„Mächten den Todes“ die Deutung nicht überlassen

Kardinal Marx mahnt: „Den Teufel überwindet man nicht, indem man selber wie ein Teufel wird“
München, 2. Februar 2025. „Der Mensch soll frei sein, muss frei sein. Und die Quelle der menschlichen Freiheit ist die Begegnung mit Gott.“ Diese Überzeugung, zitiert nach einem Text des Widerstandskämpfers Pater Alfred Delp SJ, stellte Kardinal Reinhard Marx ins Zentrum seiner Predigt am Abend des Fests Darstellung des Herrn, das traditionell Mariä Lichtmess genannt wird. Zu Beginn des Gottesdienstes am Sonntagabend im Münchner Liebfrauendom waren Kerzen geweiht worden, eine Lichterprozession schloss sich an. Christus selbst habe sich in den Tod hineinbegeben, um die Mächte des Todes zu zerstören, so der Erzbischof von München und Freising, der mahnte: „Den Teufel überwindet man nicht, indem man selber wie ein Teufel wird, wie manche denken – auch im politischen Feld.“ Der Teufel werde dadurch überwunden, „dass wir uns in Freiheit hingeben im Geist der Liebe“, erklärte der Kardinal und erinnerte an das Jesuswort „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer es um meinetwillen verliert, wird es retten“.
 
Marx sagte: „Die wahre Freiheit findet ihr nicht, indem ihr euch mit Macht durchsetzt über andere, indem ihr andere unterwerft und herrscht über sie und ein Triumphgeheul anstimmt als Sieger über die Besiegten.“ Es gelte, den „Mächten des Todes, den Freislers, den Henkern dieser Welt“, die Deutung über den Tod nicht zu überlassen. Der Jesuitenpater Delp war vom nationalsozialistischen Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler wegen Hoch- und Landesverrats zum Tode verurteilt worden, am Sonntag jährte sich die als Hinrichtung bezeichnete Ermordung Delps zum 80. Mal. Delp habe „diesen Schreihälsen, diesen Mächtigen, die meinten, sie hätten das letzte Wort“ die Deutung nicht überlassen. Durch „seine innere Hingabe, seinen Akt der Freiheit“ habe er „alles verändert“, sagte Kardinal Marx.
 
Der 2. Februar ist zugleich „Welttag des geweihten Lebens“, weswegen zahlreiche Mitglieder von Orden und geistlichen Gemeinschaften den Gottesdienst an Mariä Lichtmess im Liebfrauendom mitfeierten. Marx erinnerte daran, dass Delp die Freilassung angeboten worden sei, wenn er aus dem Jesuitenorden austrete. Delp habe das trotz schwerster Folter verweigert. „Liebe Schwestern und Brüder, dieses Zeugnis von Pater Delp ist groß, gerade für Ordensleute ein wichtiger Wegbegleiter“, hob Marx hervor. Von Delp seien viele Schriften aus dem Gefängnis geschmuggelt worden, erinnerte Marx. Man habe seine Asche auf den Berliner Rieselfeldern verstreut, damit man seiner nicht gedenken könne. „Aber es kam anders“, betonte der Kardinal. Jesuitenorden und Erzdiözese München und Freising bereiteten jetzt das Seligsprechungsverfahren für Alfred Delp SJ vor. (glx)