„Weihnachten lenkt den Blick auf die Menschheitsfamilie“

Kardinal Marx: Motivation für ein besseres Miteinander und zum Einsatz für die Zukunft des Planeten
München, 23. Dezember 2019. An Weihnachten das Kind von Bethlehem zu sehen, bedeutet laut Kardinal Reinhard Marx, auf die gesamte Menschheitsfamilie zu blicken: „Dieses Kind ist der Bruder aller Menschen. In seiner Menschwerdung nimmt Gott jeden Menschen in den Blick und in die Arme.“ Christ sein heiße, „an diesem Projekt Gottes zur Erlösung der Welt teilzunehmen“, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend, Dienstag, 24. Dezember, bei der Christmette im Münchner Liebfrauendom. Wer diese Botschaft ernst nehme, müsse sich für das Wohl der Menschen und der Umwelt einsetzen und „darf nicht mehr nur das eigene Ich, die eigene Nation sehen und die eigenen Interessen im Blick haben“.
 
Marx verweist auf ein unruhiges Jahr 2019, in dem „Spannungen, Polarisierungen, Unsicherheiten und Ängste“ gewachsen seien. „Irgendwie spüren wir, dass eine alte Welt vergeht, aber das, was kommt, wird noch nicht wirklich sichtbar und löst deshalb Sorgen und Ängste aus“, so Kardinal Marx. Im Zentrum der Sorgen vieler Menschen stehe das Wohl des Planeten: „Die Demonstrationen gerade junger Menschen haben aufgerüttelt. Aber was tun? Wie geht es weiter?“
 
Als Gegenentwurf zu den Sorgen und Ängsten nimmt Marx mit Optimismus Bezug auf die erste Mondlandung vor 50 Jahren. Diese habe den Blick auf die Hoffnungen und Erwartungen gelenkt, die in der Zukunft liegen: „Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte war es möglich, nicht nur auf dem Mond zu landen, sondern auch den blauen Planeten Erde von außen zu sehen und seine Einmaligkeit und Schönheit zu bestaunen.“ Diese Draufsicht habe gezeigt, wie kostbar und im Universum einzigartig die Erde sei. Dabei sei außerdem deutlich geworden, „dass wir alle eine Menschheitsfamilie sind, die zusammengehört, die ,das gemeinsame Haus der Erde bewohnt‘, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika ,Laudato si‘ so sehr unterstrichen hat.“
 
Diese reflektierte Sicht müsse zu mehr Gemeinschaft und Dankbarkeit motivieren sowie „zum Einsatz für ein besseres Miteinander und für die Zukunft dieses Planeten“. An Weihnachten werde deutlich, dass der Blick auf Christus mit dem Blick auf die gesamte Menschheit gleichzusetzen sei, so Marx. Wenn alle Gläubigen sich auf den Weg dieses Kindes Jesus von Nazareth einließen, „wird die Welt insgesamt in eine Richtung bewegt, die auf das Heil aller Menschen und der ganzen Schöpfung ausgerichtet ist“. Christen müssten – nicht nur an Weihnachten – sagen: „Da wollen wir dabei sein.“ (hs)