Katholische Laien stellen mobiles Arbeiten auf Prüfstand

Landeskomitee der Katholiken fordert Entscheidungsfreiheit für Beschäftigte und warnt vor Überlastung
Landeskomitee der Katholiken in Bayern
München, 25. Oktober 2022. In einer aktuellen Stellungnahme fordert das Landeskomitee der Katholiken in Bayern mehr Entscheidungsfreiheit für Beschäftigte bei der Frage, ob sie im so genannten Home-Office oder an ihrem regulären Arbeitsort arbeiten möchten. Zahlreichen Vorteilen stünden „Nachteile im gleichen Umfang entgegen“, weshalb es „den Beschäftigten selbst überlassen sein“ müsse, ob sie, „die grundsätzliche Möglichkeit dazu vorausgesetzt“, mobil arbeiten möchten. In den Monaten der Pandemie, die einen „besonderen Boom des Home-Office“ ausgelöst habe, sei die Arbeit von Zuhause als potenzielle Maßnahme für ein autonomeres Arbeiten „bei zahlreichen Beschäftigten entzaubert“ worden, stellt das Landeskomitee fest.
 
Gemäß Zahlen des Statistischen Bundesamtes seien vor März 2020 rund vier Prozent der Arbeit in Deutschland in Heimarbeit erledigt worden. Diese Zahl sei während der Corona-Pandemie „von Welle zu Welle weiter auf zuletzt 27,9 Prozent im Dezember 2021“ angestiegen, so das Landeskomitee. Experten gingen zudem davon aus, dass ein erheblicher Teil der Beschäftigten diese Arbeitsform beibehalten werde. Angesichts dessen betonen die katholischen Laien das Potenzial des mobilen Arbeitens, „den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, mithin also Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen“, sowie mögliche positive Folgen für die Stadt- und Wohnraumentwicklung. Insbesondere für Pendler loben sie zudem die Zeitersparnis bei wegfallendem Arbeitsweg, warnen zugleich aber vor einer Aufweichung der Grenze zwischen Arbeits- und Freizeit, wenn die Wohnung das Büro ablöst.
 
Auch weist das Landeskomitee darauf hin, dass die „neue Freiheit“ mit dem „Verschwinden der beruflichen sozialen Kontakte“ einen hohen Preis haben könne. Alleinlebende Beschäftigte liefen Gefahr, ohne den informellen Austauscht unter Kolleginnen und Kollegen zu vereinsamen. Für eine Regelung des Home-Office, die dem Menschen diene, schlägt das Landeskomitee „eine ausgewogene Balance aus Präsenz und mobiler Arbeit“ vor. Diese diene den Flexibilisierungswünschen der Beschäftigten, schiebe einer möglichen Selbstausbeutung aber den Riegel vor.
 
Um einer „Entgrenzung“ der Arbeit vorzubeugen, empfehlen die katholischen Laien unter anderem Schulungsmaßnahmen, um die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit klar ziehen zu können, sowie „organisatorische Vorgaben wie etwa Mailfilter nach einer bestimmten Uhrzeit und eine Laptop-Sperre nach zehn Stunden Betrieb“. Es brauche Betriebsvereinbarungen in den Unternehmen, um diesbezügliche Mitbestimmung der Beschäftigten zu fixieren. Im privaten Bereich stelle sich die Frage nach der familiären Rollenaufteilung. Hier müsse vermieden werden, dass „vor allem Frauen gleichzeitig für Haushalt, Familie und Beruf zuständig sind“. Männer und Frauen, Väter und Mütter müssten gemeinsam nach Lösungen suchen, um die Möglichkeit einer „strukturellen Überforderungen des einen Geschlechts zurückzudrängen“. (hs)


Stellungnahme
des Landeskomitees zum Download