Erzbischof fordert bei Diözesanrat, Laien und Frauen in der Ortskirche stärker einzubinden
Ohlstadt, 19. Oktober 2024. Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, nicht auf Entscheidungen auf weltkirchlicher Ebene zu warten, etwa zur Öffnung von Weiheämtern wie dem Diakonat für Frauen, sondern in den Pfarrgemeinden die aktuellen Möglichkeiten auszureizen, um Laien und besonders Frauen einzubinden. „Wichtig ist: Was tun wir jetzt, damit vor Ort Gottesdienst gefeiert werden kann, damit wir möglichst vielen Menschen eine Begegnung mit Christus ermöglichen“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstag, 19. Oktober, bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese in Ohlstadt. Dazu gebe es verschiedene Ausbildungswege, ergänzte er etwa mit Blick auf die ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter von Wortgottesdiensten, die auch die Kommunion an die Gläubigen verteilen. „Das unterstütze ich sehr. Wir brauchen das Zeugnis aller, auch im liturgischen Bereich. Dann können wir etwas tun, das den Menschen aufhilft“, betonte Marx und verwies auch auf die Möglichkeiten der Laienpredigt.
Zur Frage nach dem Diakonat der Frau, Gegenstand von Diskussionen im Kontext der aktuell in Rom tagenden Weltsynode der Katholischen Kirche, bekräftigte Kardinal Marx seine persönliche Position: „Ich glaube nicht, dass da Hindernisse sein müssen.“ Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Ämterfrage auf weltkirchlicher Ebene weiter diskutiert werden müsse und warb dafür um Geduld. „Entscheidend ist, dass wir in den Gemeinden ortsnah die Sakramente feiern“, führte der Erzbischof weiter aus. Marx warnte davor, die Gemeinden von der Eucharistie zu „entwöhnen“, da sie die Mitte des katholischen Glaubens und „der Herzschlag der Kirche“ sei. Dafür müssten auch die schon zum jetzigen Zeitpunkt bestehenden Möglichkeiten in den Pfarreien genutzt werden. „Unsere Motivation sollte sein: Jetzt tun wir etwas für die Menschen, jetzt machen wir, was sinnvoll ist. Das ist keine Vertröstung, sondern ein Blick auf die Realität“, so der Erzbischof.
Kardinal Marx würdigte in diesem Zusammenhang neben dem Synodalen Weg der deutschen Kirche besonders das im Mai 2024 gegründete Synodale Gremium der Erzdiözese München und Freising. Der Rat aus überwiegend gewählten Gremienvertreterinnen und -vertretern und der Diözesanleitung spricht mit dem Erzbischof über grundlegende Themen, welche die gesamte Erzdiözese betreffen, und erarbeitet für ihn Vorschläge für Beschlüsse zur Umsetzung. „Natürlich können wir dabei das eine oder andere noch verbessern, aber das ist gelebte Synodalität“, unterstrich Marx. In Deutschland sei so eine „intensive Synodalität entstanden, die nicht nur nach innen geht, nicht nur kircheninterne Themen behandelt und um sich selbst kreist, sondern den Auftrag der Kirche für die Welt sieht“. Der Erzbischof dankte besonders dem Diözesanrat für sein Engagement: „Sie zeigen, dass wir etwas zu sagen haben, und tragen dazu bei, die Kirche zukunftsfähig aufzustellen.“
Der Diözesanrat der Katholiken ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese. In die Vollversammlung werden Vertreterinnen und Vertreter der Dekanatsräte sowie der katholischen Verbände und Organisationen entsandt. Die rund 170 Delegierten der Herbstvollversammlung beschäftigten sich mit dem Thema „Christ:in sein heißt politisch sein“. Nach einem Impuls von Politikwissenschaftler Andreas Püttmann diskutierte Kardinal Marx mit Püttmann sowie mit Landrat Josef Niedermaier auf dem Podium über die Frage, wie die Kirche dem demokratischen Gestaltungsauftrag gerecht werden könne. Neben Kardinal Marx berichteten bei der Versammlung auch der Vorsitzende des Diözesanrats, Armin Schalk, sowie der Vorstand. Der Erzbischof feierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern außerdem einen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius. (kbr)