Marx an Betroffene: „Wir wollen weitergehen“

Bei einem Tag der Begegnung unterstreicht der Erzbischof die Notwendigkeit konsequenter Aufarbeitung
München, 24. September 2022. Bei einem Tag der Begegnung mit Betroffenen von sexuellem Missbrauch hat Kardinal Reinhard Marx die Notwendigkeit betont, „zuzuhören und aufzunehmen“, um Aufarbeitung als einen „Lernweg“ weiterzugehen und Angebote gemeinsam zu verbessern. Der Erzbischof von München und Freising nannte den vielfach geschehenen Missbrauch eine „schreckliche Wirklichkeit in der Kirche, die wahrscheinlich über Generationen immer da war. Die jetzt aufgebrochen ist, Gott sei Dank!“ An die Betroffenen gerichtet entschuldigte Marx sich persönlich und im Namen der Erzdiözese für das, was sie im Raum der Kirche erlitten haben. Veranstaltet wurde der Begegnungstag, der in den Räumen der Hanns-Seidel-Stiftung stattgefunden hat und live per Stream im Internet übertragen wurde, von der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) für sexuellen Missbrauch in der Erzdiözese. Mehr als 50 Teilnehmende hatten sich angemeldet.
 
Marx sagte auch, wie sehr ihn nach wie vor erschrecke, dass Mitarbeiter der Kirche Kinder und Jugendliche missbraucht haben. „Viele in der Kirche wollten das nicht wahrhaben, nicht hinsehen“ und die Institution sei stärker im Blick gewesen als der Schutz der Opfer. Seit einigen Jahren werde „Aufarbeitung Schritt für Schritt“ umgesetzt „und wir tun alles, dass das nicht wieder vorkommt“, so Marx. Der Kardinal dankte allen Betroffenen, die mithelfen, obwohl sie sich dabei erneut mit ihrem Schmerz auseinandersetzen müssen. „Sie leisten auch für andere einen Dienst“. Der Erzbischof signalisierte, dass der Begegnungstag einen weiteren Impuls dafür darstelle, wie Aufarbeitung und Prävention sowie Seelsorge und Unterstützung für Betroffene in unterschiedlichen Formaten thematisiert und verbessert werden: „Wir wollen da nicht nachlassen. Wir wollen weitergehen.“ Zugleich dankte Kardinal Marx Gremien wie dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für deren Dienst.
 
Bei der Veranstaltung berichteten die Mitglieder der UAK über ihre bisherige Tätigkeit. Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann informierten, welche Angebote die Erzdiözese für Betroffene bereithält. Zudem bestand für die Anwesenden die Gelegenheit, mit Kardinal Marx, dem Generalvikar und der Amtschefin persönlich ins Gespräch zu kommen und alle entsprechenden Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner kennenzulernen, direkt zu sprechen oder Gesprächstermine zu vereinbaren. Außerdem hat die UAK die Teilnehmenden um Anregungen gebeten, um ihre künftige Arbeit noch stärker an den Vorstellungen und Bedürfnissen der Betroffenen auszurichten.
 
Die Unabhängige Aufarbeitungskommission hat das Ziel, die Erzdiözese München und Freising bei Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen kritisch zu begleiten. Sie versteht sich dabei als Organ, das die Anliegen des Betroffenenbeirats unterstützt und – durch den Blick von außen – der Erzdiözese München und Freising konkrete Empfehlungen für strukturelle, institutionell umsetzbare Verbesserungen in der Realität des Umgangs mit dem Missbrauchs-Thema an die Hand gibt. Weitere Informationen und ein Kontakt sind einsehbar unter www.erzbistum-muenchen.de/aufarbeitungskommission. (hs)
 
Hinweise:
Informationen zur Unterstützung für Missbrauchsbetroffene finden sich unter www.erzbistum-muenchen.de/unterstuetzung-fuer-betroffene. Die Anlaufstelle der Erzdiözese für Betroffene ist von montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und dienstags und mittwochs zusätzlich von 16 bis 19 Uhr unter Telefon 089/2137 7 70 00 zu erreichen.