die sich auf diese Tradition berufe, müsse sich an ihrem Umgang mit den Schwächsten messen lassen. (ct)