Marx: „Bringen wir uns kraftvoll mit unserer Hoffnung ein“

Erzbischof appelliert in Silvesterpredigt für „ein gemeinsames Narrativ der Hoffnung“
München, 31. Dezember 2022. Zum Jahreswechsel betont Kardinal Marx, dass Kirche, Staat und Gesellschaft Krisen nur überwinden können, „wenn sie ein gemeinsames ‚Narrativ‘ der Hoffnung miteinander teilen“. Sie sollten sich „nicht durch die vielen Probleme und Krisen niederdrücken lassen, sondern zusammenstehen im Kleinen und im Großen, aufeinander achten, miteinander teilen und kraftvoll nach neuen Wegen suchen“. Die Hoffnung müsse größer sein als die Sorgen, mit denen viele in das neue Jahr 2023 gingen, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Silvesterpredigt am Samstag, 31. Dezember, im Münchner Liebfrauendom. „Für diese gemeinsame Hoffnung tragen wir als gläubige Menschen eine besondere Verantwortung“ sagt Marx und appelliert: „Verdoppeln wir durch unser Klagen nicht die Beschwernisse der Krisen, sondern bringen wir uns kraftvoll mit unserer Hoffnung ein in die Gesellschaft und in die Kirche.“
 
In den letzten Tagen des Jahres sei oft wiederholt worden, dass „ein wirkliches Krisenjahr“ zu Ende gehe, so Marx: „Krieg, Klima und Energiekrise, Inflation und neue Flüchtlingsbewegung, all das hat uns geprägt und beschäftigt.“ Viele große Herausforderungen würden wohl auch im kommenden Jahr bleiben. Das gelte auch im Bereich der Kirche, die „wie von Krisen geschüttelt“ wirke und ihren Weg in die Zukunft suche, so Marx. Im gesellschaftlichen wie im kirchlichen Bereich gebe es zu Begriffen wie „Zeitenwende, Neuaufbruch, Veränderung, Zukunftsvisionen“ offene Fragen nach dem „Wo und Wie?“, stellt der Erzbischof fest. Dabei sei der Ausgangspunkt jeder Erneuerung und jedes Aufbruchs, „sich neu der Grundlagen des gemeinsamen Weges zu erinnern, sozusagen das ‚Narrativ‘ zu erneuern und auf die jetzige Zeit zu übertragen“, so Marx. Bezogen auf die Kirche müsse dabei klar sein: „Niemand leugnet das Versagen und Scheitern der Vergangenheit und über dieses Versagen darf man nicht schweigen“, jedoch könne das „nicht das letzte Wort sein“. Die Bischöfe und Priester trügen „eine besondere Verantwortung, auch für die Vergangenheit, und ich persönlich drücke mich nicht davor“, betont der Kardinal. Doch alle seien gemeinsam aufgerufen, miteinander die Frohe Botschaft lebendig zu halten, „nicht für uns, sondern für die ganze Welt“.
 
Die Kirche habe den Auftrag, „für alle Menschen die Hoffnung zu bezeugen, dass der Bund Gottes mit den Menschen, mit der Schöpfung niemals aufgehoben wird“. Dies werde deutlich im Symbol des Regenbogens, das mehr sei „als das Zeichen für bestimmte Gruppen oder politische Aktivitäten“. Der Regenbogen sei biblische Zeichen des Bundes und dafür, dass wir grundsätzlich vertrauen dürfen, dass Gottes Liebe und Gottes Erbarmen durch alle Krisen und Zusammenbrüche hindurch unzerstörbar ist.“, so Marx. Das zu verkünden und zu feiern inmitten der Menschheit sei „unser Auftrag als Kirche. Diese Sendung dürfen wir nicht verraten und dazu sind alle aufgerufen.“ (hs)