Generalvikar Klingan spricht bei Friedensgebet gemeinsam mit weiteren Vertretern des Rats der Religionen
München, 22. Oktober 2025. Gläubige aller Religionen ruft Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, dazu auf, „Quelle von Versöhnung und Frieden“ zu sein. Voraussetzung dafür sei vor allem „der Respekt voreinander, eine wertschätzende Haltung, die zuhört und im anderen eine Bereicherung sieht“, so Klingan in seinem Grußwort anlässlich des Friedensgebets des Rats der Religionen München in der ehemaligen Karmeliterkirche in München am Mittwochabend, 22. Oktober.
In seiner Ansprache verweist Generalvikar Klingan allerdings auch auf die zwiespältige Rolle der Religionen bei politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Häufig erwiesen sich Religionen nicht als Kraft des Friedens, sondern „verschärfen die Konflikte oder lassen sich missbrauchen von machtpolitischen Interessen“. Dagegen wolle man angesichts der „Spannungen, gewaltsamen Auseinandersetzungen und Kriegen in der Welt“ mit dem gemeinsamen Friedensgebet „ein anderes Signal aussenden: Wir wollen trotz Verschiedenheiten, trotz unterschiedlicher Positionen in manchen Fragen, weiter im Gespräch sein“. Das gemeinsame Gebet, aber auch der tägliche Einsatz in Gedanken, Worten und Taten, solle einem Frieden gelten, der „mehr ist als die Abwesenheit von Krieg. Frieden ist Sicherheit, Gerechtigkeit, Wohlstand, praktizierte Menschlichkeit.“
Mit Hoffnung, aber auch Sorge blickt Generalvikar Klingan auf die Entwicklungen im Nahen Osten. Er empfinde wie viele andere in diesen Tagen „einerseits große Freude über die Freilassung der noch lebenden israelischen Geiseln und das Ende der Kampfhandlungen“, auf der anderen Seite aber auch „große Trauer über die toten Geiseln, die immer noch nicht alle übergeben wurden, sowie die vielen unschuldigen zivilen Opfer im ganzen Nahen Osten“. Noch sei nicht klar, „ob der Frieden hält, ja ob wirklicher, dauerhafter Frieden möglich sein wird. Wir wünschen es uns so sehr.“ Das Gebet der Vertreterinnen und Vertreter der Religionen für einen dauerhaften Frieden und eine gerechte Zukunft im Nahen Osten, „in der Ukraine, im Sudan und überall, wo es derzeit massive Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen gibt“, könne, so Generalvikar Klingan, unter dem Leitwort „Verschieden – aber im Gebet vereint“ stehen. Das Beten für das gemeinsame Anliegen sei ein wichtiges Zeichen und führe zusammen, wie dieser Abend in der ehemaligen Karmeliterkirche zeige.
Neben Generalvikar Klingan und dem Stadtdekan im Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk München, Bernhard Liess, wirken bei dem Gebet mit: Rabbiner Tom Kučera von der Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom; Imam Belmin Mehic für das Münchner Forum für Islam; Ergün Erdoğan und Hayal Tijda Erenler für die Alevitische Gemeinde München; der bulgarisch-orthodoxe Erzpriester Nedialko Kalinov; Erika Grimm für die Deutsche Buddhistische Union; Sandra Schönitzer und Dietmar Bruckmann für die Baha’i-Gemeinde; und Matthias Tranum für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Münchner Religionsgemeinschaften lesen und rezitieren Texte aus ihren jeweiligen Heiligen Schriften, singen und sprechen Gebete aus ihren Traditionen. Zudem nimmt Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, an der Veranstaltung teil und spricht ein Grußwort.
Der Rat der Religionen in München wurde im Juli 2016 gegründet, um die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften vor Ort zu stärken und durch Dialog und Beratung das gegenseitige Verständnis und Zusammenleben in der Stadtgesellschaft zu verbessern. (fho)