Marx zu Jugendverbänden: „Seid mystisch und politisch“

Erzbischof feiert Gottesdienst zum 75-jährigen Bestehen des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend
München, 24. Juli 2022. Kardinal Reinhard Marx hat die katholischen Jugendverbände dazu ermutigt, für ihre Aufgabe Orientierung und Kraft aus dem Gebet zu schöpfen: „Ohne Gebet können wir nicht erkennen, was die Wunden der Welt sind, ohne Gebet können wir das Prophetische nicht entdecken, können wir das Politische nicht sehen – es gibt keinen Gegensatz von Frömmigkeit und Politik“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstagabend, 23. Juli, bei einem Gottesdienst in der Jugendkirche München anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiözese München und Freising. „Mystisch und politisch“ solle der BDKJ sein, betonte der Kardinal, „lasst es euch nicht nehmen, dass ihr auch ein geistlicher Verband seid – und einer, der etwas voranbringen will“. In Anlehnung an die Schrift „Zur Mystik und Politik der Nachfolge“ des Theologen Johann Baptist Metz nahm er damit auch Bezug auf das Motto des BDKJ „katholisch, politisch, aktiv“. „Ohne geistliche Tiefe sind wir hohl, sind wir nur eine politische Aktionsgruppe. Auch wenn wir manche Idee teilen, die auch andere haben, aber wir wollen sie einbringen mit der Kraft des Glaubens“, so Marx in seiner Predigt.
 
Dabei bedeute Gebet nicht „abgestandene Frömmigkeit oder auswendig gelernte Texte“, sondern „es öffnet sich eine Tür und ich stehe ich einem neuen Horizont, im Horizont der Liebe Gottes, die neue Schöpfung ist sichtbar“. Gerade jetzt ist dies laut Kardinal Marx von zentraler Bedeutung: „Wir haben den Eindruck, dass sich eine Epoche der Kirchengeschichte dem Ende nähert“, manch alte Vorstellung von der Volkskirche, auch von den Verbänden gehe auf ein Ende zu. Nun stelle sich die Frage: „Werden wir einen Aufbruch erleben, wie wird es weitergehen, wie werden die jungen Christen in 20, in 50 Jahren Christen sein?“ Das Jubiläum könne Anlass sein, „sich zu vergewissern, welche Chancen im Zusammenbruch mancher Dinge in der Kirche bestehen“. Dies werde auch beim Synodalen Weg diskutiert: „Wir müssen fragen, was hinderlich ist und was uns in die Mitte führt, in den Kern des Glaubens.“ Maßgeblich müsse eine auf die Gegenwart bezogene Sicht auf das Evangelium sein: „Für das, was wir hier und jetzt tun, sind wir verantwortlich“, sagte Marx weiter. Der BDKJ sei dazu aufgerufen, dies wachzuhalten.
 
„Die Verbände haben die Kraft und die Energie, in Kirche und Gesellschaft etwas zu bewegen“, betonte Kardinal Marx. Der Erzbischof dankte dem BDKJ für seine Arbeit und rief seine Vertreterinnen und Vertreter auf, sich auch weiterhin in diesem Sinne einzubringen: „Bittet, sucht, klopft an, bleibt nicht bei dem stehen, wo ihr seid, bleibt aufmerksam, bleibt unruhig. Bringt Schwung hinein, macht Mut – es geht um die jungen Leute, da stehe ich hinter euch.“
 
Der BDKJ München und Freising ist der Dach- und Spitzenverband der katholischen Jugendverbände im Erzbistum. 1947 wurde er sowohl bundesweit als auch im Erzbistum München und Freising gegründet. Seitdem setzt er sich diözesanweit für die politischen, sozialen und kirchlichen Interessen junger Menschen ein. In der Erzdiözese vertritt er nach eigenen Angaben rund 102.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in katholischen Jugendverbänden und der katholischen Jugendarbeit in den Pfarreien aktiv sind. (kbr)