Kirchen zum Kriegsende: Extremisten nicht die Oberhand lassen

Ökumenischer Gottesdienst im Münchner Dom als Mahnung, Freiheit in Menschlichkeit zu verteidigen
München, 8. Mai 2025. Bei einem ökumenischen Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom anlässlich des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren haben katholische und evangelische Kirche den aktuellen Auftrag aus dem Gedenken betont. „Wir müssen alles tun, damit extremistische Kräfte niemals mehr die Oberhand in unserem Land bekommen“, mahnte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Christoph Klingan, in seiner Begrüßung. Der 8. Mai 1945 als offizielles Kriegsende mit der Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht sei ein „unermesslich wichtiger Wendepunkt“, so Klingan. „Der Blick auf unser Land und darüber hinaus, dabei besonders auf die Kriegsgebiete unserer Tage, fordert uns auf, Erinnerung und Auftrag wirklich ernst zu nehmen.“ Der Generalvikar erinnerte daran, dass „Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde wirklich urchristliche Werte“ seien, für die es sich „auch im Jahr 2025 in christlicher Weltverantwortung konfessionsübergreifend einzusetzen“ gelte.
 
                Der Regionalbischof im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Schwaben-Altbayern, Thomas Prieto Peral, nannte die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in seiner Predigt „schmerzhaft, aber notwendig, denn sie enthält eine Warnung und einen Auftrag für uns“. Die Trümmer, in denen München vor 80 Jahren gelegen habe, seien nicht allein die Folge einer militärischen Niederlage gewesen. „Es sind die Trümmer eines moralischen und geistlichen Versagens“, so Prieto Peral. „Es war der Verlust an Mitmenschlichkeit, der unser Land in den Abgrund führte.“ Der Regionalbischof versprach: „Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist nie abgeschlossen – und unsere Verantwortung in der Gegenwart ist wach.“ Leider zeigten aber „alte Geister neu ihre Fratze“, indem der Antisemitismus heute wieder sein „hässliches Haupt“ hebe.
 
                In dem Gottesdienst wurde ein Text verlesen, den die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, eigens dafür verfasst hatte. Darin sprach sie den Soldaten der alliierten Armeen „bis heute tief empfundenen Dank“ für die Befreiung der Menschen aus. Vor allem für die abertausend Verfolgten, die in den Todeslagern, in Verstecken oder im Exil überlebt hatten, sei damit ein „Ende der permanenten Todesangst und die Chance auf eine Rückkehr in ein Dasein als Mensch“ verbunden gewesen. „So habe auch ich es erlebt.“ Zugleich habe zur Befreiung eine „unendlich tiefe Trauer“ gehört um die, für die sie zu spät gekommen sei. Knobloch mahnte: „Aus dem Gedenken an diese Opfer ist uns allen in diesem Land die Verantwortung erwachsen, die bitter errungene Freiheit als eine Freiheit in Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Bei uns fängt es an – wir haben die Entscheidung.“ (uq)